Forestglade Festival 2002 Wiesen, Österreich 5.-7. Juli 2002
Am 4.7. machte ich mich auf, um zum von mir so lang erwarteten Forestglade Festival in Wiesen zu fahren. Bei meiner Ankunft war der zum Campingplatz umfunktionierte Fussballplatz schon ganz gut mit Zelten gefüllt, und auch der allgemeine Alkoholspiegel lag schon ziemlich hoch. Am Abend gab es am Festivalgelände das sogenannte „Vor“estglade, bei dem auf einer kleinen Bühne lokale Bands spielten, was mich aber nicht sehr begeisterte. Aber jetzt zum Forestglade selber. Auf den ersten Tag freute ich mich im Vorfeld eigentlich am meisten, und eigentlich wurde ich nicht enttäuscht. Gegen halb 1 begab ich mich schon leicht angetrunken aufs Festivalgelände, wo soeben Die Falschen Freunde bei wirklich prachtvollem Wetter die undankbare Aufgabe hatten, das Festival zu eröffnen. Viel hab ich nicht mitbekommen von ihnen, außer dass sie nicht sehr aufregen waren. Weiter gings dann mit Zeronic, die soweit ich mich erinnern kann eigentlich ziemlich gut waren, nur ist das alles schon zu weit weg um genaueres zu sagen. Der erste internationale Act kam als nächstes, und zwar Unwritten Law. Auf die hatte ich mich im Vorfeld besonders gefreut und wurde auch nicht enttäuscht, sie spielten einen guten Mix von alten und neuen Liedern, lieferten eine gute Show, obwohl es 14:00 und ziemlich heiß war. Nebenbei outete sich Sänger Scott Russo als neuer Lover von No Doubt-Frontfrau Gwen Stefani, für die Unwritten Law in Deutschland eröffneten. Das einzige was man an dem Auftritt aussetzen konnte war vielleicht, dass sie von ihrem, meiner Meinung nach besten, selbstbetitelten Album nur Teenage Suicide spielten. Dann war es Zeit für die Beatsteaks, die mit ihrer großartigen Live-Show wiedermal restlos überzeugten. Neues gab es freilich nicht viel, außer beim obligaten Crowdsurfen von Arnim nicht mehr der Gitarrenkoffer herhalten musste, sondern dass sie jetzt ein echtes Surfbrett haben. Ganz hatte er sich aber noch nicht damit angefreundet, weil das ganze sah um einiges unsicherer aus als sonst. Die nächste Band waren dann Rival Schools rund um Frontman Walter Schreifels, der gut gelaunt erschien und eine tolle Show samt einenhalbfachen Salto ins Publikum ablieferte. Eine wirklich großartige Band die fast ihr gesamtes Album zum Besten brachte, wobei die Highlights Good Things und Used For Glue waren. Dann waren auch schon A an der Reihe. Eigentlich hatte ich mir nicht allzu viel erwartet, da sie mir auf Platte eigentlich überhaupt nicht gefallen. Live wussten sie aber durchaus zu überzeugen und spielten eine guten Mix von alten und neuen Sachen mit dem Hit Nothing zum Abschluss. Da Garbage absagen mussten und Ersatz Tito & Tarantula, in letzter Sekunde geholt, anscheinend nur am Nachmittag Zeit hatten, spielten sie früher als geplant. Soweit ich es mitbekommen hab war das Set ganz gut, es gab sowohl ein Sex Pistols als auch ein Clash Cover, allzu sehr begeistert war ich nicht, also beschäftigte ich mich lieber mit Bier und Bratwurst. Pünktlich zu den Donots war ich aber wieder zurück und diese hatten in Wiesen einiges gutzumachen, da sie ihren Auftritt beim letztjährigen Two Days A Week wegen Dünnschiss (Zitat Ingo) abbrechen mussten. Sie machten ihre Sache gut, spielten ihre besten Lieder und machten Richtig Stimmung. Sie beendeten den Auftritt mit We’re not gonna take it, um dann aber doch noch 2 Zugaben zu spielen bevor endgültig Schluss war. Dann kam wohl der Tiefpunkt des Tages, Samy Deluxe. Freunde dieser Musikrichtung mögen mir verzeihen, ich fands furchtbar und verließ für diese 1 ½ Stunden das Gelände. Wie auch immer, den Abschluss des ersten Tages bildeten Bush. Komplett begeistern konnten sie mich nicht, denn die Show kam irgendwie zu glatt und arrogant rüber. Außerdem kann ich den Sänger Gavin Rossdale überhaupt nicht ausstehen. Nichtsdestotrotz war es ein schön ruhiges Konzert, natürlich inklusive aller Hits wie Swallowed, Glycerine, The People That We Love, usw, dass den ersten Festivaltag ausklingen ließ und Stimme hat er ja doch eine ganz gute. Nachdem ich um 8 durch Sonne und unerträgliche Hitze im Zelt wertvollen Schlafes beraubt wurde, begab ich mich gegen 14:00 aufs Festivalgelände (dazwischen Gedächtnislücke), wo ich Echophonic und Sense Field schon verpasst hatte. Es waren auf jeden Fall No Means No an der Reihe. Gut kann ich mich nicht mehr an sie erinnern, aber ich glaub es war nicht so schlecht. Aber egal, die nächste Band waren Mercury Rev, die wirklich hervorragend waren. Ihr Sound zwischen Gitarren Pop und Elektronik (bitte mich nicht festzunageln was solche Definitionen anlangt) kam gut an und passte hervorragend zu Stimmung und Wetter, dass auch wieder genial war. Es waren um die Uhrzeit noch nicht allzu viele Leute am Gelände, so dass ich Mercury Rev noch in Gras & Sonne liegend genießen konnte. Dann war aber Schluss mit der Ruhe, denn die Dropkick Murphys waren am Start. Sie starteten mit For Boston und spielten großteils Stücke von Sing Loud, Sing Proud. Es war eine gute, wenn nicht voll überzeugende Show, da der Sound ziemlich schlecht abgemischt war. Trotzdem war es ein guter Auftritt und es hat mich sehr gefreut, die Murphys endlich mal live zu sehen. Nun folgten Fettes Brot, auf die ich mich auch schon irgendwie gefreut hatte, da sie ja live gut sein sollen. Waren sie auch, eigentlich. Musikalisch zwar nicht unbedingt mein Geschmack aber gute Show und ausgezeichnete Stimmung mach doch einiges aus, und so war es doch ziemlich gut was sie boten. Als nächste Band waren H-Blockx dran. Den Anfang hab ich verpasst und den Rest der Show betrachtete ich aus sicherer Entfernung. Sie sind ja schon mehr oder weniger Stammgast in Wiesen und wussten das auch auszuspielen, ihre Show kam sehr gut an und es herrschte wohl die beste Stimmung am ganzen Tag. Was jetzt folgte war eigentlich traurig. Shane MacGowan & The Popes. Shane, früher Frontman der Pogues, vielleicht einer der besten Bands überhaupt ist komplett dem Alkohol verfallen. Bei den Songs fiel es nicht allzu sehr auf, da die Band um ihn herum wirklich gut agierte und mit ihrem Folkrock durchaus zu begeistern wusste, aber wenn er zwischen den Liedern versuchte zwei Sätze zu sagen, endete das jedes Mal kläglich. Den Becher mit Bier (oder Whiskey) gab er sowieso nicht aus der Hand, wirklich ein trauriger Anblick. Es folgte der zweite Headliner des Tages, Heather Nova. Was soll ich sagen, hübsch ist sie schon, die Musik ist nicht so ganz mein Fall, Geburtstag hat sie gehabt was die Menge mit einem schönen Happy Birthday auch feierte und die Lichteffekte haben mir gut gefallen. Zum zuhören war es ganz angenehm, nur nicht sehr mitreißend. Den Abschluss des zweiten Tages, der alles in allem nicht ganz so toll wieder erste war, bildeten Faithless. Ca. 15 Minuten hielt ich im Zelt aus, dann war es mir aber zuviel. Wie auch immer man diese Musikrichtung nennt, ich kenn mich nicht aus, gefallen hat sie mir auf keinen Fall. Außerdem hat Faithless vom Stil her einfach nicht hergepasst, HipHop Bands gehen ja noch, aber Techno-Dance-WasWeißIch... Ich bevorzugte, so wie viele andere auch, eine kollektive Campingplatzparty, die zwar durch den Lärm aus dem Festivalzelt beeinträchtigt wurde, aber trotzdem erst ziemlich früh endete. In der Nacht hat es dann geregnet, was den Vorteil hatte dass man länger als bis um 8 schlafen konnte und ich die ersten beiden Bands, Strife (die später noch zu zweifelhaften Ruhm kommen sollten) und My Ballon verpasste. Also startete mein letzter Festivaltag mit Garish, die bei ihrem Heimspiel (auch aus dem Burgenland) mit ihrem ruhigen Indierock zu begeistern wussten. Es folgten Dover, die ich nur am Rande mitbekam, da mein Magen wieder mal nach Kebap (oder Döner für alle Deutschen die das lesen) schrie. Was ich hörte war ganz in Ordnung, aber eben nicht so ganz überzeugen. Schon besser fand ich die Emil Bulls, die mit ihrem Crossover gut ankamen und auch merkbar Freude am spielen hatten. Vielleicht hat mir das aber auch nur deshalb so gut gefallen, weil die Vorfreude auf die nächste Band so groß war, denn es folgten Less Than Jake. Sie eröffneten mit All My Best Friends Are Metalheads und spielten sowohl alte als auch neue Lieder, unter anderem auch Gainesville Rock City, Johnny Quest Thinks We’re Sellouts und beendeten die Show mit Al’s War. Das gesamte Zelt war in Bewegung, auch die Leute die hinten auf der Wiese bzw in den Hängematten lagen wurden von dort rausgeholt, da der Circle Pit sich teilweise bis da hinten ausbreitete und es schien allen gut gefallen zu haben, meiner Meinung nach boten sie eine der besten Shows des ganzen Festivals überhaupt. Nun kam Cake. Sie spielten erstmal 10 Minuten lang bis aus dem Backstage Bereich ein junger Journalist samt Freundin kam und dieser von der Bühne springen wollte. Cake Sänger Jon McCrea sieht das nicht so gern, nähert sich von hinten und gibt ihm einen Tritt, so dass dieser Kopf voran in den Graben zwischen Pit und Bühne fliegt. Sympathien hat er sich dadurch nicht geholt. Die Folge waren wilde „Go Home“ und „Fuck Off“ Schreie, alles was man werfen konnte flog in Richtung Bühne, u.a. Feuerzeuge, volle Bierbecher. Aber anstatt wenigstens irgendwas Vernünftiges zu tun forderte der aggressive Sänger die Leute auf, auf die Bühne zu kommen und „discuss it like men“, was sicher nicht ein Appell für eine konstruktive Diskusstion war. Es fanden sich genügend Freiwillige, die der Aufforderung nachkommen wollten, was die Security aber verhindern konnten. Was sie nicht verhindern konnten war, dass jemand über den Seiteneingang der Bühne hereinstürmte und sich auf den Sänger stürzen wollte, auf der Seite der Bühne standen Mitglieder der Band Strife, die den Eindringling zurückhalten wollten, was aber von den Security falsch verstanden wurde. Es kam zu einer Schlägerei auf der Bühne, an der an die 20 Leute beteiligt waren. Irgendwie konnten Organisatoren und Security die Situation beruhigen und auch den Cake Bassisten, der mit seinem Bass schon ziemlich weit ausgeholt hatte. Cake wurden von der Bühne geschmissen, samt Strife und werden wohl hoffentlich auch nie wiederkommen. Die Stimmung war auf jeden Fall dahin und das so schöne und ruhige Forestglade um eine Scheißaktion reicher. Später meldeten sich Cake und erklärten den Vorfall mit: „Things like that happen, that’s Rock `n` Roll“. Macht sie auch nicht sympathischer so eine Aussage. Wie auch immer, der Veranstalter kam auf die Bühne um sich für Cake zu entschuldigen und machte Platz für den wunderbaren Jon Spencer und seine Blues Explosion. Und was dieser Mann aufführte war einfach genial. Die schlechte Stimmung vorher war schnell vergessen und die Mischung aus echt schnellem Rock, Blues und etwas Elektronik kam sehr gut an. Aber das war noch lang nichts gegen das was nun folgte. Den ganzen Tag schon wurde vor der Bühne „Wir woll’n die Hosen sehn“ gefordert und nun war es soweit, und Die Toten Hosen enterten und tosendem Applaus die Bühne. Ich durfte das Konzert aus der ersten Reihe Mitte bewundern, was mir zwar Quetschungen und blaue Flecken einbrachte, aber dafür sehr unterhaltsam war. Womit sie begannen weiß ich nicht, sie spielten aber alle bekannten Lieder von neuen und alten Alben, coverten Should I Stay Or Should I Go und schlossen mit dem You Never Walk Alone (dem von Liverpool). Nett war eine Wette von Campino mit einem aus der Crew, dass er dem Lichttechniker ein Bier auf seinen Turm nach hinten bringen muss, über die Leute drüber und währenddessen singen muss. Geschafft hat er’s, oben auf dem Lichtturm ein bengalisches Feuer entzündet und immer noch weiter gesungen. Bis auf unzählbare Tritte von Stagedivern auf meinen Kopf, zerquetschen Rippen und blauen Flecken waren die Hosen sehr unterhaltsam und ein wirklich würdiger Abschluss für das diesjährige Forestglade Festival. Danke Wiesen und man sieht sich wieder am Two Days A Week + 2, ohne Cake, die den Preis für die unsympathischste Band ever von mir bekommen, aber dafür mit NOFX!
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naja, du hast nichts verpasst bei cake ich find, dass er sich wenigstens entschuldigen hätte können oder sonst was, aber der hat nicht mal kurz hinuntergeschaut ob der noch lebt, sondern lieber sich mit dem rest des publikums angelegt. im publikum gabs dann auch noch eine schlägerei, weil einige hardcore-cake-fans (sowas gibts) einen bierwerfer geprügelt haben. der wurde übrigens von den security aus deren händen gerettet und offiziell weiterverprügelt und vom festivalgelände geworfen. sehr verkehrt war das alles.
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ja, die cakemusik ist teilweise ganz ok, aber die aktion war ja echt extrem scheisse. áuch wenn ihm der typ der auf die bühne gesprungen ist genervt hat, es gibt andere wege ihn wieder runter zu bekommen. ein arschtritt von der bühne ist ja wohl echt das letzte.