30.03.03 - Volksbühne Berlin ca. 700 Besucher 18 € Eintritt
2 Tage vor Beginn des eigentlichen Vorverkaufs (!) war diese Veranstaltung (nennen wir es ruhig Event) bereits restlos ausverkauft. Aber um das vorauszusehen musste man kann Prophet gewesen sein: Merzbow und Russel Hazzelwood hätten wohl schon alleine mit ihrem gemeinsamen Projekt Satanstornade für ein volles Haus gesorgt. Vor dem Gig wurde ich gewarnt, mir Ohrstöpsel ins Ohr (wohin auch sonst) zu stecken - aber Festival-abgehärtet habe ich das nicht wirklich ernstgenommen. Doch als es dann los ging war ich froh sie grifbereit zu haben: infernalischeres Noisegewitter ist mir noch nicht begegnet. Die ersten 15 Minuten fand ich es ehrlich gesagt nur scheiße, aber dann hatte man sich an den kruden Krach gewöhnt (as far as possible) und Soundspielerein entdeckt, die durchaus interessant waren. Das ganze war übrigens so laut, dass man sich aufgrund der Bodenerschütterung auch ohne eigenes zutun bewegen musste. Einige versuchten zu tanzen, sah aber sehr spastisch aus. In der Pause wurde dann heftiger Death-Noise-Metal gespielt - wer aber meint unzugängliche Musik zu kennen sollte sich mal Merzbow oder eben Satanstornade anhören und sich vom Gegenteil überzeugen. Alles in allem wars aber nicht schlecht. Danach kam dann Teil zwei des Abends mit Whitehouse. Nachdem soviele Künstler (unter anderem die beiden anderen Acts des heutigen Abends) und auch die renomierte amerikanische Zeitschrift Alternative Press so lobend über Whitehouse gesprochen hatten und eines der Alben von Steve Albini himself produziert worden ist war ich dann schon sehr enttäuscht. Auf die Bühne kamen 2 alte beziehungswiese fette Säcke, die das Gegenteil von jeglichem künstlerischem Anspruch zu sein schienen. Mit Siegerposen und angedeutetem Geschlechtsverkehr provozierten die beiden wohl nur sich selbst und die (leider) anwesenden Nazis im Publikum. Musikalisch derartig unbedeutend (aus meiner heutigen Sicht) scheint es anscheinend nötig mit Nazi-attitüde und peinlichem Auftritt zu kokketieren. Welche Musikrichtung wohl hörbar von Whitehouse beinflusst worden ist ist der Digital Hardcore Marke Atari Teenage Riot - da verwunderte auch nicht die Anwesenheit von Alec Empire im Publikum. Schließlich aber dann der Grund für meine Anwesenheit und für den schnellen Ausverkauf der Volksbühne: Richard D. James alias Aphex Twin beschallte die nun rappelvolle Bühne (die Sitzplätze der Tribüne leerten sich) mit seinem State-of-the-Art Elektrorave. Ich hatte mich ja schon Wochen darauf gefreut (aber nicht mal Ansatzweise so sehr wie meine Kumpels mit dene ich da war und viele andere Gäste, was mir mal wieder die Urpsrung von Fan (Fanatismus) klar machte), aber war dann doch ein wenig enttäuscht. Klar, es war großartig. Die Fähigkeiten des DJ Aphex Twin (wobei er halt seinen eigenen Kram in Form eines Laptopautritts gespielt hat) sind in der Tat unglaublich. Mir aber hat diese Mischung aus (anspruchsvollem) Rave und Gabba nicht so zugesagt, wie es der Fall gewesen wäre, wenn er Ambient oder IDM-Kram gespielt hätte. Die Meute jedoch hat den Sound bedingungslos angenommen und die Volksbühne kochte. Mir ist übrigens aufgefallen, dass Rave und Techno eine wesentlich symphatischere Musikrichtung ist, wenn man nicht in einer stupiden Großraumdisco mit noch stupideren Ravern mit den stupidesten Techno-Beats und Dancefloor-Hits konfrontiert wird. Ganze 2 Stunden dauerte das Set von dem waldschratigen und gänzlich untrendigen Mr. James dann, später versöhnte er noch mit Break-Beat und Drum'N'Bass Versatzstücken. 3 Zugaben bekam die fordernde Mege. Höllichen Applaus zudem und ein Autogramm für meinen Kumpel (allerdings nur wüstes Gekritzel). Der Abend blieb zwar hinter den (zugegeben sehr hohen) Erwartungen zurück, war aber trotzdem denkwürdig. Auch wegen den Bullen, die uns in zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule noch anhielten. So schnell wechselt avantgardistische Kultur und faschistoider (entschuldigt die Polemik) Stumpfsinn wohl nur in der Hauptstadt.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.
weiß nich, ich steh nich so auf Gabba...elektro spricht mir eigentlich überhaupt nich an, kann nix mit der meisten ComputerMukke anfangen!
-------------- "Es ist die Emotion, die Leidenschaft, die uns antreibt. Das Spiel auf dem Rasen ist nur der Anlass, das Fundament. Die Gesänge aus tausenden Kehlen peitschen durch das rund, die Menschenmassen hüpfen heißblütig auf und ab, die Fans hüllen den Block in ein Fahnenmeer und der Pulk bringt das Stadion mit hallenden Schlachtrufen zum Beben - das ist der Moment, für den wir leben."