Der traurige junge Mann macht sich eine Dose Cola auf. Er hat den Schal noch um, er ist immerhin gerade von seiner Arbeit zurückgekommen. Draußen ist tiefster Winter und da die Heizung nicht wirklich funktioniert friert er auch hier ein bisschen. Eine bessere Wohnung kann er sich eben nicht leisten, nachdem mehr als die Hälfte seines spärlichen Gehalts für die verdammten Studiengebühren draufgeht. Er durchsucht den Schrank nach etwas Essbarem, doch alles, was er findet sind ein paar Suppenkonserven. "Wenigstens warm", denkt er sich und stellt den Wasserkocher bereit. Er seufzt, denkt zurück an den Sommer, wo er mit seiner Band unterwegs war ("Jeane, if you're ever in Portland"), wie er noch in einfachen T-Shirts rumrennen konnte und die Heizung scheißegal war ("Casiotone For The Painfully Alone in a yellow t-shirt"). Er denkt an diverse Leute, mit denen er da rumhing, zum Beispiel Toby, den er damals noch versucht hat aufzumuntern ("Toby, take a bow"). Würde er das jetzt versuchen... Nö, das wär nix. Shit, das Wasser kocht! Schnell runternehmen von der Herdplatte und die Suppenscheiße reintun. Ein paar Minuten ziehenlassen. Um nicht blöd rumzusitzen holt er das alte Casio-Keyboard, dass er noch von seinem achten Geburtstag hat. Er klimpert ein paar einfache Töne, sucht ein Preset und singt. Über Jeane aus Portland; Toby, den Smiths-Fan; Edith Wrong; Roberta C; Mr. Smith; Eleanor und wie sie alle heißen. Es vergehen 27 Minuten und 27 Sekunden, dann fällt ihm auf, dass ja noch die Suppe da ist. Die ist inzwischen natürlich wieder etwas kalt, aber das geht schon so. Er klimpert noch ein bisschen am Keyboard rum und er findet, dass wäre ein nettes Thema für eine Platte. Was ist das für ein Preset? "Twinkle Echo"? Klingt doch nett. Ja, so heißt die dritte Platte voll von Sommererinnerungen und schrägen Geschichten des netten Studenten. Ich weiß zwar weder ob er wirklich studiert und ob er überhaupt wirklich nett ist... Aber das wird schon so sein. Wer Zeilen wie "When I saw the 'X' on your hand, I knew you're the one - you'd understand" schreibt und nach nur einer halben Minute eines Tracks auf einmal drei Minuten seltsame LoFi-Raps anfügt, der muss doch einfach ein irrsinnig netter, vielleicht etwas zerstreuter Typ sein.
P.S.: ein kleiner Wermutstropfen ist nämlich an dieser CD doch. Wenn der nette Herr im ansonten absolut großartigen "Roberta C" tatsächlich die Ziele "true love is hard to find" singt. Ach was, echt?
muss ich mir ja direkt mal was laden wenn der einzigge whrmutstropfen der von dir beschrieben ist - nunja, so ein satz mag banal klingen, aber die einsicht muss man auch erstmal gewinnen.