Als damals das selbstbetitelte Debutalbum von The Agony Scene erschien, fand es, größtenteils dadurch, dass es keinen Vertrieb hier in Europa gab, leider recht wenig Beachtung. Durch eine glückliche Fügung wurde ich zufällig auf die Band, die damals keine wirkliche Homepage hatte und über die generell nicht viel herauszufinden war, aufmerksam und mochte den Erstling gerne. Später erfuhr ich, dass Adam D. (Killswitch Engage), der anscheinend wirklich überall seine Finger "mit drin" hat, das Album produzierte. Interessant, da The Agony Scene damals eigentlich wenigen Metalcore-Bands wirklich glichen, sie gingen eher in die Richtung von The Black Dahlia Murder oder The Blackheart Eulogy, machten also eher Technical Death Metal/schwedisch angehauchten Death-Metal oder wie man das auch immer nennen mag. Umso interessanter fand ich es dann, als die Band aus dem tristen Tulsa einen Vertrag bei Roadrunner unterschrieb und war sehr gespannt auf den Nachfolger mit dem Titel "The Darkest Red". Nun halte ich genau diesen in den Händen und muss das, was man im allgemeinen über Majorverträge zu wettern oder neutral zu sagen pflegt, wohl oder übel unterschreiben: The Agony Scene sind eindeutig eingängiger und massentauglicher geworden. Mehr als früher wechselt Schreihals Mike von den gekrächzten death-metaligeren Vocals zu cleanem Gesang und eingängigen Refrains. Dass ihm das aber auch nicht ganz schlecht gelingt, muss man allerdings hinzufügen. Es gibt aber wohl doch bessere Sänger. Gottseidank haben sich The Agony Scene aber nicht in die immer endloser werdende Reihe von ähnlichen, stumpf-moshenden Metalcorejüngern eingereiht. Die harten und vor allem recht kratzigen Parts kommen nicht zu kurz. Eingängig ist das Ganze inzwischen auch mehr. Ob das nun gut ist oder nicht - muss man wohl selbst entscheiden. Bei Songs wie "Suffer" ist aber nichts von verminderter Härte oder Veränderung zu merken - die Lieder sind lediglich wesentlich fetter produziert und wirken ein Stück kräftiger. In diesen Momenten sind The Agony Scene einfach nur böse... gut! Mir gefällt "The Darkest Red" inzwischen besser als Anfangs gedacht. Man kann durchaus von einer Weiterentwicklung, undzwar nicht nur zum Eingängigeren, sprechen. Die Musik - heftig. Die Band - immer noch nicht schöner. Aber wer will die denn auch sehen? Man sollte sie lieber hören.
Fazit: Ein gelungenes Album, das den Spagat zwischen Metalcore und Technical Death Metal schafft. Immer noch rauh und gurgelnd, schäumend vor Wut - eingängig und moshig. Nicht immer 100%ig überzeugend, aber doch so viel besser als das meiste, was momentan aus dem Lager kommt. Man muss die Vocals dieser Art allerdings schon mögen. Mir gefällt "The Darkest Red" gut.
-------------- Some people never go crazy. What truly horrible lives they must lead.