Der Leviathan ist eine facettenreiche Sagengestalt die in der Geschichte der Menschheit schon oft Inspiration für kreative und einflussreiche Werke gewesen ist. In der antike als Meeresungetüm gefürchtet und zum Herrscher über die Meere hochstilisiert war der Leviathan Sinnbild für alle Ängste der Menschen. Ängste der Menschen vor dem Unbekannten und Ängste der Menschen vor den Menschen. Das hat auch Thomas Hobbes erkannt, der im 17. Jahrhundert auf der Grundlage des Leviathan sein einflussreiches Werk, durch dessen Grundlage der starke Staat in der Folgezeit entstehen konnte erst möglich gemacht wurde. Später taucht die Figur bei Herman Melville und seinem Roman Moby Dick auf, das nicht nur eine der spannendesten Geschichten aller Zeiten, sondern wiederum ein Spiegelbild über das Wesen des Menschen ist. Ich bin mir sicher, dass Mastodon all diese Bedeutungen des Leviathan geläufig sind, auch wenn das neue Werk vornehmlich eine Vertonung von Melvilles Roman darstellen soll. Die inhaltliche Seite könnte also nicht interessanter und vielseitiger sein und schon nach kurzer Zeit wird klar: gleiches gilt auch für die musikalische. Sicher kommen Mastodon aus dem Bereich des extremen Metal, das haben sie in vergangen Bands von denen Today Is The Day nur die bekannteste ist und auch bei den Vorgängeralben vom Leviathan ja schon zur Genüge bewiesen. Spätestens mit diesem Album lassen Mastodon aber das Korsett genau zu benennender Musikrichtungen hinter sich und betreten ihre eigene See. Eine See, die, hat man erst mal den sicheren Heimathafen verlassen, ein stürmisches und wildes Gesicht zeigt, bei denen keine Karten und keine Kompasse helfen. Du musst ihr deine gesamte Aufmerksamkeit widmen, sonst verirrst du dich und kommst gar nicht erst zu den Plätzen, die das Reisen wert sind. Mal segelst du auf wildem Metalcore, dann trägt dich Hochgeschwindigkeits Speed-Metal zu Thrash-Metal-Bereichen, die dich nach vorne und hinten katapultieren dass du nicht mehr weißt wo du eben noch gewesen bist und was für eine Definition du von Metal-Musik eben noch hattest. Was ist das für ein Schlagzeuger wenn kein übermenschliches Tier? So chaotisch und dennoch hörbar können das sonst nur wenige. Die Atmosphäre, die Mastodon zu kreieren imstande sind, erinnert natürlich nicht zuletzt an Neurosis und an Isis und ich übertreibe nicht wenn ich behaupte: die schwimmen in einer Liga. Ist es Zufall, dass auch Isis die Geheimnisse des Ozeans vertonen und durch ihre Vertonung im Geiste hervorzurufen vermögen? Ist es Zufall, dass man sich dann auch noch den gleichen Produzenten, der grandiosen Matt Bayles, teilt? Alleine Hearts Alive, eine über 10-minütige Höllenfahrt eines Songs, verbrät mehr musikalische Raffinesse, mehr technisches Geschick, mehr intensive Atmosphäre als die meisten Bands zu ihren Lebzeiten überhaupt entstehen lassen können. Ich bin in der Tat sprachlos... Fazit: Wie gut soll dieses Jahr für Freunde niveauvoller, harter Metalmusik eigentlich noch werden? Hört euch Leviathan an und versucht gar nicht erst die Frage beantworten zu wollen.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.
nicht das komplette album klingt wie isis, vor allem die atmosphäre hat mich aber oft an die kollegen erinnert. aber den eigentlichen wert gewinnt das album nur beim kompletten hören für metalfreunde ist 2004 wirklich ein sehr, sehr gutes jahr - und isis und cult of luna stehen ja auch noch an!
-------------- The artist formerly known as Ulrich.
MASTODON – LEVIATHAN
