Nun also auch Amy: Über drei Jahre lang in der Mache, erscheint nun endlich auch das Solodebüt der Stars-Frontdame und überrascht mit traditionellen Klängen.
Keine vier Monate ist es her, da legte Broken Social Scene-Gitarrist Jason Collett seine Soloscheibe vor, die sich, im Folk fest verankert, stark vom Werk seiner Hauptband unterschied. Einen ähnlichen Weg hin zu traditioneller amerikanischer Roots-Musik geht nun auch Amy Millan, einerseits weibliche Stimme und Gitarristin der Stars, andererseits eine der vielen Chanteusen und somit Bandkollegin Collletts bei der Broken Social Scene.
Wo die Stars melancholischem Indie-Pop frönen, bietet Millans Solodebüt “Honey From The Tombs“ ein gänzlich anderes Szenario. Kein Wunder, stammen die 12 Songs doch teils noch aus dem letzten Jahrtausend und somit aus der Zeit vor der Gründung der Stars. Akustische Instrumente wie Western-Gitarre, Banjo oder Mandoline prägen das reduzierte Klangbild des Albums. Am ehesten an die Stars gemahnt noch das wunderschön verträumte “Skinny Boy“, doch Bluegrass-Exkurse a la „Losin´ You“ und waschechte Country-Einlagen wie „Blue In Yr Eye“ sind für Millan ebenso neu wie für den Hörer zunächst ungewohnt. Doch dem Genre-Hopping zum Trotz stellt sich wohl gerade wegen Millans zauberhaft einnehmender Stimme, die sich auf dem liebevoll präparierten Akustik-Teppich in ihrer Färbung zwischen Naivität und Tiefgang voll entfalten kann, schnell wohlige Zufriedenheit ein.
“Honey From The Tombs“ ist eine denkbar zurückgelehnte Platte. Ausnahmen gibt es allerdings auch: Beim stampfend rockenden “Headsfull” wird mal das Tempo angezogen und “Wayward And Parliament“ überrascht gar mit einem avantgardistisch anmutenden Break, in dem plötzlich polternde Drums und Synthie-Bläser über den Hörer hereinbrechen. Ansonsten sind die zeitlosen Lieder über zeitlose Themen wie Whiskey, Liebe und Roadies allesamt prädestiniert für den akustischen Vortrag im Pub.
Trotz einer kleinen Schwächephase im Mittelteil der Platte weiß Amy Millan mit ihrem Solodebüt zu überzeugen, mehr noch als Kollege Collett mit seiner Version der Roots-Musik. Denn wo Collett kein herausragender Vokalist ist, punktet Millan mit ihrem einschmiegsamen Honig-Timbre, das diese Scheibe verziert und zusammenhält. Ein schönes Album und eine gute Gelegenheit, um mal den Blick über den Genre-Tellerrand zu wagen.
Wertung:
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend