Abi Festival 2002 Wann: 28./29.06.02 Wo: Lingen (Emsland), am alten AKW Besucher ca. 4000 (am späten Abend, nachmittags nur einige Hundert) „umsonst und draußen“
Livereviews zu folgenden Bands: The Lucky Punch, The Cheeks, deadLine, Ken und The Flaming Sideburns.
Das Abifestival wird jedes Jahr von Abiturienten der Stadt organisiert, daher der Name. Das diese einen guten Musikgeschmack haben, bewiesen sie auch dieses Jahr. Geladene Musiker waren: Rival Schools, McLusky, The flaming Sideburns, Ken, Union Youth und The Icarus Line, dazu gesellten sich noch viele unbekannte, größtenteils deutsche Bands.
Leider konnte ich am Freitag nicht hin und habe deswegen die großartigen McLusky und The Icarus Line verpasst, zu verkraften war das Nichtsehen der Emorocker Rival Schools. Doch zumindest kam man am Samstag um ein bisserl Spaß zu haben. Die erste Band die ich zu Gesicht bekam war Studio 47 B. Ihr Sound sprach mich jedoch nicht sonderlich an, deswegen zog ich es vor abseits des Geschehens mit Freunden zu labern/saufen. Dort bekam man die Musik nur noch halb mit, achtete aber auch gar nicht drauf, doch schon die nächste Band sollte mich stark überraschen!
The Lucky Punch betraten die Bühne. Sagt mal, gibt es nicht eine gleichnamige Band die vor knapp einem Jahr auf Viva Zwei mit einem Pop-Punk Song nervten? Ich bin mir da ziemlich sicher und bin davon ausgegangen, dass es sich hier um diese Kapelle handelt. Dem war glücklicherweise nicht so, die deutschen The Lucky Punch waren nicht nur Äußerlich, sondern auch soundtechnisch ihren großen schwedischen Vorbildern ziemlich ähnlich, teilweise sogar ebenbürtig! An der Kleiderordnung standen bei ihnen Shirts der Hydromatics und der Peepshows. Somit war die erste große Entdeckung des Festivals für mich, als Schwedenrockfan, getan. Anschließend hab ich mir noch die beiden Eps die sie mitgebracht haben gekauft.
Nach ihnen spielte eine minderwertige „Royal Beat Conspiracy“ Aufmache die auf den Namen The Cheeks hörte. Zumindest waren sie stilmäßig meine Richtung, ich konnte also was mit ihrem Sound anfangen. Gefallen hat mir das Dargebotene jedoch nicht, nicht nur dass der Gesamtklang ziemlich müde rüberkam, auch die Lyrics die man aufgreifen konnte waren ziemlich primitiv: I want a rock’n’roll girl blabla oder ähnliches....nicht wirklich einfallsreich. Ich konnte mir interessanteres vorstellen als eine (schätzungsweise) Mittdreißiger Spießerkombo die von ihren Mädlträumen erzählen und sich beim rocken gehörig in die Quere kommen. Zugegeben, letzteres war dann doch ganz lustig. ;-)
Interessanteres gabs gleich im Anschluß mit deadLine auf die Ohren. So muss sich eine Rockband erstmal präsentieren, sympathischer geht’s glaub ich nimmer! Auf jeden noch so dummen Zwischenruf aus dem Publikum wurde reagiert, sei es auch nur durch Nassspriten mit Bier der betreffenden Person. ;-) Bei versehentlich in Mitleidenschaft gezogenen Leuten wurd sich entschuldigt und ihnen ein Bier ausgegeben! Soviel Aufmerksamkeit gegenüber dem Publikum honorierte mein an diesem Abend locker sitzender Geldbeutel mit dem Auswurf der verlangten 8€ für ihre aktuelle EP „7thousand miles“. 40 Minuten lang stellten sie erfolgreich ihre Livequalitäten zur Schau, richtig Spaß haben se gemacht! Ich hab aber bis heute noch nicht raus an welche Band sie mich den ganzen Abend lang erinnert haben, naja, auch egal sie waren super! Obendrein noch extrem sympathisch, so sollten sich Rockbands präsentieren!
Die nächsten beiden Bands, „Pinko Star“ und „Union Youth“ hab ich mir jeweils nicht angeschaut, ein paar Minuten reingehört und festgestellt das sie mir nicht gefallen und ab zu geselliger Runde nen Bierchen trinken, war angenehmer! Also wären wir schon bei Ken. Sehr gespannt war ich auf die neue Zweitband von Blackmail Sänger Aydo Abay und ich sollte nicht enttäuscht werden. Musikalisch konnten sie mich hundertprozentig überzeugen, wenn auch die erste Viertelstunde das Mikro zu leise war, dies merkte der Herr Soundmischer aber auch und besserte dies aus. „Abiturienten sind Weicheier! Die Harten bei uns gingen zur Hauptschule, die Realschüler sind auch noch zu respektieren...die ganz Harten finden sich auf Gesamtschulen ein.“ So in etwa Aydo’s Kommentar zum Abi-Festival. Wir (die ganz Harten...*höhö*) bekamen dann auch noch den letzten Song gewidmet, wenn das mal kein Grund ist sich nächstes Jahr anzustregen (um einer der ganz Harten zu bleiben versteht sich...*hust*)... Leider, leider mussten Ken nach 40 Minuten die Bühne schon wieder räumen. Zumindest hatte man ne nette Zeit, bei geschnorrtem Bier von Aydo ;-) und natürlich der supi Musik. Ich werde mal schaun ob ich mir ihr Album „Have a nice day“ nicht mal in näherer Zukunft besorge, verkauft haben sie gestern leider keine, da sie keine mitbekommen hatten...tja Herr Plattenhändler um die Ecke (also 40km weit weg), ich komm!!! Da Aydo nach dem Gig auf dem Gelände anzutreffen war, fragte ich ihm mal kurz, wann und ob überhaupt noch das schon aufgenommene Dazerdoreal Album kommt. [Info: Dazerdoreal haben sich kürzlich aufgelöst und der Release des letzten Werkes stand in Frage] An dieser Stelle kann ich Euch mitteilen, dass erst im nächsten Jahr mit dem Release zu rechnen ist (besser später als gar nimmer). Aydo hat mir aber angeboten es zu brennen und mit vorbeizuschicken. Ich hab ihm dann meine Adresse gegeben und hoffe, dass da was kommt. Ich solle dann aber auch bitte das Album im Netz verbreiten und all meinen Freunden geben, damit die Plattenfirma bloß nichts mehr dran verdient *hehe*.
Schnell noch den Zettel gezückt und geschaut wer denn als nächster auftreten wird und im gleichen Moment noch die Beine in Hand genommen und gesehen, dass ich schleunigst weg von der Bühne komme: Simple Plan standen auf dem Programm! Nein, danke, ich hau ab! Nach einer Stunde waren se dann fertig und ich näherte mich wieder der Bühne da die Flaming Sideburns nun folgen! Yeah, endlich seh ich die auch mal live, ich hatte zwar schon letzte Woche auf dem Hurricane die Gelegenheit dazu, war jedoch leider zu geschafft und hab mich in der Zeit ausgeruht. Also wars nun endlich soweit, gut ausgeruht gings ab in die erste Reihe, ready to rock! Mit etwa 15 Minuten Verspätung begannen sie und gleich ihr Opener „Crashing Down“ riss die Massen mit. Frontmann Eduardo Matinez versprühte beste Laune und bot Entertainment at it’s best! Neben gelegentlichen Step-Einlagen oder Handständen nahm er seinen Gitarrist huckepack und kletterte die Bühnenbegrenzung empor. Crowdsurfing war natürlich auch noch drin, er suchte eh desöfteren Kontakt zu seinem Publikum. Welches sehr gut auf die brennenden Kotletten reagierte! Es wurde gepogt, mitgebrüllt (vor allem natürlich bei „La Bruta“), gefeiert halt. Perfekter Headliner des Tages!
Weniger gefallen haben mir die Securities welche die Crowdsurfer anstatt aus dem Publikum zu ziehen einfach immer und immer wieder zurück ins Publikum geschmissen haben. Ich möchte nicht die dadurch entstandenen blaue Flecken zählen müssen! Erst kurz vor Ende erzählte ein qualifizierter Sicherheitsmann seinen Lehrlingen (so wirkten sie), dass man doch die Menschen rausziehen und nicht reinschubsen sollte. Verstanden haben das jedoch auch nicht alle und machten teilweise so weiter wie zuvor, weniger schön das! Jedoch haben sie meinen Gesamteindruck nicht getrübt! Der zweite Tag dieses Festivals war klasse! Sogar das Wetter hat mitgespielt. Am ersten Tag hat es zwischendurch öfters mal geschauert (ich war zwar nicht da, wohn aber nur ca. 30km von Lingen entfernt und hab die Wetterkapriolen dadurch mitbekommen)... Die Bands waren, wie oben beschrieben, überraschend gut, eine wirkliche Enttäuschung hab ich nicht erlebt! Das lag aber wohl auch daran, dass ich bei Simple Plan nicht da war. ;-) Die Atmosphäre war fantastisch, durch die wenigen Besucher sehr familiär, Ordner gabs auch keine und aufgeschlossen war die Menge auch noch, soll heißen man hat Gott und die Welt kennengelernt. Für die Bands am Nachmittag war das wahrscheinlich nicht so toll, da bei einigen nur eine Reihe stand und die anderen einfach nur vor der Bühne saßen, selbst bei „Ken“ waren noch riesige Lücken im Publikum und man konnte aus der ersten Reihe mal eben kurz verschwinden um seinen Rucksack zu holen und nach 2 Minuten wieder an alter Stelle mitrocken, dass hat mich etwas irritiert. Doch ab „Union Youth“ taute das Publikum auf und die ersten begannen zu rocken, was seinen Höhepunkt bei den Flaming Sideburns fand.
Mit hats insgesamt wesentlich besser gefallen als das Hurricane letzte Woche, wenn auch die Bands nicht ganz so hochrangig waren, dafür war das ganze 72€ billiger, nämlich umsonst! Die Atmosphäre war einfach super schön und locker...ich freu mich schon aufs nächste Jahr!
habe lucky punch und flaming sideburns einst zusammen gesehen. geiler abend. siehe review lucky punch müssten schon einige alben draussen haben, oder? hatte damals leider net genug kohle um mir eins zu kaufen!
