Stil: Deutsch-Indie-Pop Release: 31.03.2006 Label: Motor/Warner Spieldauer: 10 Titel; 34:02 Minuten Anspieltipps: zu Staub, Schrottgrenze, Am gleichen Meer
Wenn Tsitsigias auf Novalis Spuren durch Eichendorffs tiefe Wälder reitet auf nebeligen weiten Fluren von Lowtzow in die Nacht begleitet
Gleich Gryphius Vergänglichkeit zusammen mit Gefühl begreift und am schweren Joch der Zeit wie ein jeder ewig reift
durch Levin wie die anderen handelt von Punk zu deutschem Indie wandelt die Fläche nun für sich entdecket und seinen Kopf gen Spitze recket
mit Motor die Vergangenheit mehr noch als zuvor verdränget wenn ihr Jugendclubbewohner doch mit seiner Stimme sänget!
(Und jetzt! Aufpassen! Genus Sublime!)
Oh! Welch Wunder ist mit dir geschehen, dass du gar ein Wohlstandskind, das dem Mainstream flüchten wollte für dein neues Werk gewinnst
(nun gut, der war jetzt schon ein wenig unrein. aber das ist im HipHop auch okay. Eko darf schließlich auch bleiben auf bleiben reimen)
Ach. Lassen wir das besser. Uhu. Der Rezensent versucht witzig zu sein. Es wird immer schlimmer. Vielleicht weiß er auch nur nicht, wie er sich dem Schlösschen Schrottgrenze nähern soll, dass die ehemaligen Punks nun bewohnen. Die Kuttner findet es jedenfalls großartig. Die von Motor auch. Ach. Und ich ja eigentlich auch. Wirklich. Völlig egal, ob sie sich selbst "untreu" geworden sind oder wie man es auch nennen mag. Es ist einfach ein nettes und recht schönes Album, dass sich halt mit den Themen befasst, die man so entdeckt, wenn man ein wenig älter wird. Mit Tobias Levin hat man den Produzenten von Tocotronic und Kante gewonnen und genauso klingt das Album - was mir persönlich nicht viel ausmacht, da ich beide Bands mag. Dass Sänger Alex Tsitsigias trotzdem von Dirk stark beeinflusst wurde zeigt sich, wenn sich auch auf Château Schrottgrenze die romantischen Motive finden lassen, die dieser auf dem Selbstbetitelten für sich entdeckte. Ist das schlimm? Nicht wirklich! Denn er macht es gut. Lediglich in Sachen Reim muss er noch arbeiten. Ich vielleicht auch. Ach. Lassen wir es doch nicht oder? Sonst heißen wir ja bald "ernstzunehmendes Musikmagazin" und so weit darf es nun doch nicht kommen. Weg von Romantik. Hin zu Moderne. Da darf es sich ja nicht Reimen. Wissen wir ja aus der Schule. Oder wenn nur Abstrakt. Hier ein paar Floskeln: Extra für euch:
Man wird nicht jünger Wir haben uns entwickelt Die alten Fans werden enttäuscht sein
Wände reimt sich auf Hände Räume auf Träume und Lassen auf Hassen und vielleicht reimt sich ja Befindlichkeit auf Empfindsamkeit
Aber eigentlich ist das wirklich nicht schlimm. Man darf es vielleicht nur nicht zu ernst nehmen. Denn es ist ja altbekannt: Würden sie wie Jonathan Davis immer noch von den Struggles der Jugend oder wie Bushido von Schulhofschlägereien berichten, dann könnte man das auch nicht wirklich ernstnehmen. Man wächst an der Welt und an sich. Und auch Schrottgrenze sind gewachsen. Alex spielt nicht mehr Schlagzeug und widmet sich nun völlig dem Gesang, während Timo gar nicht mehr darf. Aber am Schlagzeug sitzt nun Caddy, der vorher von den Wohlstandskindern flüchtete. Angeblich um dem Mainstream zu entgehen (SIC!). Und wieder ein aber: Dieses Album ist gut. Ganz wirklich. Es ist leider viel zu kurz und wenn man sich textlich noch ein wenig entwickelt, dann ist das bald ganz groß. Aber zwischendurch funkeln hier Diamanten durch und die haben es in sich (nämlich so Glitzerzeug. Das, was Diamanten ja immer in sich haben.). Ach. Hören Sie das Album einfach selbst durch und finden sie gefallen daran. Überhören sie nicht ganz so tolles wie das etwas danebengegangene aber sicher gut gemeinte "Kongress" (seit But Alive wissen wir ja, dass das Gegenteil von gut "gut gemeint" ist) und kommen Sie schließlich zu den letzten zwei Stücken. Diese zwei Stücke! Mensch! Zu Staub ist Tsitsigias eigenes Tribut an die Vanitas. Seine Form des Memento Mori. It doesn't matter if we all die / Denn schon sehr bald fällt auf uns Laub. Naja schließlich fallen wir ja. Diese Hand da fällt auch. Und man verlässt das Schlösschen mit einem Ohrwurm, einiger Begeisterung, einem Lachen (das ist nicht schlimm. Die Ernsthaftigkeit wird überbewertet) und einer Spur von Jandl und Dada:
S C H R O T T G R E N Z E S C H R O T T G R E N Z E S C H R O T T G R E N Z E S C H R O T T G R E N Z E
Fazit: Zu schnell erwischt man sich, wie man wieder auf Play drückt, weil das Album schon wieder vorbei ist. Eine möglicherweise recht wirre Rezension sagen Sie? Nunja. Das passiert. Château Schrottgrenze ist ein gutes Album und auch, wenn alle schreien, dass sie sich selbst verraten und verkauft haben, dass sie das next big thing sind, jeder sie jetzt im Zuge der neuen Empfindsamkeitswelle gut finden muss - darf man es ruhig mögen. Nichts mehr mit "Gib mir Reibung". Ich habe Schrottgrenze in den vergangenen zwei Monaten auf merkwürdige Weise kennengelernt. Ich erspare Erklärungen. Aber eigentlich kann ich mich mit ihnen inzwischen wirklich gut anfreunden. Und was hältst du davon?
Der Tausendsakerment! Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent.
-------------- Some people never go crazy. What truly horrible lives they must lead.
welch lyrischer erguss! bin begeistert, du studierst germanistik, gell?
in der tat, eine krasse wandlung haben schrottgrenze hinter sich! aber so schlecht wie die früher waren, konnte es ja eh nur besser werden... wusste gar nicht, dass der caddy jetzt bei denen spielt! und umbennen sollen hätten sie sich bei der gelegenheit auch gleich noch...
ich bin entäuscht von dem neuen Album und noch mehr von der Band. Die Haben aufm letzten Konzert nur Lieder vom neuen Album gespieltspielt (und eins von der letzten Platte). Sauerei
ne nich mal das. weiss nich wie das hiess. ist auf jeden Fall auf der "Das Ende unserer Zeit" aber mit der Platte hab ich mich nie wirklich beschäftigt.
ohje ohje leute hab mir die scheibe gestern bestellt und ihr macht mir angst! echt so schlimm? ich fand se bis jetz immer klasse, und jetzt? naja vll bin ich hier anderer meinung... aber caddy? dem mainstream entziehen? naja...ich vermiss W$K eerm ja dann lass ich mich wohl mal überraschen aber "Das Ende unserer Zeit" fand ich genial. Greeetz
-------------- ...also lauf ich nochmal heim, vielleicht ist es das letzte mal, dass er so bei dir sitzt und du glücklich mit ihm bist, tomorrow i'll be in my way und wenn das raumfahrzeug dann streikt, bin ich sicher, dass du lachst, auch wenn du spürst, dass du das nicht so schnell vergisst // pAsCoW-pOiSoN aU cOeUr mAdEmOiSeLLe
jetz hab ich es...und ich bin überrascht. wie ich es jetzt einschätzen soll weiß ich nicht. es ist so total anders! melancholisch würde ich es nennen. außer ein oder zwei lieder. und wenn die nich wären, würde ich wohl ertrinken... ich muss es wohl noch ein paar mal hören, es ist wohl wie bei einer guten ehe. irgendwann wirds toll muha. kann mich einfach nicht von SG abwenden... greeeeeeeeeeeeeeeeeeeeetz
-------------- ...also lauf ich nochmal heim, vielleicht ist es das letzte mal, dass er so bei dir sitzt und du glücklich mit ihm bist, tomorrow i'll be in my way und wenn das raumfahrzeug dann streikt, bin ich sicher, dass du lachst, auch wenn du spürst, dass du das nicht so schnell vergisst // pAsCoW-pOiSoN aU cOeUr mAdEmOiSeLLe