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+---Thema: Wolke - Teil 3 Eröffnet von Sven


Beitrag von: Sven an 19. 05 2008, 12:49

Wolke - Teil 3

Stil: Pop
Label: Tapete / Indigo
Release: 28.03.08
Spieldauer: 11 Titel, 38:27 Minuten
Highlights: Vergessen, Ein Guter Plan, Kleine Lichter

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Das Kölner Duo Wolke war Geheimtipp, ist es immer noch, und wer weiß? Wird es vielleicht auch immer bleiben. Oliver Minck und Benedikt Filleböck jedenfalls tun herzlich wenig, das zu ändern. Trotz ihrer wunderbaren Radioreihe, im Zuge derer sie Gassenhauer der letzten Jahrzehnte in Song-Miniaturen verwandeln, ihnen dabei immer ein neues Gesicht verleihen. Aber das nur am Rande.

rage against the machine

Zu eindeutig uneindeutig, zu betont unhip oder eigenständig, je nachdem, bauen die zwei mittlerweile am dritten Entwurf deutscher Popmusik. Denn eben das sind die Songs zwischen Hurra! und Gib Auf: Pop. Der leise sein kann, distungiert, voller Charme, große Gesten nicht nötig zu haben scheint. Die Wahrheit: Eben vollkommen undeutsch ist.

In keinem Moment heißt das, dass Wolke nichts zu sagen hätten: sie lamentieren nicht, aber stellen fest, sie üben sich weiterhin in schönsten traurigen Tonlagen, ohne jemals weinerlich zu klingen. Und: Sie entwerfen Pläne, die so hoch hinaufschwingen, bis die Luft dünner wird, die Dinge plötzlich klar zu sehen sind.
Das klingt mitunter dann so: Wir stellen alle Aktivitäten ein, wir schalten alle Schalter aus / Dann gehen wir nach Hause, und setzen uns hin / Wir machen einfach gar nichts / Gar nichts wird das Beste sein / Dann starren wir ins Dunkle / Dann halten wir den Atem an.
Vielleicht ist nie schöner all das Gerede um Ich-Ags und kollektives Anpacken, dass unsere Zeit von uns verlangt, ja heute unvermeidlich scheint, zu Grabe getragen worden. Und das in whimpy Pose.

ich muss hier raus aus diesem zimmer / wenn es dich im traum verfolgt, gib auf!

Schlussendlich ist es eine wundersame Platte geworden, der dritte Teil. Sie hat sanften Optimismus, unbekümmerte Traurigkeit, Stil, Liebe und Wehmut zu bieten. Sie will wenig bis nichts, und löst alle Versprechen ein, die sie nie gegeben hat.
Und in nicht wenigen Momenten scheint auf, wozu Pop ja einmal erfunden worden ist: Gefühle hervorzurufen. Zahlreich, tief, flach. Geheimnisvoll. Widersprüchlich.
Was ist zu tun? Gespannt der Dinge harren, die noch kommen mögen, oder einfach aufgeben. Beides reizvolle Optionen.


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