Stil: (Brit-)Pop Release: 21.7.06 Label: SonyBMG/Columbia/Red Ink/Rough Trade Spieldauer: 11 Titel; 37:20 Minuten Anspieltipps: On Saturday Morning we will rule the World, An English Gentleman, Bay Boys and Painkillers, To See a Friend in Tears
James Dean Bradfield geht solo und macht das bessere Manic Street Preachers Album. Der Waliser hat mit The Great Western, benannt nach der gleichnamigen, britischen Eisenbahngesellschaft, sein erstes Soloalbum veröffentlicht und das ist nicht nur angenehm, sondern auch wundervoll groß und klein in den richtigen Momenten.
Wenn ein Sänger einer bekannten Band Solopfade beschreitet, so ist das größte Problem (wenn er sich nicht musikalisch völlig umorientiert) meistens, dass das "Eigene" genauso klingt wie das "Bandeigene". Mit den Manic Street Preachers und James Dean Bradfield ist es wohl ähnlich. Denn, wenn man diese Stimme hört, ist man automatisch an dessen Band und deren gemochte Lieder erinnert. Schlimm ist das nicht. Die Frage nach dem Sinn soll er ruhig selbst beantworten. Warum aber gab es mit dem letzten Manics-Album Lifeblood, dass zumindest mich nicht wirklich überzeugte, so einen schwachen Gegenpol zu The Great Western? Sammelte Bradfield schon Kräfte für das Solo-Album? Unterstellen wir ihm so etwas nicht und denken uns, dass es halt ein Versuch war in unterschiedliche Richtungen zu gehen, um eben diesen ewigen Sänger/Band-Vergleich zu verhindern - und widmen uns ganz dem Aktuellen. Auf The Great Western kehrt (Achtung, Standartphrase:) der Künstler zurück zu seinen Wurzeln. Wenn man ein wenig zurückblick sieht man aber: schlecht getan hat das allerdings den wenigsten. Deswegen darf Bradfield auch so nette, kleine Hymnen über Kyffin Williams schreiben und sich zwischendurch auch gerne der Armut auf der Welt widmen. Die Themen werden unbedeutend angesichts der rundum gelungenen Umsetzung. Vielleicht macht "der Künstler" auf diesem Album einfach mal das, worauf er Lust hat. Covert Jacques Brel (To see a friend in tears), nimmt in Wales, Berlin und London gleichzeitig auf und spielt dann noch die meisten Instrumente selbst. Dann wird auch noch zugegeben, dass man sich bis jetzt mit "Ocean Spray" erst einmal dem Manics-Selbst-Texten widmete (dazu muss man aber doch sagen, dass meiner bescheidenen Meinung nach gerade Ocean Spray einer der besten Manic-Songs ist) und es wird sich mit Texter und Bassist Nicky Wire auseinandergesetzt, indem Bradfield "Bad Boys and Painkillers", geschrieben von Wire, aufnimmt. Dass dieser Song am allermeisten nach der eigenen Band klingt (zusammen mit On Saturday Morning we will rule the World) und zu den besten dieses Albums gehört, muss wohl angesichts der lyrischen Leistungen Wires nicht bezweifelt werden. Trotz der neuen Eigenständigkeit bleibt The Great Western ein irgendwie nicht zu großes Album. Nicht im Sinne von schlecht. Nicht im Sinne von "keine Hymnen" - die kann Bradfield immer gut. Sondern im Sinne von: Nicht die ganze Welt wollen. Und das ist zu Abwechslung in einer Musikwelt, die davon lebt, dass der Größenwahn domestiziert wird, sehr sehr angenehm.
Fazit: Musikalisch nicht zu weit von den Manic Street Preachers entfernt, schafft sich James Dean Bradfield seinen eigenen Freiraum und hat mit The Great Western ein mehr als ordentliches Album zu Stande gebracht. I missed writing songs and I missed performing music and it’s as simple as that. So I thought; perhaps I've just got to garner some self-confidence to write some stuff of my own.. Genau das hat er gemacht. Undzwar sehr gut. It is an album that seems to capture the breath of life so readily attached to the Manics finest moments. Each song is characterised by choruses with G Forces, lyrics of genuine poignancy and classic playing. Auch das darf unterschrieben werden.
-------------- Some people never go crazy. What truly horrible lives they must lead.
...und es wird sich mit Ex-Texter und Bassist Nicky Wire, dem Manic Street Preachers Mitglied, dass 1995 für immer spurlos verschwand...
Kleiner Fehler bei der Recherche, Chris: Das war Richey James Edwards. Nicky Wire ist noch immer sehr präsent, quicklebendig und veröffentlicht auch in Bälde eine Soloplatte.
Ansonsten klingt das doch sehr positiv. Ich bin ja seit Lifeblood ein wenig vom MSP-Glauben abgefallen, vielleicht sollte ich mal reinhören, es war ja oft zu hören, dass Bradfields Stoff an Everything Must Go-Zeiten (imo die beste MSP-Periode) erinnern soll. Andererseits fand ich die zwei Songs, die ich bisher kannte, nicht sonderlich überzeugend...hmmmmmmm
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend