Wie sehr sich das Open Flair Festival in den letzten Jahren vergrößert hat, bekommen wir schon bei der Anreise zu spüren. Gute drei Stunden müssen wir uns in einer quälend langsamen Autoschlange auf den Campingplatz vorarbeiten. Musik von Jeans Team und ein erster halber Kasten Bier machen das Ganze jedoch zu einer äußerst angenehmen Angelegenheit. Als wir dann endlich unseren Platz erreichen, haben unsere Bekannten schon den Pavillon aufgebaut. Der Grill ist auch schon heiß und nach einer ersten Stärkung geht es auf den Weg durch kleine Sträßchen mit hübschen Fachwerkhäusern und gepflegten Vorgärten in Richtung Gelände. Dieses liegt direkt am kleinen Flüsschen Werra und mitten in der Stadt, was definitiv zum Charme dieses Festivals beiträgt. Auf der Hauptbühne eröffnen gerade unsere Lieblinge, die Mad Caddies aus Santa Barbara/California ihr fulminantes Set. Zu hören gibt es neben viel neuem Material auch ein paar Klassiker, wie The Gentleman oder Leavin’. In der untergehenden Sonne kann man sowieso alles abfeiern und so tobt vor der Bühne schon ein ordentlicher Moshpit. Zwar wird auf frühere Publikumslieblinge wie Mary Melody oder All American Badass verzichtet, doch letzteres wird zum Abschluss durch das grandiose neue Coyote ersetzt, welches der Show auch ein wunderbares Ende bereitet. Auf Turbostaat müssen wir leider verzichten, weil Tobis Freundin ihr Baby erwartet und die Band den Auftritt daher leider absagen musste. So schauen wir uns aus der Entfernung die Sounds an, die auch nicht schlecht sind, aber genau wie die darauf folgenden Madsen eher langweilen. Ein paar Bier später finde ich mich vor der kleinen Bühne wieder und warte auf Muff Potter. Zum wievielten Mal eigentlich in diesem Jahr? Im Gegensatz zum Sonic Bang Festival vor zwei Wochen, bei dem hauptsächlich Bordsteinkanten- und Heute wird gewonnen, bitte-Songs gespielt wurden, liegt der Schwerpunkt heute wieder auf den letzten beiden Alben. Macht aber nichts, denn das sind ja auch exzellente Platten. Schade allerdings, dass es auf großen Festivals nun wohl zur Gewohnheit wird aufs 100 Kilo Herz zu verzichten. Doch egal. Nächsten Monat in den kleinen Clubs wird der Song wieder gespielt. Dann wahrscheinlich auch noch mit Chuck Ragan am Mikrophon. Präsentiert von purerock.de. Also hingehen!
Das halbvolle Glas des Kulturpessimismus Punkt 9 Wunschkonzert Wenn, dann das hier Elend # 16 Take a run at the sun Molotow Fotoautomat Das sehe ich erst, wenn ich’s glaube Bitter Lemon Steady Fremdkörper Den Haag Alles nur geklaut
Als auf der Hauptbühne kurz darauf die Beatsteaks ihr Konzert mit Hello Joe eröffnen, fängt es an in Strömen zu regnen. Da die Berliner auf der Bühne ein unglaubliches Hitfeuerwerk veranstalten, lässt sich aber niemand beim Tanzen stören und es ist schon heftig diese Band vor einem solch riesigen Publikum zu sehen. Ich erinnere mich noch gut an meine erste Beatsteaks-Show mit knapp 200 Leuten in Kassel. Aber auch die Buletten haben ihre Vergangenheit nicht vergessen und so wird vor den diesmal knapp 19.800 Leuten mehr mal eben ein Kracher wie Unminded zum Besten gegeben. Natürlich ist die Stimmung bei Songs wie Summer oder Cut Off The Top aber noch um einiges besser. Trotzdem werden auch Hey Du und Frieda und die Bomben gebührend gefeiert. Zum Ende gibt es Stadionatmosphäre bei Let Me In inklusive Sitz-La-Ola und die Massen sind gerockt. Und nass. Wir verschwinden im strömenden Regen in unserem Zelt, welches zum Glück noch nicht ganz im Schlamm versunken ist und überlegen am nächsten Morgen abzureisen. Doch oh Wunder. Im Laufe des Vormittags klart der Himmel auf, der Schlamm trocknet und unsere Laune steigt wieder.
Am frühen Nachmittag wird es dann so richtig heiß und wir trinken Bier im Schatten unseres Pavillons. Leider haben Monta abgesagt, so dass uns nichts anderes übrig bleibt, als vorm Gelände am 60er Jahre-Wohnwagen von Bekannten eines Kumpels selbst gemischten Apfelkorn-Eistee zu schlürfen. Währendessen hören wir die peinlichen H-Blockx, die aus unerfindlichen Gründen auf die Hauptbühne gebucht wurden, fragen uns wer sie eingeladen hat und warum es die überhaupt noch gibt? H-Blockx, geht weg. Bei Bela B. bessert sich die Lage etwas. Zumindest ist es bedeutend voller und man kennt ein paar Hits. Bei seiner Hauptband mag ich den Mann trotzdem lieber und so bin ich eher enttäuscht vom Auftritt des Arztes. Etwas besser gefallen mir dann schon wieder The Films. Auch wenn der Frontmann nur einen kleiner Pete Doherty in schlecht spielt, mag ich den Britrock-Style der Amis recht gerne und auch vor der Bühne geht es gut zur Sache. Für den Höhepunkt des Abends sorgen etwas später aber die Sportfreunde Stiller, die sich in der Woche vorher mit ihrem neuen Album La Bum zurückgemeldet haben. Ihrem Ruf als perfekte Live- und Partyband machen Peter, Flo und Rüde jedenfalls immer noch alle Ehre und pfeffern dem Publikum anfangs ziemlich viel neues Material um die Ohren, welches aber komplett zu begeistern weiß. Zwar hat die neue Platte so einige Schwächen, doch an diesem Abend stimmt die Auswahl bis ins Letzte. Als dann gegen Ende mit Wunderbaren Jahren, Wie lange sollen wir noch warten? und Wellenreiten auch noch die alten Hits ausgepackt werden, steigert sich die Stimmung noch mal um Einiges. In der Mitte des Sets bittet Peter, dass Publikum je einen Pfandbecher für die Aktion “Viva Con Aqua“ zu spenden, die von dem Geld Brunnen in Afrika bauen. Das Resultat sind 1100 Richtung Bühne fliegende Plastikbecher, die auf die Münchner niederprasseln, was Flo mit den Worten “Jaja, ihr wolltet alle schon immer mal ne Bayern-Sau bewerfen“ kommentiert. Zum Abschluss gibt es noch Fast wie von selbst und zu meiner Überraschung das grandiose Unterwegs von der allerersten EP der Jungs. Danach geht die Musik an, die Bühne ist hell erleuchtet und die Abbauarbeiten beginnen. Doch was dann im Publikum abgeht ist unglaublich. Hätten sich die Sportis diesen WM-Mist im letzten Sommer nicht selbst eingebrockt, so könnten sie einem fast schon Leid tun. Minutenlange Stadiongesänge, sorgen dafür dass die Band irgendwann tatsächlich noch mal auf die Bühne kommt und so gibt es dann tatsächlich noch die WM-Hymne von 2006. Auf dem Gelände herrschte Bierzeltatmosphäre und das ist echt nichts für mich. Also schnell flüchten. Schade Sportis. Muss das denn nach einem so guten Konzert echt noch sein?
Der Titel vom nächsten Kapitel Alles Roger! Ein kleiner Schritt Heimatlied Sodom (Tu nur das) was dein Herz dir sagt Sieben Tage, sieben Nächte Komm schon Siehst du das genauso? Mo(nu)ment Wunderbaren Jahren 995er Tief über Island Wie lange sollen wir noch warten? Ein Kompliment Ich Roque ----- 1. Wahl Wellenreiten 54 Fast wie von selbst Unterwegs ----- ’54, ’74, ’90, 2010
Nach einer diesmal trockenen Nacht im Zelt verbringen wir den nächsten Vormittag am Baggersee und später mit Grillen am Campingplatz. Es ist sommerlich heiß und man hat endlich mal das Gefühl, dass auch wirklich August ist. Der letzte Abend beginnt für uns dann nach ausgiebigem Sonnenbaden reichlich spät mit Mando Diao. Die kleinen Studentenmädchen lieben ihre harten Rocker. Die Hausfrauen wippen dümmlich grinsend mit dem Kopf und vor mit tanzt tatsächlich ein Typ in einem Micki Krause T-Shirt. Naja, immerhin wird You Can’t Steal My Love gespielt. Der Rest ist zum Gotterbarmen. Trotzdem kommt schon im nächsten Monat ein neues Album. Noch ist man ja erfolgreich und kann noch ordentlich abkassieren. Ich frage mich derweil was in den “Fans“ vorgeht. Habt ihr schon mal richtige Musik gehört? Musik mit Herz? Ein solches scheint immerhin Gentleman zu besitzen. Auch wenn der Mann nicht unbedingt meine Musik macht, so versteht er es doch die Leute schnell in seinen Bann zu ziehen. Songs wie Intoxication oder Superior gehen sofort in die Beine und wissen zu begeistern. Sogar die älteren Festivalbesucher, ganze Familien sind heute auf dem Gelände unterwegs, tanzen in den letzten Reihen. So etwas sieht man auf Festivals ja auch eher selten, aber hier ist das irgendwie normal. Das Open Flair ist nämlich nach wie vor absoluter Bestandteil des öffentlichen Lebens in Eschwege. Die ganze Stadt nimmt Anteil, hilft mit und feiert sich selbst. Ein schönes Wochenende.
Ja, läuft über Sideonedummy. Jede Chuck Ragan-Show wird von einem Webzine präsentiert. Mit Gewinnspiel und allem. Wir haben die von Gießen. Werde das in den nächsten Tagen hier fertig machen. Offiziell ist das aber eh erst ab nächster Woche...