"Sven, wer will den all die alten Plattenrezensionen noch lesen? Mach mal was nützliches mit deiner Zeit, Student!", spricht mich heute morgen der freundliche Herr der mir eine Brezel verkauft an. Hm, werde ich allmählich verrückt? Und warum bin ich so verdammt langsam? Fast ein Jahr später, muss das sein? Whatev, hier ist Bestandsaufnahme Stella zweitausendvier.
Nach einigen Durchläufen erstmal zusammenfassen: überwiegend wieder sehr kuschelig geraten, das neue Album; selten wird es nervenzehrend, so kann einen "Romantic Mindless (Intro)" sicher zu unschönen Taten verleiten. Elena Lange trifft ihre Töne meistens, nicht immer. Oft hüpft das Ganze lustig-flockig von langsamen Schmusepop ("Dreams") über poppiger Tanzmusik der gehobenen Sorte ("Better Days Sounds Great") bis gar zu punkigen Einwürfen ("Eleven", "Capitol Letters"), die den Rezensenten aber eher ratlos zurücklassen. Eine spassige Mischung, die zwischen Geschichten von urbanen Partynächten, der Sehnsucht nach besseren Zeiten und natürlich der Liebe (der Liebe!) aber leider auch eine klare Linie vermissen lässt. Dennoch blitzen darin immer wieder helle Momente auf, in denen Stella die Macht zu besitzen scheinen, das Befinden so vieler junger Menschen in einem Lied für immer festzuschreiben. "Tonight" ist so ein Lied. Fünf Minuten und eine Sekunde, in der alles gesagt wird, was es über den zwischen atemlos und manchmal entrückten pendelnden wochenendlichen (ja, endlich) Exkurs des jungen Feiervolks zu sagen gibt. Was soll das denn letzen Endes nun sein, eine Partyplatte? der Aufbrauch zu neuem Hedonismus, woran das Cover ja eigentlich schon keinen Zweifel lässt? das langsame Abwickeln der eigenen musikalischen Historie?
Fazit: Perfekte Popsongs konnten Stella ja schon immer schreiben. Das wird sich wohl nie ändern, denn Songs wie "Never Going Back To School" können sich direkt neben Klassikern wie "Put My Finger On The Trigger For The Years To Come" einreihen. Bleibt wohl zu sagen: wenn es deutscher Pop sein muss, und da sieht das Angebot derzeit doch ganz reichhaltig aus, dann gerne Stella. Da macht man nichts falsch.