Eine Überraschung: Statt leichfüßig drängenden Gitarrenpop-Perlen wagen die Shout Out Louds auf ihrem Zweitwerk die große Geste. Die Schweden waren halt, sind noch immer und werden auch in Zukunft nun mal eins sein: die Heilsretter der Popmusik.
Auf dem vor juvenilen Überschwang berstenden Erstling der Shout Out Louds war der Bandname noch Parteiprogramm. „Howl Howl Gaff Gaff“ war die per Hitfeuerwerk gefeierte Ankunft einer jungen wilden Rasselbande aus Schweden auf der großen Bühne des Musikzirkus. Nun, vier Jahre später (in der Heimat erschien das Debüt schon 2003), ist alles anders: Die Zeiten des Sturm & Drang sind vorbei, die Gitarren werden wieder eingepackt und lassen sich vorzugsweise von Streichern und Glockenspiel begleiten. Die Shout Out Louds versuchen sich nun an ihrer Version großen Pops. Das fängt an mit den unwahrscheinlichen, überschwänglichen Abba-Streichern des gleichzeitig bezaubernden wie schockierenden Openers „Tonight I Have To Leave It“ und ist dort aber noch längst nicht vorbei.
Sicherlich nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung ist Produzent Björn Yttling, seines Zeichens das Mitteldrittel der Landsmänner von Peter, Bjorn And John, die mit ihrem letztjährigen „Writer’s Block“ bekanntlich ebenfalls eine ganz eigene Version schwedischer Pop-Musik auf die Beine stellten.
Nach dem sonnigen, pompösen Opener setzt die Nachdenklichkeit ein: Euphorische Aufbruchstimmung wird durch verhaltene Melancholie verdrängt, allerdings durch eine heilsame Form. Es liegt nicht nur daran, dass Adam Olenius einem Robert Smith mittlerweile näher ist denn je, dass die Shout Out Louds auf ihrem zweiten Album sehr an The Cure in ihrer Hochphase Ende der Achtziger erinnern. Mit brüchiger Stimme schluchzt, jammert, schmachtet und leidet der Frontmann und verliert sich dennoch nicht in Selbstmitleid. Auch wenn es paradox klingt: Trotz allem sind die Shout Out Louds noch immer eine optimistische, lebensfrohe Band. Zu Träumen gehören nun mal auch Niederlagen. Das unterstreicht auch das Herzstück des Albums: „Impossible“ gibt sich inhaltlich niedergeschlagen, verbreitet aber in seinen sieben Minuten als reizende Durchhalte-Hymne mit charmantem Backgroundgesang von Keyboarderin Bebban ein wohliges Gefühl in der Magengegend. Genau so toll: Die treibende Ode an die „Normandie“, die sich zwar verdammt dreist an The Cures "Close To Me" anlehnt, der man aber einfach nicht widerstehen kann.
Es fällt schwer, aus dem reichhaltig instrumentierten Pop-Schmaus Highlights herauszupicken. Leichter fällt da ein Fazit: Erwachsen sein heißt nicht, tot zu sein. Shout it out loud!
Wertung:
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend
die wertung trifft es ziemlich gut. es muss schon gesagt werden, dass es keinen song gibt der an die highlights der letzten heranreicht. gut ist es trotzdem.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.