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Überschrift: Able Baker Fox - Voices, Postcore / Indie (Arctic Rodeo / Alive)< Älteres Thema | Neueres Thema >
Patrick Offline
EdKo



Gruppe: Redaktion
Beiträge: 7544
Seit: 07 2001
Verfasst am: 17. 08 2008, 20:04

ABLE BAKER FOX - VOICES

Stil: Postcore / Indie
Label: Arctic Rodeo Recordings / Alive
Spieldauer: 11 Tracks, 31.39 min.
Release: 15. August 2008
MP3: >> Stuttering // >> Dead Space // >> Brand New Moses // >> Komplettes Album im Stream

Offizielle Bandhomepage
Able Baker Fox bei Myspace

Stimmen - zunächst in der Telefonleitung, dann auf den Bühnen dieser Welt. "Voices" ist das Produkt einer Fernbeziehung und eines wilden Wochenendes. Die Beteiligten: Drei Viertel Small Brown Bike, ein Viertel The Casket Lottery.

Ein Ferngespräch zwischen Michigan und Missouri brachte alles ins Rollen. Eigentlich unterhielten sich Mike Reed und Nathan Ellis nur über Baseball, nach einiger Zeit kam man dann aber auf die Musik zu sprechen. Unvermeidlich wie erwartbar, da sich die Gesprächspartner als ehemalige Mitglieder der zeitlebens unterschätzten Szenegrößen Small Brown Bike und The Casket Lottery ohne die Musik vermutlich niemals kennengelernt hätten.

Wenn man es genau nimmt, wurde der Grundstein für die Band Able Baker Fox, die Reed und Ellis nach diesem Anruf gründen sollten, bereits vor gut sechs Jahren gelegt: Schon 2002 erschien nach einer gemeinsamen Tour eine Split-EP von Small Brown Bike und The Casket Lottery, auf der beide Bands auch gemeinsam musizierten. Bis aus diesem temporären Joint Venture eine richtige Band wachsen sollte, vergingen aber weitere vier Jahre - bis zu jenem eingangs erwähnten Ferngespräch. Inzwischen hatten beide Bands längst das Zeitliche gesegnet und ihre Mitglieder sich in alle Winde zerstreut. Mikes Bruder Ben Reed siedelte nach Chicago über, Drummer Jeff Gensterblum fand in New York eine neue Heimat. Doch dank den Möglichkeiten des modernen Netzzeitalters tauschten die vier Freunde flugs Ideen, Skizzen und Entwürfe als MP3-Dateien aus. Nach einem halben Jahr hatte die virtuelle Band schließlich genug Songs für ein Album zusammen, das dann unter der Regie von Emo-Guru Ed Rose (The Get Up Kids, The Appleseed Cast) entstand - innerhalb von nur einem verlängerten Aufnahmewochenende.

Umso verblüffender, dass "Voices" ein rundum homogenes Album geworden ist. Bei dem es sich ganz nebenbei auch um das erste richtig wütende Rockalbum auf dem bisher ausnahmslos für feingeistige Klänge garantierenden Label Arctic Rodeo Recordings handelt. Denn im Gegensatz zu diversen altverdienten Labelkollegen, die es in ihrem zweiten Frühling etwas ruhiger angehen lassen – man erinnere sich etwa an Ian Love, House & Parish oder die New Amsterdams – denken Able Baker Fox erst gar nicht daran, einen Gang zurückzuschalten. "Voices" ist ein bisweilen regelrecht trotziges, jugendlich vitales Vergnügen, das vom Erfahrungssschatz seiner Protagonisten profitiert, dabei aber keineswegs wie ein reifes Alterswerk, sondern vielmehr wie eine zeitgemäße Version des rauen Postcores der Neunziger-Schule klingt: Kantig und angenehm unpoliert; aggressiv, aber immer melodisch. Natürlich müssen vor allem Small Brown Bike und The Casket Lottery als maßgebliche Referenzen aufgeführt werden, daneben standen aber auch Bands wie Quicksand oder die frühen Sparta Pate.

Der exzellente Opener "October" bringt alles auf den Punkt, was Able Baker Fox auf ihrem Debüt ausmacht: Glühende Leidenschaft, knallende wie auch zirkulierende Gitarren und gleich drei Stimmen, die zusammen noch mehr wert sind als die Summe ihrer Einzelteile. Dem melodisch-souveränen Mike Reed steht das kräftige Gebrüll seines Bruders Ben gegenüber, dazwischen pendelt sich die gebrochene, hohe Stimme von Nathan Ellis ein. Gemeinsam oder im Call & Response-Stil ergibt sich so ein tolles, facettenreiches Wechselspiel. Hymnische Harmonien und kraftvolle Chorgesänge sorgen dafür, dass sich ein Song wie "Stuttering" trotz seiner dissonanten Gitarren wochenlang zwingend in die Gehörgänge frisst.

Kraftvoll und hymnisch bleiben Able Baker Fox auch in den vereinzelten melancholischen Momenten, in denen sich neblige Nachdenklichkeit zum spürbaren Schmerz gesellt ("Blind Writer", "Brand New Moses"). Und mit der Zeit offenbaren auch zunächst unzugängliche Stücke wie die zerfahrene Noise-Miniatur "Face On Fire" oder das flüchtige "Folding Pocket Blades" ihre Qualitäten. Ausfälle sind in diesen kompakten, angenehm nostalgischen 32 Minuten jedenfalls nicht auszumachen. Bleibt nur das Fazit: So oft Telefongespräche auch ins Leere führen, in diesem Fall rechtfertigt das Ergebnis alle angefallenen Gebühren doppelt und dreifach.

Wertung:



--------------
this is a film that has no end
fiction fights feelings absent
as absurd as it sounds
there´s more truth than you pretend


http://www.monogoic.de

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0 Antworten seit 17. 08 2008, 20:04 < Älteres Thema | Neueres Thema >

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