Druckfertige Themaversion

-purerock.de forum
+--Forum: livereviews
+---Thema: Peeping Tom + Dub Trio Eröffnet von Ulrich


Beitrag von: Ulrich an 13. 11 2006, 00:01

PEEPING TOM + DUB TRIO

12. November 2006
Live Music Hall, Köln
ca. 1500 Besucher
Tickets: 27 Euro


Erstaunlich viele Leute waren am kalten Katerabend nach Kölner Karnevalsbeginn dazu bereit die durchaus happigen Kartenpreise für Peeping Tom hinzublättern.
Mike Patton einmal wieder in Populärmusikalischem Rahmen zu sehen, da ließen sich viele nicht zweimal beten. Das Publikum mit relativ hohem Alterdurchschnitt teilte sich in ältere Rocker und erkennbare Patton-Nerds die zur Abwechslung einmal ihre Freundin zu einem Konzert mitnehmen konnte (so vorhanden).
Das [bDub Trio[/b], das bei der gesamten Tour auch als Backingband des Hauptact spielte, machten den Anfang.
Gitarre, Bass, Schlagzeug, Samples, das reichte um zumindest für gutes Vorband-Kopfnicken zu sorgen. Eher als Hintergrundmusik für einen Kunstfilm oder Kamasutralektionen geeignet wusste vor allem der sehr fähige Schlagzeuger durch tightes Spiel und viel abwechslungsreichen Groove zu überzeugen.
Dann kam eine erwartungsgemäß ewige Umbauphase in der die Musiker mal die Rockdiven rauskehren konnten.
Das Warten lohnte sich aber definitiv, denn ab Sekunde eins gingen Peeping Tom ab wie Luzi.
Eine große Gruppe, ausnahmslos Ausnahmemusiker, hatte sich da auf der Stage versammelt. Das Dub Trio, ein stiller Keyboarder und ein DJ im Hintergrund, dann eine Sängerin mit souliger Stimme, der gute alte Rahzel und natürlich Obermacker Mike Patton, komplett in weißen, beinahe Gangstermäßigen Klamotten, konterkariert durch sein bleiches Gesicht unter seinem guten alten Haarnetz, das es als kleinen Gag auch beim Merchandisestand zu kaufen gab.
Patton gab sofort Gas wie ein Hochklasse-HipHopper, regte zum Bouncen an, zum Händeinhöh- und Mitsingspiel, aber alles mit diesem Augenzwinkern und diesem gewissen Etwas, dass es noch dem letzten zynischen Armeverschränker in der letzten Reihe erlaubte einmal „Hoho – Heyho“-anzustimmen. Die vielen Gastsänger vom bisher einzigen Album brauchte es gar nicht um alle Hits abzubrennen, wesentlich drückender und mitreißender als auf Platte übrigens.
Nach der Hälfte dann hatte Rahzel einen kleinen Soloauftritt und gab einiges von seinem unglaublichen Beatbox- mit parallelem Singen zum Besten, auch wenn ich ihn schon unglaublichere Dinge haben hören und sehen sehen als heute. Später hatte auch noch der DJ sein Solo und spielte einen kleinen Mix aus (glaube ich) Gnarls Barkley und The Go Team.
Zwischendurch verarschte Patton das deutsche Publikum auch wie gewöhnlich, am erstaunlichsten dabei als er und Rahzel ins Mic verrückt lachten, die Crowd zum Mitlachen aufforderten und am 12.11 in der selbsternannten Frohsinnsstadt kaum eine Reaktion zu hören war. Von mir auch nicht, aber ich bin ja auch ein kühler Friese.
Als Mike Patton-Fan ist es jedes Mal wieder eine Wucht ihn bei einem anderen Projekt zu sehen und mitzuerleben wie er jedes Genre in seinen eigenen, unnachahmlichen verrückten Kontext assimilieren kann. Das ist Mikey. Heute ist er Rapstar.
Nach dem genialen Not Alone und einer kleinen Zugabe wurde dann aber der einzige Mangel offensichtlich: Peeping Tom haben erst ein Album, deswegen war es nicht gerade ein langer Gig und dafür war der Ticketpreis schon wirklich happig.

Copyright 2000-2005 purerock.de
Powered by Ikonboard 3.1.2a
Ikonboard © 2001 Jarvis Entertainment Group, Inc.