Komischer Club, dieser kleine Laden in der Friedrichshainer Scharnweberstraße, voll und eng, weil klein, und dadurch auch etwas arg stickig. Positiv dann aber wieder, daß der an den Barraum anschließende Konzertraum mit knapp 50 Leuten sehr ordentlich voll ist. Der Mann am Eintritt meint, mit fünf und ein paar zerquetschten sei ich dabei, was soll's. Trend fangen grade gegen kurz vor halb elf an und sind wohl die erste, na nennen wir es "Deutschpunk"-Band (man verzeihe mir, daß dieser Begriff für mich eher negativ besetzt ist), die ich seit bestimmt drei Jahren sehe. Aber andererseits definiert sich dieses Musik-Attribut hier vor allem über den gebrüllten bis geshouteten Gesang, musikalisch brettern die drei anderen ihre drei bis vier Akkorde durchaus ansprechend und nicht unintelligent. Treibend und volle Kanne nach vorne. Schon fett. "Die besseren Oma Hans", sagte jemand vorher, mir schießen Vergleiche wie Dackelblut und Turbostaat durch den Kopf. Der Sänger irrlichtert durchs Publikum, haut sich die Faust oder sein Bier an den Kopf und schreit seine Parolen, die Band lärmt und rotzt die Riffs runter, die Leute springen und kopfnicken. Und eigentlich ist Deutschpunk ja doch auch nur "Tomte auf Speed". Pilot To Gunner aus New York dann. Begrüßung auf Deutsch "Halloh, wier ssiend Pilot To Gunner. Wier ssiend aus New York City. Viel Spaaß." und dann Breitwandgitarren. Als Fauxpas gleich zu Beginn reißt dem Bassisten der Gurt, Trend leihen einen von sich, die Show brät munter weiter. Die Band zuckt und windet sich zur Musik, Gesang plus Shouten vorne an den Gitarren, eine treibende Rhythmusgruppe dahinter. Mal schleppender, mal krachend nach vorne gehender Indie-Rock meets Post-Hardcore, Punk-Wurzeln unverkennbar, melodiös durchaus, gegen Ende immer mehr auch tanzbar. Und immer wieder sympathisch stolpernde Ansagen auf Deutsch zwischendurch á la "Dass näckste Lied haissst Games at highspeed" und "Dankescheen, iihr said seehr nett". Ein fulminantes Barrio superstarrio beendet das Set und dankend und klatschend verlässt die Band um kurz vor zwölf die Bühne. Hat sich gelohnt der Abend.