Es gibt sie immer noch, die Bands die Gitarre, Bass und Drumsticks in die Hand nehmen und ohne viel weiteren Schnickschnack kaum klingen wie irgendeine andere. Bei Alarma Man liegt das wohl zu einem nicht geringen Teil am völligen Verzicht auf jegliche Vocals. Singen kann man schließlich auch mit seinem Verstärker, was hier eindrucksvoll offenbart wird. Wie eine quietschig singende Säge dröhnt die aufs übelste verzerrte 6-Saitige in die Gehörgänge und erzählt brüllende Geschichten wie es ein passender Gesang auch nicht viel besser machen könnte. Stark verfrickelt geht es zu dabei zu Werke; nach Mathrock und Posthardcore klingend hat das selbstbetitelte Debütalbum ohne Zweifel seinen Abschluss an der freakigeren D.C-Dischord-Schule gemacht. Da saß es allerdings mit langer Deathmetal-Mähne in der letzten Reihe, hat nur mit einem Ohr hingehört, ab und zu schwedisch gebrüllte Hardcorekommentare abgegeben und mit der nervös zuckenden Hand fiese, blutig verdrogte Bilder auf die Schulhefte gekritzelt, in den Pausen die freakigste Clique auf dem Schulhof suchend, um mit dem guten alten Fugazi oder dem verrückten Dillinger-Escape-Plan eine zu rauchen. Die Schweden haben sich wie erwähnt auf das Instrumentale beschränkt, was dazu führt, dass das Ganze nicht selten etwas von einem Soundtrack hat oder dem vielzitierten Kopffilm. Die fließenden Übergänge tragen das übrige dazu bei hier auf den Gedanken einer stringent erzählten Werks zu kommen, eines, dass in einer dunklen, dystopischen Zukunft spielen muss. Im Zusammenhang mit den Titeln (zum Beispiel Fell In Love With A Woman Twice My Size oder I Am Eleven Years Old, I Have No Animals) öffnet sich beim Klangkonsum eine gedankliche Geschichte, die etwas surreales hat, etwas bedrohliches, aber auch von einer schwarzen Komik ist. Ganze bestimmt funktionieren Alarma Man nicht als einzelner Track, und letztlich funktionieren sie auch nur ab einer gewissen Lautstärke (nämlich fast ohrenbtätubend), denn nur im Ganzen entfaltet sich die vorhandene psychedelische Welt im Kopf. Hier hätte man auch die Antwort auf die gestellte Frage, was das Ganze jetzt auf Sinnbus zu suchen hat. Schwieriger zu finden ist die Antwort auf die Frage, welche Hörerschicht das hier ansprechen wird – mir fiele da keine ein außer die für Krachiges, Langatmiges, Anstregendes offene Hörergemeinde von Patton und Ipecac.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.
Nun ja, wenn man Sinnbus als Anlaufstelle für intelligente, komplexe Musik abseits des Mainstreams sieht, passt das hier doch ganz hervorragend zum Label. In den nächsten Tagen sollte die Scheibe endlich bei mir ankommen. Freu mich drauf ;)
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend
das habe ich doch so ähnlich auch geschrieben - da sie nicht als einzelner track funktionieren funktionieren sie wohl nur als ganzes, komplexes album, dass auf kopfmusik steht, daher passen sie zu sinnbus. ich weiß nur nicht ob es eine menge sinnbus-hörer gibt, die auf alles stehen was dort erscheint (ich kenen zumindest keinen) - das gibt es bei ipecac nämlich.
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da sie nicht als einzelner track funktionieren funktionieren sie wohl nur als ganzes, komplexes album
, dass auf kopfmusik steht, daher passen sie zu sinnbus. ich weiß nur nicht ob es eine menge sinnbus-hörer gibt, die auf alles stehen was dort erscheint (ich kenen zumindest keinen) - das gibt es bei ipecac nämlich.
zugegebenermaßen kenne ich bisher nur 2 songs vom album (wie gesagt, die scheibe ist noch unterwegs), aber "sweden sweden" und "cheese my dad" funktionieren meiner meinung nach sehr wohl auch als einzeltracks. cheese my dad ist im übrigen sogar ein ziemlicher hit - wenn man das so über einen instrumentalen track sagen kann.
was die labels angeht, kann ich natürlich nur für mich sprechen und da muss ich sagen, dass was den gesamten veröffentlichungskatalog angeht sinnbus bei mir eine höhere trefferquote landet als ipecac.
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das ist immer schwer zu beurteilern wenn man ein album von anfang an als album hört - irgendwann kann man sich bei solchen alben wie hier alarma man die songs als einzelne tracks fast gar nicht mehr vorstellen. interessant, dass es offensichtlich doch geht.
zu sinnbus / ipecac: sind ja letztlich auch 2 absolut völlig verschiedene labels, nur sinnbus verbinde ich normalerweise weniger mit krachigen, noisigen sounds sondern mit schöngeistigen im post- und indierock verwurzelten. viele ipecac-sachen mag man als freund des labels ja auch nur, weil sie auf dem label erscheinen. wie hieß es doch so schön, patton könnte ein album veröffetnlichen in dem nur die absolute stille zu hören ist (also gar nichts) und es würde noch genügend fans finden. die können also machen was sie wollen. das gilt für sinnbus wohl eher weniger.
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da stimm ich dir vollkommen zu, wobei das ja weißgott nicht so toll ist. denn dieses fanboy-ich-find-alles-von-ipecac-super-dasein ist ja an und für sich genau so unkritisch wie z.b. die visions-sagt-mando-diao-sind-super-also-kauf-ich-alles-existenzen.
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