Victory-Abend im Magnet Club zu Berlin - im Rahmen der A Fire Inside Emocore Party sollten an diesem Abend Silverstein, Spitalfield und The Needless aufspielen. Passendere Bands hätte es für diese Partyreihe wirklich nicht geben können.
Während Silverstein sich auf dem Discofloor noch um ihr Powerbook und diverse Emogroupies um sie scharten, um ihre Myspace-Seite oder weiß der Geier was auf den aktuellsten Stand zu bringen, machten The Needless nebenan schon einmal den Anfang auf der Bühne. Dabei handelt es sich um eine Band, die eigentlich aus den USA stammt, deren Mitglieder jedoch mittlerweile in Frankfurt leben und die sich als eine enorm sympathische und wirklich talentierte Emopopcore-Kapelle entpuppen sollten. Wem der typische Mix aus emotionalem Gesang und Geschrei liegt, sollte auch an ihnen Gefallen finden. Alle Klischeehasser möchten doch jetzt bitte die Klappe halten - das Lob ist durchaus berechtigt, denn The Needless erfinden das Rad zwar bei weitem nicht neu, machen ihre Sache auf der Bühne dafür wirklich sehr gut und bewiesen, dass sie ihr Handwerk perfekt beherrschen. Nach einem energetischem und emotionsgeladenen ca. 20-minütigem Set und einigen unterhaltsamen, aber nicht herbeigezogen wirkenden Annekdötchen verließen der zu klein geratene Sänger, der übrigens rein optisch überhaupt nicht in das Schema einer solchen Eyelinercore-Band passte und der Rest seiner Mitstreiter (die hingegen sehr wohl) die Bühne. Das Publikum bedankte sich und war durchweg positiv überrascht. Von The Needless dürfte man in Zukunft noch einiges hören.
Spitalfield aus Chicago wirkten als zweiter Act zwar nicht weniger bemüht, eine gute Show abzuliefern, jedoch dennoch schon um einiges belangloser. Nicht, dass man mich falsch versteht, hin und wieder höre ich die Musik der Band wirklich gerne, oft bin ich jedoch nur allzu schnell von ihren verhältnismäßig montonen Songs gelangweilt; so nunmal auch am gestrigen Abend. Jetzt gab es im mittlerweile pickepackevollen Magnet auch schon etwas mehr Betrieb vor der Bühne, denn selbstverständlich sind Spitalfield hierzulande längst keine unbekannte Emopoppunk-Schmiede mehr. So schien es nicht überraschend, dass hier und da das ein oder andere Lied mitgeträllert wurde. Das Set war recht ausgewogen und bestand aus Songs von Stop Doing Bad Things und dem Vorgänger-Album Remember Right Now. Ihre Faster Crashes Harder-LP blieb allerdings leider gänzlich außen vor. Zwar gab es in der halben Stunde mit I Loved The Way She Said "L.A." auch einen ihrer großen Hits zu hören, ich vermisste jedoch den eigentlichen Zappelschuppen-Kracher Stolen From Some Great Writer ein wenig und war alles in allem ein bisschen enttäuscht, auch wenn es rundum alles andere als ein schlechter Auftritt war.
Nach relativ kurzer Umbaupause folgten auch schon Silverstein, die vom Berliner Publikum phrenetisch umjubelt wurden. Mit Smashed Into Pieces legten sie auch gleich einen Kracher vom letzten Album vor und der Bereich vor der Bühne wandelte sich in nullkommanichts in eine Teufelsküche. Weiter ging es mit Your Sword vs. My Dagger vom aktuellen Werk. Überraschenderweise folgte nun sogar ein Song von der When Shadows Beam EP. Der Großteil schien jetzt schon vergessen zu haben, dass die Band sich mit zwei Tourabsagen unter fadenscheiniger Begründung erst in jüngster Vergangenheit bei den hiesigen Fans doch eigentlich ziemlich unbeliebt gemacht hatte. Nach verhältnismäßig kurzem Set verließen die fünf Kanadier die Bühne, um noch einmal für eine Zugabe wiederzukehren, die aus Smile In Your Sleep und dem Überhit Bleeds No More bestand, bei dem die Crowd im Magnet dann vollends außer Kontrolle geriet. Die Band wusste anscheinend ob ihrer Popularität, ließ sich ausgiebig feiern und das nicht einmal zu unrecht, war ihre Performance doch mehr als solide und durchweg perfekt dargeboten. Das ätzende Gepose hielt sich zum Glück in annehmbaren Grenzen. Es war wirklich erstaunlich, wie textsicher das Berliner Publikum sowohl bei den neuen als auch bei älteren Titeln war. Der überwiegende Teil der Anwesenden sang, schrie oder jaulte lauthals mit und ich musste erneut feststellen, wie schnell die Emoszene in Berlin doch angewachsen ist. Vor noch nicht einmal zwei Jahren wäre ein solches Bild kaum denkbar gewesen. Wenn dieser Trend weiter so anhält, wird man sich wohl bald nach größeren Locations für derartige Veranstaltungen umsehen müssen.
Ach ja und noch ein positives Wort: Man muss sämtlichen Toningenieuren am gestrigen Abend mal wieder ein Lob aussprechen. Bei allen drei Bands hätte der Sound nicht besser und klarer sein können. Dieser trug seinen Teil dazu bei, dass die Show aller Bands (insbesondere Silversteins) so gut funktionierte und sehr druckvoll und nicht breiig herüberkam, was zuweilen ja schon einmal vorkommt.
Liebe Emos...seid nicht traurig, dass nun alles vorrüber ist, denn der nächste Label-Abend droht sich bereits an: schon am nächsten Sonntag spielen mit The Hurt Process und Aiden zwei weitere Emo-Zugpferde aus dem Victory-Stall.
HAHA! Übrigens entdeckte ich soeben dieses Special auf der deutschen Website von MTV: klick!
das klingt ja super und lässt großes für montag in frankfurt erhoffen - hab mich schon lange nicht mehr so auf eine show gefreut und kann's kaum noch erwarten! ;)
wenn dein review nicht schon so treffend geschrieben wäre, würde ich jetzt auch noch eins fertig machen...
nur soviel: auch in frankfurt war es absolut großartig! der club gerammelt voll, die band guter laune und die musik bei bester qualität dargeboten - perfekt! vor allen dingen gab's wirklich mehr alte songs, als neue - yeah! die setlist haben sie wohl (ganz leicht) variiert:
Smashed Into Pieces Your Sword Versus My Dagger Red Light Pledge The Weak And The Wounded Discovering The Waterfront Defend You November Smile In Your Sleep ------------------ Giving Up Bleeds No More