"Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden.“ In großen Lettern prangt der Vers aus dem Markus-Evangelium dort oben an der Wand der Kulturkirche. Nicht alle, die sich heute hier in diesem prachtvollen Bauwerk eingefunden haben, würden diesen Satz unterschreiben, doch hat man das Gefühl, inmitten einer beseelten Glaubensgemeinschaft zu stehen, die auf ihren Erlöser wartet. Dass Tyler Ramsey, neuer Gitarrist bei Band Of Horses und gleichzeitig Opening Act, passenderweise aussieht wie Jesus, soll nicht die einzige religiöse Konnotation des Abends bleiben. Der zurückhaltende Singer/Songwriter wurde im letzten Jahr an Bord geholt und darf sich seitdem nicht nur über die Mitgliedschaft in einer tollen Indie-Band freuen, sondern auch, dass er regelmäßig eigenes Material im Vorprogramm präsentieren darf. Mit den sanft gezupften Akkorden, die seine glasklare Stimme ummanteln, kommt er dem Grundgefühl seines neuen Arbeitgebers zeitweise schon recht nahe. Ohne jene emotionalen Ausbrüche allerdings, die Band Of Horses so speziell machen. Tyler Ramsey ist indes nicht das einzige neue Gesicht. Mit Ryan Monroe wurde ein Spezialist für die Tasten und weitere gesangliche Unterstützung gefunden. Monroe spielt sogleich die Hauptrolle in der ersten Überraschung des Abends: Zum Opener Detlef Schrempf erklingen die Pfeifen der Kirchenorgel. Ein schöner Einstieg. Und da steht er auch schon auf der Bühne, ganz in Schwarz gekleidet, die Hände in den Jackentaschen vergraben, der Bart etwas kürzer als gewohnt: Ben Bridwell. Das unscheinbare, schmächtige Männlein mit dem traurigen Blick gehört zu der Sorte Mensch, die erst auf der Bühne aufblüht und über sich hinaus wächst. Jetzt entschuldigt sich Bridwell verlegen lächelnd, seine Stimme sei etwas lädiert, man solle Nachsicht haben. Haben wir – aber wie bitte klingt diese in jedem Moment durchdringende Stimme denn erst, wenn sie nicht angeschlagen ist? Es bedarf keiner großen Worte, um das Publikum in Euphorie zu versetzen. Es sind eher die kleinen Gesten, wie das verzögerte Wieder-Anzählen vorm letzten Teil von The Great Salt Lake oder die verschmitzten Blicke, die sich Bridwell und Monroe zuwerfen, wenn sie sich an ihrem gemeinsamen Gesang berauschen. Ohnehin spürt man, dass Monroe, der mit seinem Mittelscheitel, goldener Halskette und Sonnenbrille wie eine Mischung aus Country-Barde und weißem Ray Charles aussieht, ein musikalischer Zugewinn ist. Das im Mai erscheinende dritte Album Infinite Arms, so konnte man bereits lesen, sei erstmals mit der Beteiligung aller Bandmitglieder entstanden. Sieht man die kollektive Spielfreude, die dort oben jedem Beteiligten ein Lächeln auf den Mund zaubert, erscheint es fast, als hätten Band Of Horses nach Jahren des Suchens und Ausprobierens nun endlich ihre Stammformation gefunden. Beim Sound hingegen ist man alten Stärken treu geblieben; die neuen Songs passen sich organisch in das übrige Set ein und werden wohlwollend aufgenommen. Das größte Entzücken entfachen erwartungsgemäß die jeweiligen Hits der ersten beiden Platten – Is There A Ghost sowie The Funeral. Und nicht genug, dass sich in Songtiteln kirchliche Zeremonielle wie Beerdigungen oder Hochzeiten (Marry Song) wiederfinden. Für den Zugabenteil finden sich Bridwell, Ramsey und Monroe auf der Kanzel ein, um ihr Wort in Form einer mehrstimmigen Ballade an die fromm lauschende Gemeinde zu verkünden. Nach diesem exklusiven Konzerterlebnis können sich Band Of Horses sicher sein, mindestens 400 ihrer Schäfchen im Seelenfrieden in die Nacht entlassen zu haben.
Setlist: Detlef Schrempf No One's Gonna Love You Factory (New Song) (New Song) The Great Salt Lake Is There A Ghost Weed Party (New Song) Infinite Arms (New Song) Marry Song The Funeral Ode To Lrc The General Specific ------------------ (New Song) Monsters