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+---Thema: I Might Be Wrong - Circle The Yes Eröffnet von Patrick


Beitrag von: Patrick an 07. 10 2009, 13:10

I MIGHT BE WRONG - CIRCLE THE YES

Stil: Indietronic
Label: < Sinnbus Records > / < Alive >
Spieldauer: 10 Tracks, 41.07 min.
Release: 25. September 2009
MP3: < >> Woodpecker >
Video: < >> EPK >
Artikel auf purerock.de: < >> Review "Cold Comfort EP" > // < >> Review "It Tends To Flow From High To Low" > // < >> Interview 2007 >

< Offizielle Bandhomepage >
< I Might Be Wrong bei Myspace >

Der Kopf in den Wolken, die Last der Gedanken auf den Schultern, das Herz auf der Zunge: I Might Be Wrongs zweites Album ist die richtige Platte zum herbstlichen Regenwetter - ganz ohne Zweifel.

Geschichte wiederholt sich: Schon vor zwei Jahren begaben sich I Might Be Wrong ins Radio Buellebrueck Studio von Tobias Siebert (Delbo, Klez.e), um mit ihrem erstaunlich zielsicheren Debüt "It Tends To Flow From High To Low" wieder herauszukommen. Von dieser bewährten Formel rückte das Berliner Quintett um Siva-Kopf Andreas Bonkowski und die ehemalige Monochrome-Stimme Lisa von Billerbeck nun auch bei Album Nummer zwei nicht ab.

Überhaupt hat sich das Klangbild auch nach dem Abgang von Drummer Simon Frontzek (alias Sir Simon Battle), der sich mittlerweile bekanntlich als Keyboarder bei Tomte verdingt, eher nuancenhaft verschoben. Ihr elektronisch unterlegter Indie-Pop klingt noch immer so, als hätten Audrey und Delbo gemeinsame Sache gemacht und bei der Gelegenheit dann auch gleich noch die Laptops von The Notwist mitgehen lassen, zeigt sich auf Album Nummer zwei aber ausdifferenzierter in eine organischere Richtung. Die pluckernde Elektronik ist ein wenig in den Hintergrund gerückt, die Rhythmik enger ineinander verwoben, die Gitarren lauter und handfester als zuvor.

Eine kompaktere Bandplatte ist "Circle The Yes" somit geworden, doch noch immer weit davon entfernt, ein Rockalbum zu sein. Im Prinzip ist das hier purer, melodieverliebter Pop, wenn auch subtiler und tief melancholischer. Unbeschwertheit ist nämlich auch auf Album Nummer zwei kein Wesenszug, der I Might Be Wrong treffsicher charakterisiert. Auch wenn die betrübte Melancholie, die hier so allgegenwärtig ist, so manches Mal mit jener eigenartigen Form schwebender Leichtigkeit verschwimmt, bei der man nie so genau weiß, wo sie nun herkommt. So verharrt die feinsinnige Innenschau von "Circle The Yes" irgendwo im grauen Grenzbereich zwischen stiller Kummer und leiser Freude und nimmt dabei stets durch ihre dichte Atmosphäre ein - eine grüblerische, mitunter kühl wirkende, aber beileibe nicht emotionslose Stimmung. Die Band, die die Selbstzweifel ja schon im Namen trägt, plagt sich weiterhin mit sinnlosem Kopfzerbrechen und ist im mit Umwegen und Sackgassen gespickten Irrgarten der eigenen Gedankenstränge (siehe Cover-Artwork) weiterhin auf der Suche nach dem großen, sinnstiftenden Etwas. Der Plattentitel beschreibt das Dilemma passgenau: Ein vorsichtiges Umkreisen des Ziels, ein zaghaftes Sich-Annähern, dann ein unentschlossenes Innehalten, bis man schließlich doch wieder mit ansehen muss, wie günstige Gelegenheiten als verpasste Chancen vorbeiziehen.

Das größtes Kapital von I Might Be Wrong ist dabei immer noch ihre Frontfrau, denn der Gesang von Lisa von Billerbeck ist eine seltene Erscheinung: Klar und unschuldig, zartbittersüß und bezaubernd, aber doch von jeder Menge Trübsal und der Last tiefgründiger Gedanken überschattet. Die mit liebevoller Sorgfalt gestalteten Arrangements lassen dieser so seltsam nah wirkenden Stimme den Raum, den sie verdient. Einzelne Songs hervorzuheben macht, wie schon auf dem Debüt, wenig Sinn, ist es doch vielmehr das über 40 Minuten heraufbeschworene Grundgefühl, das hier zählt und wirkt. Ein Album wie aus einem Guss, dessen Songs sich zugegebenermaßen mitunter ziemlich ähneln. Eine gesonderte Erwähnung verdient sich dann allerdings doch zumindest "Chekov", das zunächst mit Sprechgesang überrascht, um danach sehnsüchtig die Hand auszustrecken und ins Nichts zu greifen – ein Höhepunkt. Und nicht der Einzige: "Circle The Yes" ist ein bemerkenswert schönes Album, das noch einen Ticken runder, organischer und schlicht besser geworden ist als sein ohnehin schon gelungener Vorgänger. Bleibt nur zu hoffen, dass das diesmal auch jemand mitkriegt.

Wertung:


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