Hanau ist nicht nur hässlich. In Hanau ist auch nie etwas los. Umso erstaunlicher also, dass Silverstein zur Promotion ihres in Kürze erscheinenden neuen Albums Arrivals And Departures in der Halle 2 in einem abgelegenen Industriegebiet der Stadt Station machten. Zu unserem Erstaunen war dort um kurz vor acht schon die Hölle los. Eine schwarz gewandete, mit schlechten Tattoos und gefärbten Haaren ausstaffierte Schlange von mehreren hundert Metern Länge zog sich an dem Veranstaltungsort entlang. Ein äußerst unterbelichtetes Exemplar von Sicherheitsmann versuchte uns dann auch noch daran zu hindern, das Interview mit der Band zu führen. Silverstein-Gitarrist Josh sprach uns aber Mut zu und am Ende musste der Primitive uns dann doch passieren lassen.
Pünktlich zu Today Forever aus Kassel, die die gesamte Tour auf Wunsch der Kanadier als Vorband begleiteten, standen wir dann endlich vor der Bühne und bekamen eine ordentliche Show geboten. Dem jungen Publikum wurde äußerst eingeheizt. Zwar schwächeln die neuen Songs noch etwas, doch Better Values oder Identity wussten wie immer zu gefallen. Vorne flogen dabei sogar schon ein paar Kinderfäuste, doch dann geschah das Unfassbare. Während beim Cover von Back And To The Left sogar Silverstein-Bassist Bill die Bühne stürmte um mitzusingen, verharrten die Kids in absolutem Stillschweigen. Augenscheinlich kannte von der anwesenden Black Parade kein einziger die großartigen Texas Is The Reason. Schämt euch, Kinder. Und ihr wollt wirklich Emo sein?
Zum Auftritt von Silverstein will ich eigentlich gar nicht viele Worte verlieren. Dass die Jungs auf der Bühne unglaublich gut zu Werke gehen und immer perfekt abliefern, weiß eh jeder, der sie schon mal live gesehen hat. Vielleicht aber noch ein paar Worte zum Publikum, denn ich habe selten einen derart hohen Kreischfaktor auf einem Konzert erlebt. Egal, was Sänger Shane sagte oder tat – die Mädels in den Reihen eins bis fünf schrieen in höchsten Tönen. Der Without-Micro-Part in The Weak And The Wounded ging leider völlig im Gekreische unter und am Ende fragte ich mich, ob meine Ohrenschmerzen tatsächlich vom Sound oder eben von den Kids kamen. Irgendwie will ich gar nicht wissen, was wohl auf den letzten Shows von My Chemical Romance oder Taking Back Sunday abging. Trotzdem bleiben mir Silverstein von den ganzen Plastic-Emobands die Liebste und so bin auch ich gespannt auf das neue Album. Die beiden neuen Songs fielen naturgemäß etwas hinter Klassikern, wie Smashed Into Pieces oder My Heroine zurück, doch klangen sie schon typisch nach Silverstein – wenn man sie denn mag.
Your Sword Vs. My Dagger Smashed Into Pieces Discovering The Waterfront Defend You The Weak And The Wounded Already Dead Sound Of The Sun Bodies And Words My Heroine ------- Smile In Your Sleep Bleeds No More
"Also es ist definitiv das beste Album, was wir je gemacht haben. Wir sind sehr glücklich damit und würden uns freuen, wenn unsere alten und neuen Fans damit zufrieden wären."
Nach dieser Antwort hätt ich das Diktiergerät am liebsten sofort wieder abgeschaltet ^^