"Die Burleske (vom ital. burla, Scherz, Spaß) ist ein derbkomisches oder possenhaftes Lustspiel, das ein großes erhabenes Thema in lächerlicher Form darstellt."
In auffällig tollem Digi-Pack kommt das ebenso gute Debut zweier Musiker auf den Markt und erstaunt, verzückt und setzt Trends. Die Dresden Dolls. Wie die White Stripes oder die Tierry Furnaces ein Duo (hier allerdings Drums und Klavier), das zu begeistern weiß. Wer diese Band schon einmal gesehen hat, der weiß von ihrem Image, ihrer Aufmachung. Für die anderen ist es schnell erklärt: Amanda Palmer und Brian Viglione streben nach burlesker Vollendung, sehnen in pantomimenartiger Schminke den goldenen Tagen der 20er Jahre nach. Erinnern an verstimmte Klaviere und anrüchige Burlesque-Shows, wie sie heute in den USA wieder sehr beliebt sind. Zwar kann man sagen, dass Marilyn Manson (unterstützt von Freundin Dita van Thees) mit einem Burlesque-Album vorlegte, trotzdem ist seines und das der Dresden Dolls auf keinen Fall zu vergleichen. Nicht nur die Erscheinung, auch die Musik der beiden Amerikaner, die wohl lieber Deutsche wären, ist durchdacht und vor allem: egal von welchem Standpunkt aus: GUT! Schöne Klaviermelodien, werden durchbrochen von frechen Beats oder theatralischen Passagen. Und bis jetzt scheint dieses bisher doch in seiner Form ungewöhnliche Konzept sehr gut aufzugehen. Ich habe nämlich noch niemanden getroffen, der die Dresden Dolls nicht leiden konnte. Jetzt kommt bestimmt wieder gleich: DOCH! ICH! DIE SIND SCHEIße! Aber lieber Musikfreund, lasse dich doch einmal belehren: Nein, das sind sie nicht!
Fazit: Was will man mehr als ein in sich stimmiges, durchweg gutes, interessantes und vor allem "anderes" Album? Eigentlich würde ich bei dieser Musik sagen: Ist vielleicht nicht jedermanns Sache... Ist sie aber anscheinend doch. Bei den Dresden Dolls geben sich Spex und Roadrunner die Klinke in die Hand. MTV spielt ihre Videos (wenn auch nur Nachts) und die beiden geschminkten Puppen planen, um ihrer Deutsch-Kultur-Liebe noch mehr nachzukommen, auch schon eine Musical-Inszenierung eines Kapitels der Drei-Groschen-Oper. Brechts Ironie und Art schimmert sowieso immer wieder durch das selbstbetilte Erstlingswerk. Das ist Rock'n'Roll im Kopf. Das ist Strapse und Groteske. Burlesk burlesk das alles. Wie gut.
-------------- Some people never go crazy. What truly horrible lives they must lead.