Druckfertige Themaversion

-purerock.de forum
+--Forum: reviews
+---Thema: Steel Rules Die - The Hemingway Solution Eröffnet von Ulrich


Beitrag von: Guest an 07. 03 2004, 15:32

STEEL RULES DIE – THE HEMINGWAY SOLUTION

Stil: Hardcorepunk
Release: 9. März 2004
Label: Reflections Records
Spielzeit: 11 Songs, 38.32 Minuten
MP3: < > The Past >

< http://www.reflectionsrecords.com >
< http://www.steelrulesdie.com >

Während Steel Rules Die auf ihrer Split mit Winter In June noch ein bißchen unausgegoren und beliebig daher kamen geht ihr Debütalbum The Hemingway Solution von Anfang an in den Sinn called hören und verlässt das musikalische Kurzzeitgedächtnis erst mal nicht.
Mit der Reibeisenstimme, den grandiosen Melodien und der vorherrschenden Atmosphäre zwischen Optimistischen Punkmelodien und verzweifelten Hardcoreriffs erinnern mich die Engländer stark an Hot Water Music. Deren Komplexität und Originalität erreichen die Jungs, die mit diesem Album ihr Reflections Records-Debüt feiern, zwar (noch?) nicht, aber vielleicht wollen sie das auch gar nicht. Schließlich erreicht man mit knackigen und nachvollziehbaren Songstrukturen ein größeres Publikum – dem Steel Rules Die definitiv etwas zu sagen haben.
Fern von platten Politplattitüden verarbeitet man die Erfahrung, die man mit den Folgen der Industrialisierung und der inhaltlichen Leere der modernen Erlebnisgesellschaft in ihrem Land gemacht hat. „Steel Rules Die“ proklamiert man. Literarisch interessierte Menschen sind sie und nennen ihr Album gleich nach einem der größten, von Problemen zerfressenen Poeten des zwanzigsten Jahrhunderts. Steel Rules Die suchen nach einem Ausweg aus der Agonie des Lebens, die bittersüßen Melodien und die dazu symmetrischen Texte reflektieren die Achterbahnfahrt des Lebens. Mal geht es vollen Mutes bergauf, mal geht es in tiefer Verzweiflung bergab. Hoffen wir das es die Band nicht Henry David Thoreau gleichtut, den sie in ihrem Coverbooklet zitieren – er lebte zwei Jahre lang abseits der Zivilisation und in tiefer Askese in einem abgeschieden Waldhäuschen.
Dazu sind Steel Rules Die aber viel zu menschenfreundlich und liebenwürdig eingestellt. Zu hören an den jetzt schon mehrmals erwähnten Melodien, die durchaus an Amipunkbands gemahnen und den dezent eingefügten Sing-A-Longs die vermitteln: gemeinsam schaffen wir das schon.
Hoffen wir das die Band nicht wie die Menschen aus „The Great Gatsby“, das ebenfalls zitiert wird, ziel- und antriebslos dem Alkohol und oberflächlichen Partyleben frönen.
Dazu sind Steel Rules Die zu ernst; zu realistisch; zu gebildet und erfahren. Zu hören an den treffenden, persönlichen Texten und aggressiven Hardcore-Intermezzi.
Hoffen wir das die Band nicht die „Hemingway Solution“ wählt um der Agonie zu entfliehen – Ernest Hemingway, sein Vater, sein Bruder, sein Onkel, seine Enkelin verband neben dem Nachnamen und den Genen die Art zu sterben: sie alle begingen Selbstmord.
Dazu sind Steel Rules Die zu fröhlich, zu Lebensbejahend, zu beherzt.
Hoffen wir das die Band den kreativen Weg wie auf diesem guten Stück Hardcorepunkmusik geht und uns noch viele weitere Alben wie „The Hemingway Solution“ liefert. Mit ein bisschen mehr Selbstvertrauen und Loslösung der omnipräsenten Einflüsse könnte da ein weiterer Garant für Hardcorepunk-Qualitätsongs heranwachsen – und davon kann es ja gar nicht genug geben, oder?
Fazit: Gutes Debütalbum mit hervorstechend schönen Melodien, dem es vielleicht ein bisschen an Eigenständigkeit, keinesfalls aber an guten Songs und der nötigen Authentizität fehlt.


Copyright 2000-2005 purerock.de
Powered by Ikonboard 3.1.2a
Ikonboard © 2001 Jarvis Entertainment Group, Inc.