Es gibt zu Horse The Band wahrscheinlich nicht viel mehr als zwei Meinungen, die einen lieben sie die anderen können ihnen nichts abgewinnen. Ich kann mich nicht ganz entscheiden, welcher Partei ich mich da anschließen soll. Auf jeden Fall haben sich die Amerikaner sehr gut selbst vermarktet, mit dem Begriff des Nintendocores gleich einen eigenen Namen für ihre Musikrichtung gefunden, der aber spätestens auf dem mittlerweile dritten Full-Length-Album A Natural Death nicht mehr ganz passend scheint. Das hat mit Nintendo nichts zu tun, nur weil die Synthies aus dem Keyboard ein bisschen wie 8-Bit klingen, und wenn man auf den Sound steht, dann weiß man eh, dass so was schon oft und besser versucht wurde. Bisher wurde das alles ja von vornherein durch die eifrig zwinkernden Augen legitimiert. Der Attitüde „das ist ja gar nicht richtig ernst gemeint“ kann nur schwer beigekommen werden. Jetzt aber gehen sie schon eine ganze Ecke ambitionierter und weniger Lo-Fi zu Werke. Der neue Drummer macht einiges für die größere Metal-Kante der Songs, und weil die Keyboards häufig eben absolut nicht mehr nach 8-Bit klingen, sondern einfach nur wie Achtziger-Midi-Sounds kommt bei einigen Songs, allen voran Sex Raptor, eine sehr eingängige Stimmung auf. Den Bonus der witzigen Idee hat die Band mittlerweile ja nun auch verspielt; besseres Songwriting war daher Pflicht. Die Songs einzeln betrachtet sind auch durchaus cool, gehen nach vorne, sind gut gemacht, gleichzeitig progressiv und einmalig, und positiv verrückt natürlich sowieso. Nur passt die Form des Albums nicht zu den Liedern, die keinen roten Faden erkennen lassen und so nach einer kleinen Dauer von einer Handvoll Songs anfangen, latent zu nerven. In EP-Form, an der sie sich zuletzt ja auch versucht hatten, funktionieren Horse The Band einfach besser. Ganz bestimmt kein Game Over, aber auch noch ein paar Level vom Endboss entfernt.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.