Die Aufgabe, die sich Dreamlike Horror stellen ist es, cineastische Horrormusik zu kreieren. Größtenteils instrumental gehalten ist es das furchtbare Kopfkino, dass die beiden Musiker zu einem unheilvollen Leben erwecken wollen. Das haben sie früher auf anderem Wege versucht, nämlich mit ihrer Black Metal-Band Ancient, in der „Deadly Kristin“, wie sie sich selbst nennt, und „Aphazel“, wie er sich selbst tauft, seit Jahren aktiv sind, mittlerweile jedoch gemerkt haben, dass das mit ihrem als Projekt gestarteten Dreamlike Horror besser gehen sollte. Gut wäre Delightful Suicides aber nur als Gesamtkunstwerk gewesen. So sind die einzelnen Songs zu einem überwiegenden Teil leider nicht so geworden, dass man bildhafte Horror-Visionen im Kopfe entwickelt, sondern klingen wie detaillierte Sounds zu bestimmten Szenen eines Films, den man aber eben nicht kennt. Die großen Momente hat das Album in den melodiösen Parts, die, bei The House That Breathes etwa, wie Stücke des japanischen Vídeospiel-Komponisten-Gurus Nobuo Uematsu klingen; sie klingen nicht zuletzt so, weil die manchmal sehr billigen Syntheziser-Effekte höchstes Midi-Qualität haben. Oder wenn Kinder lachen und man seltsame Poltergeister wähnt, die für immer verfluchen. Der junge aus Ju-on, der dich mit seinen kalten Augen ansieht, die von den schrecklichsten Morden zeugen. die kleinen Kinder am Anfang von Nightmare of Elmstreet und einen Abzählreim zum besten geben bevor das Grauen hereinbricht und wie ein Abzählreim wirkt auch der Gesang Kristins: try and Stopp me if you dare. In anderen Momenten zitierten die beiden Angelo Badalamenti und seinen metaphysischen Kleinstadthorror; am Ende erklingt die Midi-Interpretation von Chopins Funeral March. Und genau das ist das Problem von Dreamlike Horror: sie zitieren, sie verweisen auf bekannte Horrorfilme und bestehende Mythologien und erschaffen nicht selbst. Das ist der Unterschied zu guten Cineasten, wie es etwa ein Patton ist. Oft ist es noch dazu vor allem die gähnende Langeweile, die bei den Delightful Suicides vorherrscht. Da hört man Minutenlang dissonante Billig-Keyboard-Sounds, die wie aus dem schlechtesten osteuropäischen B-Splatter-Movie klingen, wo sie doch gepflegten Grusel hervorrufen sollen. Dann wirkt alles wie eine alberne Scharade, ein dummes Kinderspiel wo am Ende jemand „Buh“ ruft und alles zu Kitsch degradiert wird. Deadly Kirstin und Aphazel, so können sich nur zwei Klischee-Menschen nennen, die in ihrer eigenen einfachen Kinder-Gothic-Welt leben und für die der wahre Schrecken die Realität ist und die bockig werden wenn man ihnen sagt: alles ist so wie es scheint. Das ist das Dilemma von dieser Art Gothic allgemein, die sich selbst viel zu ernst nimmt und deshalb so ausgedacht wirkt weil sie es ja auch ist. Jaja, ihr seid schon zwei furchterregende und zur gleichen Zeit so romantisch Dunkle-Wesen. Auf ihrer Website hat die tödliche Kristin, die sich selbst in exzentrische Kunst-Philosophie-Sphären erheben möchte die sie niemals erreichen wird, Essays geschrieben und eines handelt darüber, dass Träume viel schöner sind als die Realität. Es ist ihr Traum, dass diese Musik gruslige Szenarien im Kopf erweckt. Das Problem ist nur, dass gerade der Wecker geklingelt hat.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.