Ein Meer hat viele Seiten. Das weiß man, wenn man in zehn Minuten am Strand steht vielleicht besser als anderswo. Manchmal kann das Meer und seine Winde sehr hart sein; Überschwemmungen hervorrufen, dir ins Gesicht schlagen und dich wegscheuchen wie wir das mit lästigen Fliegen machen. Doch man lernt damit umzugehen, man lernt auch die zunächst rauen und vielleicht zuerst unfreundlichen Seiten schätzen und irgendwann möchte man auch diese nicht mehr missen. Die schönen Zeiten kommen wieder, das weiß man. Und man würde sie nicht so schätzen wie man es tut, wenn es die harten nicht geben würde. Dass The Ocean auf einmal einen Sänger haben sollten, das kam mir sehr hart und unfreundlich vor. Die kratzige Stimme hatte in den weiten Tiefen des Ocean-Sounds so was von gar nichts zu suchen und hat den überlebensgroßen musikalischen Reisen eine schwache menschliche Komponente hinzugefügt. Doch dann, irgendwann, verstehe ich, dass es nicht immer instrumental und ausufernd zu gehen kann, wenn die Spannung eine lange Stunde erhalten bleiben soll. Die Momente, in denen du dich in den oft genug orchestralen, ausufernden, komplexen musikalischen Geschichten niederlegen kannst sind ja nach wie vor mehr als genug vorhanden. Die Stimme, die dich brutal aus deinen Träumen erweckt: du hasst sie im ersten Moment. Doch man muss wachen um wieder gut schlafen zu können. Der folgende Traum wirkt dafür um so schöner – wie das Meerwasser wärmer ist, wenn man zuvor kalt geduscht hat. From Now On You’re Free schreit es dir im superben Lied The Human Stain entgegen und dann: Tonight We Celebrate The Human Stain und mir wird klar, dass The Ocean genau wissen was sie tun, wenn sie menschliches Gekreisch in ihre cinemaskopischen Songs integrieren. Der menschliche Part ist der Makel, der bittere Öl-Fleck auf den weiten des Meers. Du schwimmst schneller um ihm zu entgehen, in unberührte Gebiete, in denen die Fische ihr stummes Lied singen und das Wasser Töne kreiert, so schön, dass man es nicht glauben mag. Doch der Makel holt dich wieder ein, macht dir klar, dass es nicht Schönheit sein soll, sondern technische und technisierte Perfektion, die das Geschehen dominiert. Wenn dir die Oberfläche zu ungestüm und rau wird, kannst du aber immer noch tiefer tauchen und wieder reisen, wieder träumen, wieder einmalige und noch nie zuvor bekannte Gebiete betreten. Natürlich musst du wieder nach Luft schnappen, nach einer Weile, und irgendwann bemerkst du, dass es genau darum geht: um das ewige und nahtlose Fließen aller Dinge, alles Seins. Elementar ist die Erkenntnis – doch man braucht Zeit, um die zu verstehen, vielleicht weil man mitten drin ist und nicht den Weitblick der fliegenden Möwen hat und doch: dass ist es, worum es bei Fluxion geht.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.
Ich kann nicht nachvollziehen, dass Geschrei in progressiver Musik so neu oder unpassend ist. Bei Isis hat die Visions z.b. ja auch nicht gerade gemeckert.
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend
nunja, die stimme ist zunächst doch etwas gewöhnungsbedürftig. live übrigens gar nicht, was sehr komisch ist... aber wenn man sich daran gewöhnt hat will man sie nicht mehr missen. und auf plattenkritken der visions kann man zu 80% doch eh nicht den geringsten scheiß geben.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.