Datum: 06. November 2006 Ort/Club: Neu-Isenburg, Hugenottenhalle Preis: 32 € Besucher: ca. 1.800
Eigentlich wusste ich ja was mich erwarten würde, als ich doch noch kurzfristig nach Neu-Isenburg fuhr um der diesjährigen Ausgabe der Taste Of Chaos Tour beizuwohnen. Trotzdem war ich erst mal wieder überrascht welche Ausmaße diese Szene mittlerweile angenommen hat. Vor der Halle dominierten neben den unvermeidlichen schwarzen Scheiteln, auch die Sterne, Kirschen und vielfarbigen Karomuster in Form von Tattoos, Klamotten und Aufnähern an den Körpern des größtenteils minderjährigen Publikums. Mit meinen dreiundzwanzig Jahren dürfte ich den Altersschnitt jedenfalls deutlich angehoben haben. Kein Grund frustriert in der Ecke zu stehen. Der Plan sich etwas zu essen zu holen scheiterte jedoch daran, dass es keine vegetarische Pizza gab. Laugenbrezeln sind zwar auch in Ordnung, aber als Veranstalter sollte man doch wohl um die Ernährungsgewohnheiten des Publikums Bescheid wissen – zumal direkt neben dem Pizzastand die Jungs von Peta2 einen Infopunkt hatten. Doch T-Shirt-Preise ab zwanzig Euro und spätestens der süße Energydrink des Hauptsponsors Rockstar verdarben ohnehin jegliche Anflüge von Appetit.
Immerhin wurde der Zeitplan minutiös eingehalten und um kurz nach halb sieben standen schon die Jungs von Fire In The Attic auf der Bühne. Merkwürdigerweise gefallen die mir immer etwas besser, wenn sie vor größerem Publikum spielen. Mag an ihrer Show liegen, die der ihrer großen Vorbilder ja in nichts nachsteht. Das Publikum reagierte noch etwas verhalten, doch die Band genoss es sichtlich vor so vielen Leuten zu spielen. Nach einer halben Stunde beendeten sie ihr Set und sofort begannen auf der Nebenbühne die 5 Bugs. Eine der wenigen angenehmen Sachen bei der Taste Of Chaos-Tour ist nämlich, dass man permanent Musik um die Ohren gehauen bekommt. Während der Umbaupausen auf der Hauptbühne, dürfen auf einer kleineren Nebenbühne lokale Acts ihre Show vor größerem Publikum präsentieren. Neben zwei anderen kleinen Bands bekamen auch die Frankfurter von The Needless und die Ashes Of Pompeii aus Marburg im Laufe des Abends die Gelegenheit dort ihr gerade erschienenes Album zu promoten.
Zu den Gewinnern auf der großen Bühne gehörten definitiv die Jungs von Saosin. Wenn man mal drüber nachdenkt, wie lange man diese Band schon kennt, ist es wirklich unglaublich dass erst dieser Tage ihr Debütalbum erschienen ist. Die Band und ihr neuer Sänger brachten die grandiosen Songs wie Voices oder Bury Your Head auch live dermaßen gut rüber, dass man zeitweise dachte der Sound käme von CD. Eine hervorragende Band mit grandiosen Musikern und wohl auch schon der frühe Höhepunkt an diesem langen Abend. Mit ähnlichen Erwartungen sah ich nämlich auch dem Auftritt von Senses Fail entgegen, die ebenfalls letzte Woche ein großartiges Album veröffentlicht hatten. Leider wurden davon allerdings gerade mal zwei Stücke gespielt und hinzu kam noch, dass Sänger Buddy Nielsen auch die alten Stücke stimmlich dermaßen verhunzte, dass man teilweise kaum erkannte um welche Songs es sich handelte. Komischerweise ging es bei Senses Fail im Publikum trotzdem gewaltig ab. Immerhin gab es zum Abschluss dann auch noch das wunderbare One Eight Seven von der allerersten EP. Ein äußerst durchwachsener Auftritt.
UnderOath machten ihre Sache da um einiges besser. Zwar gab es auch hier wieder die üblichen Rockstarallüren, zu denen die teilnehmenden Bands wohl alle vorher vertraglich verpflichtet wurden, aber trotzdem war das etwas anderes. Selbst an die “We believe in Jesus Christ“-Ansage hat man sich mittlerweile gewöhnt und als sich am Ende bei A Boy Brushed Red… alle in den Armen lagen, zählten die Jungs aus dem Sunshine State definitiv zu den Gewinnern des Abends. Noch etwas leerer wurde es vor der Bühne dann, als die ganzen amerikanischen Kids der in der Rhine-Main-Area stationierten G.I.s die Halle verließen. Klar, wenn Anti-Flag meinen Daddy mit der großen Wumme beschimpfen würden, würde ich wohl auch abhauen. In der Bandliste an diesem Abend meiner Meinung nach völlig deplaziert, hatten die Pittsburgher dann eine halbe Stunde Zeit ihre schon so oft gehörten Anti-Bush-Parolen rauszuschreien. Irgendwie fand ich die Vorstellung lustig, dass zweitausend schwarzhaarige Emokids nun die Revolution von Neu-Isenburg aus starten würden und gesellte mich solidarisch zu den Amis vor die Halle.
Gemeinsam erlebten wir einen enttäuschenden Auftritt von Taking Back Sunday. Schon traurig wenn ich an die Zeiten vor drei, vier Jahren denke, in denen mir diese Band so viel bedeutet hat. Gerade mal zwei lustlos hingerotzte Versionen von You’re So Last Summer und Cute Without The E sind von damals geblieben. Der Rest war langweilig und deprimierend. Auch wenn die Kids ihre neu entdeckten Helden vorne gut abfeierten, konnte ich diesem Auftritt nicht mehr viel abgewinnen. Was bleibt ist das Gefühl an diesem Abend Teil einer riesigen, perfekt funktionierenden Geldmaschine gewesen zu sein. Die Musik wird zum Produkt. Du bekommst was du erwartest, aber eben nicht mehr. Die Bands geraten zu Statisten und werden dir in kleinen Häppchen um die Ohren gefeuert. Elf Bands in fünf Stunden. Mir ist schwindelig…
Zwar gab es auch hier wieder die üblichen Rockstarallüren, zu denen die teilnehmenden Bands wohl alle vorher vertraglich verpflichtet wurden
was meinst du damit?
kann in dir teilweise zustimmen teilweise nicht. war in münchen. fande fire in the attic schlecht....leider, saosin mega, der sänger von sensesfail war auch bei uns n absoluter witz. haben die außerdem ihren gitarristen irgendwann getauscht? underoath unglaublich gut. leider nur 6 songs. anti-flag...lassen wir das. tbs sehr sehr gut. underoath war die beste band des abends. auch die ansagen war nicht peinlich oder so.
die andere 5 bands hab ich nicht gesehn. wer will schon 11 bands sehn. außerdem nix gegesen, kein t-shirt aber bei uns gabs kostenlose UO poster
-------------- And in my darkest hour the brightest light draws near to me a torch to end all torches, this is the light that sets me free all shadows burn away now but by his grace I am sustained though all was lost, now all is found and more is gained
das mit dem vertrag war nur ein scherz, aber ich fand es schon auffällig. ständige mitklatsch-passagen und vor allem die permanente ankündigung von allen bands, dass nachher tbs spielen würden (was auch nach dem fünften mal noch im gekreische mündete) haben irgendwann etwas genervt...
ach du, in münchen hätt ich mir aber schon mal itchy poopzkid angeschaut ;)
halbe Stunde Zeit ihre schon so oft gehörten Anti-Bush-Parolen rauszuschreien.
sollen sie es deswegen lassen oder etwas anderes machen? wenn sich an einer situation, die unbefriedigent ist nichts ändert, warum sollte man nicht weiterhin darauf aufmerksam machen?