Der Ende der 90er mit melodischem Punkrock sozialisierte Mittzwanziger denkt heute beim Namen Goldfinger in der Regel zunächst an Tony Hawks erstes Pro Skater Game und die darauf enthaltene Hymne Superman. Als nächstes im Brainstorming folgt dann jedoch auch schon das unsägliche 99 Red Balloons-Cover von Nena, welches plötzlich in jeder Dorfdisko lief und der Band dadurch auch so einiges an Sympathie abgehen ließ. Danach machten Goldfinger sowieso nur noch weniger durch die immer belangloser werdenden Platten, als eher durch Frontmann John Feldmann Schlagzeilen, welcher sich schon immer bei der Animal Liberation Front engagierte und vor allem als Produzent von The Used, Atreyu oder Story Of The Year eine zweite Karriere machte.
Nach drei Jahren Pause scheinen es die mittlerweile über 40jährigen mit Hello Destiny... aber noch einmal wissen zu wollen. Schon auf dem Albumcover gibt man sich kämpferisch und erinnert mit der Space-Lady vom '96er Album Goldfinger nochmal an große alte Zeiten. Auch der Auftakt könnte kaum besser sein. Auf die äußerst eingängige Punkrock-Hymne One More Time, setzt beim zweiten Song umgehend die Bläserfraktion zum Uptempo-Offbeat ein. Feldmann hämmert dazu die Protest-Zeilen: “It's time to get up, get up, get up / Why don't you stand up, stand up, stand up“ in's Mikro und wer hier noch nicht in Bewegung gerät, ist vermutlich mit einem gewaltigen Stock im Arsch zur Welt gekommen. Get Up dürfte wohl einer der am meisten spaßmachenden Songs sein, die Goldfinger jemals geschrieben haben.
Ein guter Anknüpfungspunkt an die wahrhaft goldenen Zeiten also, doch leider kann die Band im Jahr 2008 das hohe Niveau dann nicht mehr auf Dauer halten. Mit der Poppunk-Nummer Goodbye kommt noch mal ein eingängiger Ohrwurm, bevor das Album zur Mitte hin dann leider ziemlich in die Belanglosigkeit abrutscht. Goldfinger wiederholen sich zu oft und lassen die einzeln sicherlich guten Songs auf Albumlänge zu einem einzigen Brei verschmelzen, von dem kaum etwas hängen bleibt. Daran kann auch die Auslotung der Grenzen von Reggae (If I'm Not Right), bis Hardcore (Not Amused) nichts ändern. Selbst das im Vorfeld in den USA angeblich aufgeregt diskutierte Handjobs For Jesus mit Gast-Vocals von Bert McCracken (The Used) und Monique Powell (Save Ferris) kommt so übertrieben aufgesetzt daher, dass es eher langweilt.
Wenigstens wird es am Ende im Song Free Kevin Kjonaas noch einmal politisch interessant. Der besungene Mitbegründer der Tierrechtsorganisation “Stop Huntingdon Animal Cruelty“ (SHAC) wurde nämlich vor zwei Jahren wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung, Internet Stalking und Anstiftung zu Straftaten zu einer Gefängnisstrafe von sechs Jahren verurteilt. Grundlage der Verurteilung war das umstrittene “Animal Enterprise Terrorism“-Gesetz, von dem Kritiker behaupten, dass es Tierschützer mit Terroristen gleichstelle.
Doch selbst solch brisante Themen können der Platte zum Ende hin kein Leben mehr einhauchen. Trotz zweier wahrer Hits zu Beginn, geht Hello Destiny... zum Ende hin ganz schön die Puste aus. Dass das aber überhaupt nichts mit dem Alter, der Szene oder dem Zeitgeist zu tun haben muss, wurde gerade von Millencolin und No Use For A Name eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Die sind genauso alt, genauso lange dabei und haben gerade ihre besten Alben seit langem veröffentlicht.
Ich wunder mich ja auch, dass ich mit Mitte zwanzig Millencolin nochmal so geil finden kann, zumal ich die letzten beiden Platten auch äußerst durchschnittlich fand. Aber "Machine 15" find ich echt super. Perfekt für den Sommer.