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+---Thema: Felix Culpa - Bitte Nicht Schon Wieder Vielleicht Eröffnet von Patrick


Beitrag von: Patrick an 20. 03 2006, 12:14

FELIX CULPA - BITTE NICHT SCHON WIEDER VIELLEICHT

Stil: Punkrock / Indie
Label: < Capitol East Road Records > / < Radar Music >
Spieldauer: 10 Tracks, 41.04 min.
Release: 2. Dezember 2005

< Offizielle Bandhomepage >
< Felix Culpa bei Myspace >

Tocotronic treffen sich mit den Toten Hosen zur gemeinsamen Proberaum-Session. Dass dabei nicht zwangsläufig Bockmist herauskommen muss, beweisen uns Felix Culpa.

Nun gut, an das unsagbare Punkrock-Relikt aus Düsseldorf erinnert auf "Bitte Nicht Schon Wieder Vielleicht" im Grunde genommen nur der Opener: "Uneinholbar" packt jugendliche Verzweiflung und Wut in ein stadiontaugliches Riffrock-Gewand, das nun mal eben eher unangenehme Assoziationen erweckt. Auch das restliche Liedgut basiert auf einem handfesten, punkrockigen Fundament, ist dabei aber ungleich interessanter gestaltet. So setzen Felix Culpa auf ihrem vierten Album gleichermaßen auf ungestüme Energie wie auch auf melancholische Introvertiertheit, wie mit "Sie Sagte" gleich der nächste Song beweist: Halb-akustisch, sehr poppig und mit süßlichem weiblichen Gastgesang ausgestattet, glaubt man hier einer völlig anderen Band zu lauschen. Gerade der Gesang von Christian Niehe erinnert in seiner Phrasierung derart frappierend an einen weniger lethargischen, wütenderen Dirk von Lowtzow, dass sich mit Tocotronic ein weiterer Vergleichspunkt aufdrängt. So könnte mit der akustischen Wehklage "Die Fetten Jahre Sind Vorbei" der beste Song des Albums ohne weiteres auch von einer frühen Toco-Scheibe stammen. Felix Culpa klingen also wahlweise wie intellektualisierte Hosen oder auch weniger empfindsame Tocotronic mit Punkrock-Motor und tiefergestimmten Gitarren.

Dass die Hornbrille dabei zum schweißdurchtränkten Unterhemd passt, beweist das Quartett aus dem Münsterland mit zehn Songs, die eine beeindruckende Bandbreite abdecken: Vom verspielten Abenteuer in "Auf Den Spuren Von Robinson Crusoe" bis hin zum simplen, aber ungemein effektiv drängenden Punkrock von "Irgendwie" ist es ein weiter Weg, den Felix Culpa mit Leichtigkeit meistern. Auch an der Herausforderung, "Keine Macht Für Niemand" von Ton, Scheine, Scherben nicht in den Sand zu setzen, gehen Felix Culpa mit ihrer wenig innovativen, aber durchaus okayen und stimmig in den Kontext integrierten Version nicht kaputt.

Der Spannungsbogen endet schließlich im großen Epos "Starkstrom", in dessen neun Minuten der Vierer gekonnt von anfänglich rockender Leichtigkeit ins dramatische Finale wechselt, ohne dass dabei etwas aufgesetzt wirkt. Kompliment also für diese wohltuende, erfrischend andere Scheibe einer Band, die sich so recht keinem Klischee hingeben will.

Wertung:


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