THE WORLD INFERNO / FRIENDSHIP SOCIETY + THE EXPERIMENTAL DENTAL SCHOOL
10. April 2005 Hafenklang, Hamburg Ca. 200 Besucher Tickets: 7 Euro
Thomas von The Robocop Kraus hatte das Konzert heute auf dem seiner Band gestern ausdrücklich empfohlen – dem Ruf sind wir bereitwillig gefolgt. Gleich am Eingang hab ich den sympathischen Frontmann mit dem bayrischen Akzent getroffen; begrüßt und kurz geschnackt. Er wurde aber gleich von einer Hafenklang-Lady abgefangen und mit den anderen Robos in den Backstagebereich gebracht – Rockstar müsste man sein. Ganz bestimmt niemals Rockstars werden The Experimental Dental School. Das liegt nicht etwa daran, dass sie schlecht wären – ganz, ganz im Gegenteil – sondern daran, dass sie viel zu verrückt für normale Ohren sind. Das Trio besteht aus einem extrem weirden Gitarristen und „Sänger“, der mich optisch und vom Krachfaktor an Mike Patton erinnerte; aus einem unglaublich talentiertem Schlagzeuger, der zwischen Jazz und Rock alles kann und Fundament ist für die Musik, die ansonsten aus den Bahnen gleiten würde (und da wird der Schlagzeuger von Mars Volta gelobt...) und aus einer asiatischen Keyboard / Orgelspielerin, die wildeste Tastenkombinationen vollführte und mir ansonsten ziemliche Angst machte – sie hätte auch in einen Teil der Ringu-Filme gepasst. Was mir Angst macht fasziniert mich: The Experimental Dental School fasziniert mich sehr. Mit komischen Effekten unterlegte Mr Bungle-Fragmente, Jazz-Ausflüge, aber nichts desto trotz immer wieder zurück findend zu rockigen Parts, die das erlesene Publikum begeisterte – großartig! Selten machte dann die Umbauphase eines Konzerts so viel Spass wie hier: die kleine Bühne des kleinen Hafenklangs ist ja schon bei normaler Bandbesetzung bald zu klein – The World Inferno / Friendship Society bestehen aber aus 10 (!) Musikern. Da ist der Aufbau Millimetersache um die vielleicht lieber ein Architekt oder ein Feng Shui-Agent kümmern sollte. Am Ende gibt es mehrere Bläser, Bass und Gitarre, Orgel, Akkordeon, Schlagzeug und andere Percussioninstrumente. Und damit gibt es: sehr viel Spass.
t>Was da für ein Feuerwerk abgebrannt wurde! Ein Feuerwerk an Ska, Punk, Hardcore, Klezmer, Rootsblues, Rockabilly, Polka, Zirkusmusik und Kurt Weil-inspirierte Songs (Thomas hat mir gestern erzählt, dass die Freundschaftsgemeinschaft auch mit den Dresden Dolls befreundet ist) und ganz viel Rock’N’Roll, dass, einmal angezündet, so schnell nicht verlischt und in den Himmel der Konzertunterhaltung aufsteigt. Stellt euch vor erwähnte Dresden Dolls würden zusammen mit den Mighty Mighty Bosstones, Flogging Molly, The Clash, Danko Jones, den Eagles Of Death Metal, The Roots, Mambo Kurt und Fanfare Ciorcalia vor und ihr merkt, dass man sich dieses Welt Inferno einfach nicht vorstellen kann. Wohl aber dazu tanzen, was das Hafenklang auch versammelt tat. Einem charismatischen Frontmann, der zwischen den Songs witzige Geschichten aus seinem New Yorker-Musikerleben erzählt folgt man eben gerne. Das galt für beide Seiten und brachte uns zwei lange Zugaben. Heute sind wir alle Rockstars. Zwischendrin wurde sogar, wohl nur von sehr wenigen bemerkt, kurz Robocop Kraus gecovert. Wer gute Musik mag liebt The World Inferno Friendship Society.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.
kann ich nur "daumen hoch" sagen, obwohl ich die nur von platte kenne, aber das klingt ja auch nach absolut großem live-spektakel. bei uns in berlin haben die ja leider am gleichen abend wie robocop kraus gespielt (und auch interpol, um mal auf alle deine drei berichte einzugehen, ulrich). nur eben woanders.
das ist natürlich pech. waren alles drei für sich gesehen grandiose konzerte von denen ich keines missen möchte & dadurch 3 , zwar extrem anstrengende (weil ich bei den letzten beiden am tag danach jeweils um 4 aufstehen musste um rechtzeitig zur 9-stunden-arbeit zu kommen), aber sehr, sehr schöne tage.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.