AFI begeben sich nach sehr langer Zeit wieder einmal auf Europa-Club-Tour und kommen nicht nach Wien. Nicht einmal in die Nähe. Schlimm, aber da wir gerade nichts besseres zu tun hatten und schon immer einmal in den Norden reisen wollten, beschlossen wir also deshalb, direkt nach der Deconstruction Tour, zum Tourauftakt nach Amsterdam zu reisen, um das Erlebnis "AFI in einem kleinen Club" zu erfahren. Ende der Vorgeschichte. Und haben sich die zwei mal 1200 km nun gelohnt? Kurz und knapp: absolut!
Nach drei (aufreibenden) Tagen in der holländischen Hauptstadt, war der große Abend endlich gekommen. Interessant war, dass zur selben Zeit in der kleinen Halle des Melkwegs (eines sehr feinen, modernen, aber dennoch gemütlichen Clubs), noch die Slackers auftraten und man so ein sehr gemischtes Publikum erblicken konnte. Gebleichte Gesichter und schwarze Aufmachung auf der einen, Dreadlocks und bunte T-Shirts auf der anderen Seite. Weiters viel auf, dass niederländische Konzert-Besucher (zumindest bei diesem Event) vollkommen andere Sitten vor Shows aufweisen als in etwa österreichische. So stellten sich ungewohnterweise alle Abendkassa-Karten-Kunden brav in einer Zweier-Reihe auf, auf dem Gelände wurde kaum Lärm gemacht und auch der Alkoholkonsum hielt sich ungewohnterweise stark in Grenzen. Soviel zu meinen Beobachtungen.
Kurz vor neun betraten dann im Inneren des Melkwegs die lokalen The Circle zu spielen, von denen ich aber überhaupt nichts mitbekam, da ich mir meine Kraft für die kalifornischen Hardcore-Helden aufsparen wollte. Diese betraten dann um cirka 22 Uhr die Bühne und es wurde dunkel. Die ersten Töne von "Miseria Cantare", dem großartigen "Sing The Sorrow"-Opener erklangen und die Menge tobte. Dann ging's erst richtig los mit "The Lost Souls" und es wurde gemosht, gepogt und was nicht. Die Band selbst lieferte eine sehr professionelle, aber dennoch leidenschaftliche Show und bedankte sich, dass soviele Leute erschienen, auch wenn sie lange nicht mehr in Europa waren. Das war's dann auch schon mit Worten zwischen den Songs, denn bis auf ein "We haven't played this song since 1996" vor dem uralten "Perfect Fit" kam nichts mehr. Dafür gab's eine Menge Hits, welche hauptsächlich von den letzten beiden Releases kamen und mit einer fantastischen, energischen Performance Davey Havoks dargeboten wurde. Bei jedem Song wurde mitgesungen, einfach eine angenehme Atmosphäre. Mit "Days Of The Phoenix" wurde das normale Set beendet, bevor man dann für zwei Zugaben, "Death In Seasons" und "God Called In Sick Today" zurückkam und sich so angemessen verabschiedete. So endete eine Show, die ich wohl nie vergessen werde. Bleibt zu hoffen, dass sie Band bei den Festival-Dates auch so gut drauf ist...
-------------- "You're not drunk if you can lie on the floor without holding on." - Dean Martin