Lange, viel zu lange haben Bayside aus Long Island, New York gebraucht, um endlich nach Europa zu kommen. Dass es sich bei den zwei in Deutschland stattfindenden Konzerten dann auch nur um Support-Gigs für New Found Glory handeln sollte, schmälerte den Enthusiasmus im Vorfeld der Shows jedoch nicht im Geringsten. Und so brauchte die Band an diesem Abend im Hamburger Knust auch nur wenige Minuten, um den vorderen Teil des gut gefüllten Clubs in ein tanzendes, Fäuste reckendes Knäuel zu verwandeln. Vor allem Bassist Nick Ghanbarian gerierte sich von der ersten Sekunde an als unglaublicher Anheizer, der fast permanent einen Fuß auf dem Monitor und einen Zeigefinger im Publikum hatte. Sänger Tony Raneri und Gitarrist Jack O'Shea gaben sich zu Beginn noch etwas ruhiger, doch auch ihnen war die Begeisterung über die Publikums-Resonanzen schnell anzumerken. “It's unbelievable, that you can sing all the songs, even though you're not able to buy our records here“ stellte Tony irgendwann in Anspielung auf ihr altes Label Victory Records fest, das sich nie um einen Vertrieb der Bayside-Releases in Europa gekümmert hatte. Dies dürfte sich in Zukunft ändern, denn nach dem Streit mit Victory sind die Jungs gerade auf der Suche nach einer neuen Plattenfirma. Dass in dieser Hinsicht jedes weitere Vernachlässigen des Kontinents sträflich wäre, dürfte die Band spätestens nach der euphorischen Antwort auf die Frage “Will you come back to our shows, if we're not on tour with New Found Glory next time?“ gecheckt haben. Der Rest ging unter in einem Finale aus dem grandiosen Montauk, dem heftigst abgefeierten NOFX-Cover Linoleum, zu dessen Vorgeschichte der Auftritt von Bayside beim Bamboozle Festival vor wenigen Wochen erwähnt werden muss, bei dem die Band ein komplettes NOFX-Cover-Set spielte, und dem wohl weiterhin größten Hit der Band Devotion And Desire mit noch einmal jeder Menge Publikums-Interaktion. Bleibt zu hoffen, dass man so ein Set demnächst tatsächlich noch einmal im Rahmen einer Headliner-Show erleben darf.
Im Anschluss lieferten auch New Found Glory eine Skate-Punkshow allererster Güte. Band und Publikum genossen es sichtlich, sich in einem kleineren Club ohne Absperrung mal wieder richtig nahe zu kommen und so waren eigentlich permanent jede Menge Leute auf der Bühne, so dass der New Found Glory-Roadie ziemlich in Sorge um Effektgeräte und Mikroständer war. Eine bunte Mischung aus Klassikern, wie Understatement oder Failure's Not Flattering, und Songs des hervorragenden neuen Albums Not Without A Fight garantierte jede Menge Spaß und als Highlight wurde der Abend mit dem Überhit My Friends Over You beendet. Alles in allem also ein tolles Package, doch wie schon gesagt: beim nächsten Mal dürfen Bayside gerne alleine kommen.
Setlist Bayside: Hello Sh*tty The Walking Wounded Boy They're Not Horses, They're Unicorns Blame It On Bad Luck No One Understands Carry On Masterpiece Montauk Linoleum (NOFX-Cover) Devotion And Desire