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+---Thema: Chrome Hoof - Pre-Emptive False Rapture Eröffnet von Ulrich


Beitrag von: Ulrich an 05. 10 2007, 15:06

CHROME HOOF – PRE-EMPTIVE FALSE RAPTURE

Stil: Noise-Disco-Doom-Rock
Release : 12. Oktober 2007
Label: Southern Records
Spielzeit: 11 Songs, 48.20 Minuten

< http://www.southern.net >
< http://www.myspace.com/chromehoof >

Wenn das musikalische Jahr 2007 unter einem Banner stand, dann war es wohl abermals die weitere Annäherung der verschiedenen Musikstile in einen neuen Eklektizismus.
Rockband machen weiterhin Tanzmusik, Danceacts formieren sich in Frankreich zu einer neuen Partymusik, die keine Scheu hat vor Riffs, Gesang und Blödeleien.
Justice for all.
Wer ernsthaft noch in Genregrenzen denkt und sich von ganzen Stilen abschottet darf hinsichtlich seiner Hörgewohnheit schon als verbohrt und konservativ bezeichnet werden.
Da ist es nur der nächste Schritt, dass sich auch der gute alte Onkel Metal nicht mehr in seinem albernen Lederkorsett gezwängt hält und herausfindet, dass man zu Musik nicht nur moshen und headbangen kann.
Es ist vielleicht auch nicht verwunderlich, dass es gerade Doommetal ist, die hier den ersten Step nach vorne macht. Seine psychedelische Note lässt sich in die treibende Psychedelik eines Dancesongs überführen ohne allzu viele Identitätsverluste hinnehmen zu müssen.
Chrome Hoof hier wurde so von den beiden Köpfen hinter der englischen Doommetal-Legende Cathedral gegründet, die damit ursprünglich ein Rhythmus-Projekt aufziehen wollten, sich über die Jahre und ein Album hinweg aber immer offener zeigten.
Offener für mehr Bandmitglieder, mittlerweile wohl um die zehn plus Tourmitglieder, offener für mehr Stile und offener für mehr Wahnsinn.
Und auch für das Zurücklassen der männlichen Klischees diesen Stils, mit einer ganz starken Sängerin namens Lola und dem Verwerfen des lächerlichen „Disco Sucks“-Vorurteils.
Die Dichotomie Chrom und Hufe deutet es schon im Bandnamen an: Disco und Metal, Technik und Natur, Neu und Alt werden hier einander gegenüber gestellt und befruchten sich im schmerzhaften Geschlechtertanz mit der ganzen Kraft ihrer Gene, dass Kind daraus trägt Live schrille Spaceanzüge und strahlt die eigene Verstrahlung aber auch mal wirklich in jedem Takt seines Lebens auf.
Metalfingers in my body.
Die Geburt von Pre-Emtpive False Rapture.
Atmosphärische B-Movie-Zitate von Romero bis Ed Wood sorgen inhaltlich für den Fingerzeig. „Nimm uns bloß nicht zu ernst, sonst fallen wir über euch her, Kindchen! Würg!“ Der Film für Blinde fängt bald an. Als ob eine Horde Gremlins zu Schneewittchen feierten.
Dann setzen schon die treibenden Bässe ein, die die Glieder zucken lassen, die Glieder die schon wenig später eine Hilferuf Richtung Hirn senden und um Verständnis und die richtige Reaktion betteln.
Die Antwort auch hierauf ist: Eklektik. Man muss schon bereit sein im einen Moment den Discostep zu zelebrieren, im anderen Moment zu den Doomriffs die Ellenbogen aufzufahren, die man gleich darauf zum skanken für die funky Bläsergruppe benutzen darf, sonst verliert man sich selbst in der Vielfältigkeit der Konfusion.
Dass ist !!! für Ipecac-Jünger. Das ist Striptease für Feministen. Das ist Las Vegas in einer Onlinerollenspielwelt.
Jeder darf hier mal mit jedem schlafen, im Swingerclub für Leute die gern Frösche lecken.
Das ist schräg, bunt und schrill.
Und ganz nebenbei durch die noch nie versuchte Mischung und  Ansammlung von so in etwa allem, was man sich musikalisch vorstellen kann, eine der aufregendsten und spaßigsten Alben in diesem Highlight-reichen Jahr.
Zumindest wenn ihr Eklektiker seid.

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