Interessant, wie sich Debüt und Zweitling im Wesentlichen gleichen, die Rezeption der beiden Platten aber auseinander gehen kann - und damit ist nicht einfach nur das obligatorische, manchmal auch willkürliche Gemurre über Stillstand gemeint. Eigentlich muss das ja nicht sein, dass man sich in seiner Rezension auf andere bezieht, bestimmt ist nichts leichter als andere Schreiber aus sicherer Distanz auseinander zu nehmen, und langweilig ist das auf Dauer auch. Immer geht vielleicht das voran gestellte der NME schrie vor Monaten schon Hype! von seiner beschaulichen Insel herunter - aber das ist ja immer schon nur eine Floskel gewesen, wie die Hypeurteilerei des Express' selbst. Ich machs aber trotzdem mal. So kann ich mir leider nicht hundertprozentig sicher sein ob das damals der verehrte Jan Wigger oder sein Kollege Andreas Borcholte (hat der da schon für Spiegel Online geschrieben?) war, der einst von Employment urteilte: solide bis sehr gutes Album, nur Na Na Na Na Naa sei vollkommen verzichtbar (was ja auch sehr richtig ist, wenn das mit diesem Song bei mir auch noch etwas anders klang). Ich glaube es war Herr Wigger.
Jetzt aber regiert der blanke Hass, an sich total okay, das unterhält und muss in vielen Fällen einfach sein; hier aber nicht. Während Rezensent angewidert die Ohren abwendet und von Imitationen, Alcopops und Musik für Kids berichtet, wird mir nach den ersten fünf Durchläufen klar, was das alles hier soll: dreizehn Songs lang wird, mit einigen wenigen Ausfällen zugegeben, das demonstriert, was heute keiner mehr kann und sowieso schon immer sowas wie eine Königsdisziplin in der britischen Gitarrenmusik war; die Kaiser Chiefs stehen für die Souveränität in Pop. Wie bei jeder guten Band heisst das schlussendlich, entweder hasst du das oder du liebst es. Das ist bei Oasis so gewesen, bevor sich das gut-finden der Gallaghers, ihrer Haltung und Musik in einen religiösen Kult verwandelt hat, auch Blur waren so nachdem sie die Clownsmasken mitte der Neunziger abgelegt hatten.
Wenn mittlerweile die Ohhhhs fehlen, auch die charakteristischen Keyboards weniger Raum einnehmen - die Kaiser Chiefs aber die Kaiser Chiefs bleiben - sehe ich kein Problem darin. Thank You Very Much ist beinahe-uptempo und gut geschrieben, I Can Do It Without You melodiös, Everything Is Average Nowadays der neue Rausschmeisser auf gewohnt umjubelten Konzerten der Band. Zum Ende setzt es die nötige Farce, die den Bogen schliesst: Employment - Enjoyment - Retirement.
Schlussendlich schicken die Kaiser Chiefs mit Love's Not A Competition (But I'm Winning) und Ruby auch überzeugende Bewerber ins Rennen.
In den Kategorien, in denen sie sich zur Wahl stellen. Und die bleibt eine gute.
So wirklich kann ich das trendige Kaiser Chiefs-Bashing auch nicht verstehen. Sind doch eine wirklich nette Blur-Hochphase-Coverband. Kann ich gut mit leben.
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend