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+---Thema: De La Mancha - Atlas Eröffnet von Patrick


Beitrag von: Patrick an 16. 05 2008, 16:16

DE LA MANCHA - ATLAS

Stil: Dreampop / Shoegazer / Slowcore
Label: < Crying Bob Records > / < Broken Silence >
Spieldauer: 9 Tracks, 63.44 min.
Release: 23. Mai 2008
MP3: < >> Lotus Seven >

< Offizielle Bandhomepage >
< De La Mancha bei Myspace >

Wie einst schon Don Quijote, gibt sich auch dieses der Realität entrückte Schweden-Duo dem Eskapismus hin. Nicht ohne Längen und Kitsch, aber trotzdem: eine Weltflucht der schöneren Sorte.

Die Region La Mancha ist eine karge und menschenleere Hochebene in Zentralspanien, gelegen südlich von Madrid. Ein Landfleck, der erst durch seinen berühmtesten literarischen Sohn im kulturellen Gedächtnis landete – Miguel de Cervantes und seinem Roman "El ingenioso hidalgo Don Quijote de la Mancha" sei Dank. Ein Werk zwischen Traum und Wirklichkeit, das den Konflikt zwischen einem Ideal und der Realität umreißt. Und da haben wir ihn wohl auch, den Grund, warum sich ausgerechnet zwei Schweden namens Jerker Lundh und Dag Rosenqvist namenstechnisch als Emporkömmlinge jener Region der Mancha ausgeben, lädt ihr Debüt "Atlas" doch ein in eine traumhafte Parallelwelt, die ausgiebig Gelegenheit zur eskapistischen Wirklichkeitsflucht bietet.

Motiviert durch die gemeinsame Bewunderung für Bands wie die Red House Painters, Sigur Rós oder My Bloody Valentine, breitet das Duo aus Göteborg einen sorgsam gewebten Klangteppich aus, der in aller Ruhe gemächlich Richtung Horizont entschwebt und das geistige Auge weite Landschaften erblicken lässt. "Atlas" ist die Vertonung einer Sehnsucht nach Distanz, die schon vom in tristen Farbtönen gehaltenen Cover-Artwork eingefangen wird.

Dafür nehmen sich De La Mancha Zeit, füllen eine gute Stunde mit sieben ausschweifenden, psychedelischen Songs und zwei elektronischen Ambient-Interludes, die sich bestens darauf verstehen, den Hörer in Wolken aus sommerlicher Melancholie einzulullen. Mal wird die Gitarre sachte angeschlagen, mal heult sie lärmend auf, immer transportiert sie Weite. Ein gedämpftes Schlagzeug, Pianotupfer, Glockenspiel, Trompeten und Synthieflächen ergänzen die detailverliebte Instrumentierung, während der Gesang so sanft schmachtet, dass man sich auch mal an kitschige Schmuser der Marke Coldplay oder Snow Patrol erinnert fühlt. Überhaupt wirken De La Mancha oft wie eine Shoegazer-Band, die sich nicht so recht entscheiden kann, ob sie nun eher Sigur Rós oder Coldplay Tribut zollt. In jedem Fall aber fehlt es dieser zweifellos schönen Musik ein wenig an Reibungspunkten. De La Mancha schreiben schmucke Lieder voll feingeistiger, ätherischer Eleganz, die aber hin und wieder ein bisschen zu unaufgeregt vor sich hin plätschern und zum Dornröschenschlaf verführen. Aber auch das ist dann wohl Weltflucht in Vollendung.

Wertung:


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