Sven
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Verfasst am: 21. 08 2007, 15:02 |
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c/o pop 2007 Köln, diverse Locations ca. 8 000 Besucher Preis: 49 Euro
days of pop
Wer Köln sagt, muss auch Pop sagen. So lautet ein altes Sprichwort, dass mindestens bis in die antiken 90er Jahre zurück geht. Manch Leser hat sie vielleicht sogar selbst miterlebt. Dass heute aber immer noch was los ist, stellt die c/o pop unter Beweis.
mittwoch: fehlfarben
Gut gelaunt eröffnen am Mittwoch die Fehlfarben. Während man sich noch fragt, ob die Feindschaft Düsseldorf - Köln wider besseren Wissens nicht doch wieder zum Thema gemacht wird, und wenn auch nur kurz, sind diese Gedanken bald schon von der kleinen Bühne geputzt. Die Bühne, das sind wenige Quadratmeter, die dem halben Dutzend gerade genug Platz geben, kein bisschen altersmüde durch 25 Jahre zu spielen und zwei Zugaben ranzuhängen. Das Set dabei: ein kleines Best Of aus langer und wechselvoller Bandgeschichte, das in den Rahmen heute abend bestens reinzupassen scheint. Bei Peter Hein weiss man ja lange schon nicht mehr, wo wahres Unwohlsein über die Zustände allgemein und speziell jene Situation anfängt, in der man sich mit Band nun wieder begeben hat, und wo Koketterie aufhört. Der Spruch über Hartz IV gehört zum Bandinventar. Sehr schön ist aber die Leinwand, die deutsches Leben abbildet. Sie schwebt über dem Auftritt wie ein Damoklesschwert und ist deswegen schön bildhaft. Und: endlich mal werden in schönster Morph Art die Verbindungen zwischen Merkel, Schweinsfiguren aus Porzellan, schlechtem Wetter, und den Bandmitgliedern gezogen. Irgendwie schlüssig, in sich.
donnerstag: mediengruppe telekommander / uffie / mit
Das Gloria Theater ist schön, und gut belüftet. Das ist wichtig, auch wenn Mediengruppe Telekommander ganz zum Schluss keine Zugabe geben werden. Local heroes MIT dürfen sich an diesem Abend einige neue Freunde machen, wissen sie mit ihrem Elektro-Rock ehrlich zu gefallen. Laut und präzise und gar nicht der fluffige Pop, für den Köln sonst bekannt ist. Dann: kleine Uffie, Hype der Stunde. Das Rumoren in der neonfarbenen Menschenmenge ist echt, und dementsprechend schlägt ihr die Begeisterung auch entgegen. Gut entwickelt sich für Uffie und ihren DJ Feadz der Abend spätestens aber, als nach auch drei Songs (was der Hälfte ihres Sets entspricht) sich einfach niemand beruhigen möchte. Bald ist es soweit, und die Rave Crowd hat die Bühne erobert - und denkt gar jetzt auch gar nicht mehr daran, den Abgang à Stagediving zu machen. So schnell wie Uffie dann aber verschwunden war, kann man mutmaßen: muss sie bei "Köln" von jetzt an immer an "Hool" denken? Wir wünschen der 19-jährigen trotzdem alles Gute, und hoffen, dass war nicht ihr letzter Auftritt hier. Ganz ehrlich. Ausserdem sprach Feadz von der "besten Show des Jahres", und damit kann er nicht daneben liegen, hat er doch nach der Stage Invasion über eine Stunde lang den Turntables die Treue gehalten. Und das Publikum ihm.
freitag: m.i.a. / sick girls
Die Berliner Sick Girls bratzen und bangen, feuern und liefern ausgiebig am Freitag ins Gloria. Zwei Frauen, zwei Tables, viele Platten und zwei Stunden. Na fast. Köln tanzt. Sehr bald darauf eröffnet M.I.A. mit Bamboo Banger Zweitling Kala und ihren Auftritt. Es sind die ersten zwei Minuten dieses Songs, die sich und die Crowd noch zurück halten, danach gibt es kein Halten mehr. Auch heute: viele Menschen auf der Bühne, und dieses Mal hat es die Künstlerin nicht anders gewollt. Schließlich folgen alle nur ihrer Einladung. Die Lady des Grime hat sich dann auch eine exklusive Tanzfläche ausgesucht, wo sie gleich mehrere Male gesichtet wird: der Bartresen. Die Security reagierte auf die Tanzerei der Massen zwar eine Spur souveräner als gestern, muss aber heilfroh gewesen sein, dass ihr wenigstens dorthin keiner gefolgt ist. Weitere Highlights sind Jimmy, Bollywood zum anfassen, und Paper Planes. Knarren dröhnen durch den Raum, es ist wie Kindergeburtstag im Biz, dass jetzt auch ihr Zuhause ist. Miss Arulpragasam hing ja bekanntlich öfter mit Missy Elliot rum letztes Jahr. Sie weiß also ganz genau, wie es drinnen aussieht. Und dank der neuen Platte Kala können auch wir uns ein ungefähres Bild davon machen.
sonntag: wolke / locas in love / it's not not
In kleinem Rahmen neigt sich die c/o pop dem Ende. Es ist IndieCitynight, und dazu spielen Wolke (Fluff! Popromantiker vor dem Herrn) und Locas In Love (jung und vorne) im Rheintriadem - erste erinnern leider oft an die schlagerhaften Blumfeld, obwohl ihre EP, auf der sie so stilvoll Pop covern, beweist, dass sie es besser können. Zweite nehmen kaum Umwege und damit viele mit, klingen dabei manchmal nach Wir Sind Helden. Wenigstens wenn Bassistin Stefanie singt. Und It's Not Not? Die Spanier sind so herrlich durchgeknallt, wie man sein muss, um aus 20 Zuschauern am Ende 100 zu machen. Eine Kuhglocke macht vielleicht noch nicht The Rapture, aber für Promo-Weisheiten kann die Band ja meistens nichts. Rampensau Joel.NOT.NOT tobt durch's Publikum, verteilt Zärtlichkeiten und klettert auf die Technik. Punky und hellwach, in der Crowd und bald auch hier angekommen. Prophezeie ich.
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