Akuma No Uta, ein Boris-Album, dass bisher nur in Japan erhältlich war, erscheint dank Southern Lord jetzt auch in Europa: und darüber darf man dankbar sein. Auch wenn es schwierig ist, und auch wenn ich es nicht verstehe. Beispielsweise das „Intro“. Offiziell soll es ein Intro sein, es heißt ja auch Introduction, dauert aber fast 10 Minuten und ist eine waschechte Earth-Drone-Metal-Hommage. Wenn auch nicht so gut und konsequent wie Sunno))) oder eben Earth, so ist es doch ein guter Drone-Vertreter – aber wenn nach den 10 Minuten der ohrenbetäubenden Stille auf einmal wie aus heiterem Himmel Ibitsu anfängt, dann ist das, als hätte man 10 Minuten heiß geduscht, sich an die wohlige Wärme gewöhnt und irgendjemand dreht von einer Sekunde auf die andere den Boiler ab und man steht auf einmal in der eisigsten Kälte die vorstellbar ist: man kann nicht anders, wenn Ibitsu, ein dreckiger Japan-Noise-Punkrocker anfängt, dann muss man einfach schreien. Das japanische Power-Trio Boris spielt nicht mit Erwartungen, es scheint als wüssten sie gar nicht, dass es eine solche gibt. Das ist wie in einer Disco nach Moby Merzbow zu spielen. Mit letzterem haben Boris ja auch schon mehrmals zusammengearbeitet, was man wenn schon nicht hören so doch erfühlen kann. Boris sind weird, und Boris sind strange und nur wer das liebt kann sich mit ihnen anfreunden. Für mich haben die Japaner schon mit ihrem Coverartwork gewonnen: eine Nick-Drake-Bryter-Layter-Hommage (Akustik ersetzt durch Double-Neck-Elektrik) und sicher demnächst in der passenden Visions-Rubrik für alle nachlesbar. Nach Furi, ein Stooges-Punkrocker, der in die gleiche Kerbe schlägt wie Ibitsu und für westliches Verständnis wohl eher „Fury“ heißen müsste. Dann wird mit dem nächsten Lied und vor allem mit einem mal der Wechsel in den Stonerrock vollzogen: Naki Kyoku dauert 12 Minuten, ist psychedelisch wie Kyuss und hat im Prinzip mehr mit einem Jam gemein als mit einem geplanten Song. Gleichermaßen geht es mit Ano Onna Onryou weiter (so würde ich meinen ungeliebten Sohn nennen), bevor der Titeltrack dann klar macht, dass Boris sich nach einem Melvins-Song benannt haben: so langsam kann Rock sein. Am Ende gibt es kein Fade-Out, kein dramatischs Ende, kein Zusammenhang, kein Verständnis, oder eher ein Verständnis dafür, dass es Dinge gibt, die ich nie verstehen werde. Boris haben angefangen zu spielen und irgendwann hören Boris einfach wieder auf zu spielen. Ein Narr wer nicht froh ist, ihnen dabei zuhören zu dürfen.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.