Kurzreview: Eine Minute lang das Cover von "Refuge for Degenerates" anschauen und wissen, wie die Scheibe klingt. Etwas-länger-als-ganz-kurz-Review: Da das hier mein erster Kontakt mit The Peepshows ist, kann ich nicht beurteilen, ob "Refuge For Degenerates" das große Auswimpen und Verraten der Wurzeln für die Band darstellt, aber was ich beurteilen kann, ist dass der hier gebotene Rock stellenweise ziemlich zahnlos rüberkommt. Die Produktion ist warm und rund (genau wie das Cover). Die Grundstimmung der Songs ist, ganz besonders auf Halbballaden wie 'Nailed to the Ground' und 'Where the Roads have no End', recht melancholisch (genau wie das Cover). Obwohl die Musik alles in allem radiotauglich ist und, das unterstelle ich jetzt einfach mal, die Refrains auf eingängig getrimmt sind, bleibt nicht wirklich viel im Gehörgang hängen. Leichten Ohrwurmcharakter kann man mit viel Blutalkohol höchstens 'Count Me Out' und 'My Soul's Descent' unterstellen, der Rest hingegen hat nicht wirklich das Zeug zum Hit. Vielleicht gar keine so schlechte Sache. Zur Verteidigung muss aber gesagt werden, dass die Musik zwar theoretisch im Radio laufen könnte, es aber wohl erst tun wird, wenn sich alle Menschen der Welt friedlich und glücklich in den Armen liegen und singen. Anders gesagt: Sie ist zu gut fürs Radio. Der durchschnittliche "Rock"-Hörer wird "Refuge For Degenerates" wahrscheinlich als Oldie-Mist abtun, denn was sich hier hinter dem zahmen Sound versteckt ist wirklich feiner Rock'n'Roll mit schwerster 70'er-Jahre-Schlagseite, der genauso klingt, wie das Cover aussieht (man kann es nicht oft genug erwähnen). Ganz besonders hört man die seligen Thin Lizzy raus, aber es beschränkt sich nicht darauf. Wunderbar eingesetzt ist in diesem Zusammenhang das Piano, das die Musik noch mal ordentlich in Richtung Blues kickt. Kurz und gut: Wohl der perfekte Soundtrack zum Autofahren. Wer hätte das bei dem Cover gedacht?
Fazit: Leider zu kantenloser und harmonischer Rock, aber mit viel Feeling und der patentierten 70'er-Jahre-Fußwipp-Garantie. 6 gnädige Punkte, weil ich einer Scheibe mit Piano einfach nicht böse sein kann. Wertung: