TIED & TRICKLED TRIO – OBSERVING SYSTEMS TOUR 2004
12. Januar 2004 Schlachthof, Bremen 300 Besucher, 11 Euro Eintritt
Tied & Trickled Trio im Bremer Schlachthof? Nun ja, so ganz konnte ich mir Jazz in einer so großen Location nicht vorstellen, hat die Musik für meine Ohren doch etwas von Hinterhofkneipe, dicke Luft und zuviel Bier. Der Alterdurchschnitt befand sich erwartungsgemäß auf einem hohen Niveau – ob die Leute, vornehmlich Männer, das gleiche über mich dachten, was ich von 12 jährigen auf einem Rockkonzert denke? Möglich... Nach einer Weile betrat dann Weilheim in Form von Tied & Trickled Trio die Bühne. Nomen non est omen befanden sich bis zu 11 Musiker gleichzeitig musikmachend auf der Bühne. Was bei anderen Bands (auch und gerade oft bei so-called Big Band und Jazzbands!) schon mal in unfruchtbare Kakophonie gipfelt klingt hier organisch und wie aus einem Guss. Free-Jazz trifft auf zarten, oft Dub-angehauchte Elektroboden. Kontrabass, Saxophon, Klarinette, Keyboard, Schlagzeug, E-Bass und weitere Bläser. Oft wird alles scheinbar aufeinander gestapelt. Rhythmikgruppe 1, dann 2, noch ein Beat darüber und irgendwann setzen die Bläser ein. Stille im Publikum, die Leute hören gebahnt zu und befinden sich für eine kleine Weile entkörpert in der Musik. Alle sitzen auf den Treppen, es handelt sich um ein reines Sitzkonzert. Zwischen den Liedern ein anderes Bild: die Leute feiern und beklatschen das Gehörte, bei Einsetzen der Musik aber sofort wieder Stille. Man will nichts verpassen. Zugegebenermaßen konnte man sich nachdem man was geraucht hatte besser drauf einlassen. Der Wall of Sound erinnert fast an einige Post-Rock-Combos. Der Konsument im Publikum fühlt, dass die Produzenten auf der Bühne fühlen, was sie spielen. Da ist kein Virtuositätsgewichse wie bei den meisten vorherrschenden aktuellen Jazzbands nötig. Musik oder das was bei der Musik zählt sind wichtig. Nach mehreren Zugaben wird auch noch ein jazziges Notwist-Lied angespielt und ich bin zufrieden. Mehr als das, schon ein bisschen begeistert.