Ihr könnt sofort runterscrollen und dann bestätigend vor euch hinmurmeln, ihr hättet es von Anfang an gewusst. Hier eine Wendung zum Guten zu erwarten sei wie auf blühende deutsche Landschaften zu hoffen, dass es einmal wieder Musikfernsehen für uns geben werde, dass ein wegweisender Trend im wichtigen Indiekosmos doch auch einmal von hier käme. Denn was nun folgt ist Ausdruck maßloser Enttäuschung. Um das alles bildlich zu umschreiben, fielen mir so einige Metaphern ein. Abrissbirne trifft auf Rockgebilde; ein schwerer Bagger räumt den (musikalischen) Abraum der letzten Jahre weg; Leichenfledderei auf eine unwiederbringliche und definitive Weise. Beispiele gefällig? The Damage In Your Heart ist Pink Triangle, aber ohne erlösenden, mit Emotion aufgeladenen singalong Refrain und klingt der Songstruktur nach wie eine Demo ebendessen. Diese ekligen Streicher verbünden sich in Freak Me Out mit einer kumpeligen Mundharmonika, zusammengehalten von lala-Texten, die einem 16jährigen Rivers Cuomo noch im Papierkorb gelandet wären. Hold Me lässt den Schluss Weezer = 3 Doors Down zu, und das lässt, sofern man eine Waffe im Haus besitzt, natürlich nur einen weiteren Schluss zu. Und noch einen Schuss. Und noch einen. Toll ist, dass man sich letzten Endes fast nicht entscheiden kann, was einen an Make Believe denn am meisten irritiert / ärgert / verzweifeln lässt. Was zur Hölle hat euch geritten, in das die zwölf Songs abschließende Haunt You Every Day Synthesizer einzubauen? Und warum klingt This Is Such A Pity nach Jimmy Somerville? Mit wem rechnet Cuomo (der auf dem fünften Studioalbum so farblos klingt wie noch nie) ultimativ ab, wenn er im stadiontauglichsten We Are All On Drugs dichtet: And you show up late for school / cause You think you're really cool / when you're on drugs? Und man dann bei den spektakulären Zeilen Give it to me / We are all on drugs yeah / Never getting enough (Never get enough) / We are all on drugs yeah / Give me some of that stuff (Wooooh) wahlweise etwas in Greifweite oder sich selbst zerstören will? Gerne auch mit Drogen? Weezer klingen nicht mehr wie früher, sie versuchen etwas Neues. Die Songs sind schlecht, selbst im Vergleich zu den letzten beiden schon nicht berauschenden Studioalben Green und Maladroit.
Fazit: Wir nehmen den Fluxkompensator und verändern die Vergangenheit. Warum morgen, warum nicht heute?
Ich bin mir noch unsicher, was ich von dem Album halten soll. Das Niveau der Texte und Musik ist in der Tat unter aller Kanone und teilweise wirklich lächerlich.
Aber auf eine abstruse Art und Weise funktioniert gerade diese Plumpheit irgendwie doch und fügt sich erstaunlicherweise recht gut in die bekannten Weezer-Elemente ein. Ich wage nur zu bezweifeln, dass man länger als ein paar Wochen Spaß an den Liedern hat.
Hm. Keine Ahnung. Bin mir wie gesagt noch unschlüssig.
zum thema: ja, das ist das schlechteste weezer-album. relativ schlecht, aber halt nicht absolut. die mehrzahl der lieder ist durchaus anhörbar, sowohl was die komposition angeht als auch die produktion. das problem liegt meiner meinung nach darin, daß man (sprich: rivers cuomo) es nicht bei 7-8 "knackigen" songs belassen hat, sondern einfach zu viel auf make believe draufgepackt hat. aber das war ja bei maladroit nicht anders.
-------------- "God is great and God is good, too bad he's also made of wood" Firewater - "Psychopharmacology"