Hieronymus Bosch war seiner Zeit voraus. Der niederländische Künstler stammt aus der Epoche der Renaissance, gilt aber als einer der ersten Surrealisten überhaupt. Da passt es, das Tidal ein Hieronymus Bosch-Werk für das Coverartwork des neuen Albums Abraxas auserwählt haben. Um genau zu sein ein Teil des Tryptichons „Der Garten der Lüste“. Tidal sind experimentell veranlagt, aber doch alles andere als artsy-fartsy. Und ein Garten der Lüste ist ihr Album sowieso. Die große Gestalt ist zunächst sowohl geometrisches als auch optisches Zentrum des Kunstwerks. Doch je genauer man hinsieht, desto mehr fällt bei dir auf. Was ist das für ein kleines Menschentier, das der Gestalt in den Hintern steigt? Rauchen die Figuren auf dem Hut aus einer Bong der Erkenntnis? Und ist das ein Skateboard, auf dem die Gestalt mit dem schwer interpretierbaren Gesichtsausdruck fährt? Ist das Hardcore, das man hier hört? Viel zu sanft dafür, viel zu verschachtelt und subtil. Emocore? Schon eher, aber was sind das für Geigen, was für Fideln, was für Breaks und Tempiwechsel, destruktive Dynamik, Post-rockende Wall-Of-Sicksounds und mit Stimmung jonglierende Vocals? Die Texte scheinen vermeintlich direkter zu sein. Aber halt, da wird ja auf Englisch und Deutsch gesungen. Abwechselnd und doch gleichzeitig, im Gegensatz zu sonst eher mauen Ergebnissen des Sprachmixens fällt das hier aber kaum auf. Alles aus einem Guss und doch aus mindestens einer Milliarde Einzelteilen bestehend. „Alles was jetzt passiert wird die Welt maßgeblich verändern.“ Schade das das nicht stimmen kann, weil Tidal zwischen Wellen schwimmen, die in ganz anderen Flüssen wogen als der Mainstream das tut. Die Jungs sind sich auch nicht zu schade um Affengekreische nachzuahmen (Cada Mono En Su Gira), sich so zum Trottel zu machen und doch zu zeigen: die Trottel sind die, die keine Trottel sind. Spätestens beim Abschlussepos Das Sein und das Nichts Teil zwei verlässt man alles. Postrock auf deutsch, Lyrik auf Rock. Godspeed You! Deus Mogwai. Genauso philosophisch wie unterhaltend, aufregend, Gänsehauterzeugend, größer als die Welt und trotzdem absurd unbedeutend.
hm...würde ja gerne mal was hören aber das mp3 geht net
-------------- And in my darkest hour the brightest light draws near to me a torch to end all torches, this is the light that sets me free all shadows burn away now but by his grace I am sustained though all was lost, now all is found and more is gained
@edko: sorry, aber das ist meiner meinung nach schwachsinn. eigentlich denke ich sogar keine herausstechende platte kann mit einer zahl gewertet werden, noch dazu so kurzfristig wie reviews nunmal ausfallen müssen.
nun, bis jetzt konnten wir auch alle scheiben mit einer zahl bewerten, wobei natürlich klar sein sollte, dass die bewertung per text viel wichtiger ist als die bloße zahl. wenn man aber ein urteil über eine platte fällt, kann man das meiner meinung nach auch in letzter konsequenz in form einer zahlwertung machen, bis jetzt hattest du ja eigentlich auch kein problem damit, oder?
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend