Seit nunmehr 9 Jahren versuchen sich A Colour Cold Black aus Hannover an ihrer Vision von im Grunge getränkten Heavy-Rock und mit Pull It Up steht uns nun ihr vierter Longplayer ins Haus. In klassischer Rockbesetzung mit Gitarre, Bass und Drums und minimalistischer Trio-Besetzung, dafür aber mit mehrstimmigem Gesang wird auf Pull It Up so ungestüm gerockt, dass man die Band eher als klassischen Newcomer wähnt. Doch das der Dreier über langjährige Erfahrung verfügt, wird eher an anderen Eckpunkten des Bandsounds klar, so kann man sich über mangelnden Abwechslungsreichtum wohl kaum beschweren: Autumn Leaves ist ein geschmeidig groovender Vierzeiler, der Titeltrack eine hin und wieder neben der Spur laufende, etwas unkoordinierte Walze, Under The Sky stellt dann ACCB in ihrer maximaligen Poppigkeit dar, leidet aber an gesanglichen Unpässlichkeiten, die im allgemeinen aber durch den effektiv verwendeten, zweistimmigen Gesang kompensiert werden können. Ein gelungenes Beispiel für den Doppel-Gesang stellt I´m Wearing You Deep Inside Like A Cancer dar, das halbakustische Parts mit wiederum schön groovigen Riffs kombiniert, aber leider aufgrund allzuhäufiger Wiederholungen auf Dauer in die Falle der Monotonie gerät. 1810 Nights erinnert so stark an Pearl Jam, dass man ACCB fast das Plagiats bezichtigen möchte, bei Centrifuge dagegen werden gesprochene Literaturpassagen aus Henry Millers Tropic Of Cancer mit einem energisch herausgebrüllten Refrain gepaart. Ambigous In Amber erinnert mit seinem punkrockigen Drive an Nirvana in ihrer Frühphase, Calling Generation Info ist ein zu lang geratener Ausflug ins Alternative Rock-Lager. Mit Leere ist übrigens auch eine deutschsprachige Komposition auf der Platte vertreten, die von einem Livemitschnitt stammende, heftig rumpelnde Coverversion des 21 Jump Street-Titelthemas (anyone remember young Johnny Depp?) hätte man sich gut und gerne sparen können. So geht es hin und her, gelungene Kompositionen wechseln sich ab mit unfertig wirkenden Klangcollagen, die nicht so recht zu einander passen wollen. Die Wandlungsfähigkeit der Band in allen Ehren, doch es mangelt ACCB auf Pull It Up schlichtweg an einem roten Faden und vor allem an Konstanz im Songwriting.
Fazit: Licht und Schatten spielen auf Pull It Up Doppelkopf, doch einen Gewinner kann man auch nach Ende der knapp fünfzigminütigen Platte nicht küren. Hooklines schreiben können ACCB ohne Frage, immer wieder gibt es Passagen des Albums, die wirklich aufhorchen lassen. Doch leider hapert es öfters am Gesamtkonstrukt der Songs, gerade der Titeltrack ist hierfür das beste Beispiel. So fehlt es dem vierten Album der Hannoveraner folglich auch an richtigen Highlights, zudem haftet dem Gesamtwerk der Makel der Unfertigkeit an. Vom nächsten Release erwarte ich mir, dass ACCB ihre Stärken (einprägsame Refrains, mehrstimmiger Gesang, groovige Riffs, Energie) konzentriert bündeln und die Regel befolgen, lieber eine Sache richtig zu machen als mit halber Kraft viele musikalische Baustellen zu errichten, von denen dann aber kaum eine ein schönes Gesamtbild abgibt.
Wertung:
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend