Es gib Alben, da muss man eigentlich nur Namen nennen und jeder müsste wissen, dass einen etwas wirklich Gutes erwartet. Das klingt so überspitzt und zu klischeehaft, um wahr zu sein - trifft aber überraschenderweise in vielen Fällen zu. Man nehme die Neptunes. Egal in welchem Video Pharell nun plötzlich wieder mitwackelt, das Lied ist meistens ziemlich gut, bzw kann, wenn es schon nicht den eigenen Musikgeschmack trifft, qualitativ überzeugen. Inzwischen behaupten wohl hoffentlich nur noch wenige, dass ein guter Produzent die Individualität einer Band zerstört. Es ist doch meistens andersrum: Ein guter Produzent holt das Beste heraus, drückt vielleicht seine Marke auf, lässt den Künstler aber nicht hinter dem Ganzen verschwinden. Das funktioniert auch, wenn der Künstler vom anderen Ende der Welt kommt und hier wenig bis gar nicht bekannt ist. Wenn im Intro die Beastie Boys schreien und eine Band andere Musiker wie Daft Punk, die Neptunes, Dj Shadow oder Dan the Automator versammelt, dann ist das erstmal schon vor dem Hören ein recht gutes Zeugnis oder? Man mag es vielleicht sogar gemerkt haben: Es geht um HipHop - undzwar nicht von nebenan. Sondern: Aus Japan. Dort schlossen sich die MCs Ilmari und Ryo-Z von den, zumindest in Japan, relativ bekannten "Rip Slime" mit den Rappern Verbal und Wise zusammen und konnten mit Nigo, Chef von "Bathing Ape", Pharell-Freund und durch seine sehr gute Mode auch hoffentlich hier genug bekannt, auch noch einen sehr fähigen Dj und Produzenten gewinnen. In Japan standen also schon alle Zeiger auf Win-Win-Situation. Mit den genannten und weiteren Gast-Produzenten hatte man dann auch noch die HipHop- und Remix-Elite anderer Länder auf seiner Seite. Man gibt sich einen Namen, wie er einerseits Japan-Klischee-hafter und andererseits trotzdem "catchier" nicht sein könnte und so ist es kein Wunder, dass das Debut Beef or Chicken alle Rekorde im Land des Ursprungs der Sonne brach. Die Teriyaki Boyz sind also schon jetzt Superstars. Nun erscheint Beef or Chicken auch hier. Und es ist eines dieser Alben, bei denen man eigentlich nur Namen nennen muss und jeder müsste wissen, dass einen etwas wirklich Gutes erwartet. So ist es natürlich auch. Smoother, innovativer HipHop mit guten Beats und witzigen, bzw einfallsreichen Raps. Was will man mehr? Man muss allerdings zugeben, dass die japanischen Parts vielleicht für hiesige Kopfnicker etwas "fremdlich" erscheinen mögen. Aufgeschlossene dieser Art werden aber wohl Gefallen daran finden. Auch, wenn etwas weniger Name-Dropping in den Songs gar nicht so schlimm wäre. Und für alle anderen ist es interessant, auch, wenn wiegesagt mit japanischen Klischees gespielt wird. Das tun die Japaner allerdings ziemlich gerne. Fast genauso gerne wie wir. Und bei so einer Supergroup scheinen die Grenzen sowieso aufgehoben. Erst recht, wenn mit "Verbal" ein Mitglied der koreanischen Minderheit in Japan dabei ist. Baggipantsu klingt ja auf japanisch auch viel interessanter als Baggypants auf englisch oder? Ich weiß nicht, ob Beef or Chicken wirklich jedem gefällt. Ich finde es witzig und interessant. Ich bin aber ja auch einer von denen, die sich für die japanische Sprache begeistern können. Anderen mögen die Rhymes und Flows der Band aus diesem Land vielleicht manchmal, wenn dann auf Englisch, etwas ungelenk erscheinen. Ich muss öfters an die Puppetmastaz denken (und die sind schließlich uneingeschränkt toll). Komisch bei Zeilen wie "Enie meanie minie mo".
Fazit: Ich bin sehr gespannt, wieviel Aufmerksamkeit Beef or Chicken auf sich ziehen wird. Es ist ein sehr gutes Album. Aber es wird glaube ich nicht jedem gefallen. Die Qualität ist unbestreitbar. Die Gästeliste ist ziemlich beeindrucked. Teriyaki go Teriyaki GO! Schließlich singen sie schon selbst: 2! 3! 4! 5! NO! Oretachi ga ICHI BAN!
-------------- Some people never go crazy. What truly horrible lives they must lead.
Christopher, bitte bedenke, dass nicht jeder unter uns japanisch kann..deswegen ergeben japanische Zitate für dich vielleicht Sinn, ich für meinen Teil muss aber jedes Mal die Stirn runzeln und ärgere mich ein wenig. Ich denke anderen Lesern geht es da möglicherweise ähnlich.