36 Crazyfists Support: Twelve Tribes & From First To Last Freitag, 15. April 2005 Berlin, Knaack Club Preis: €13 Besucher: ca. 350 (ausverkauft)
Freitag - entsprechend gute Stimmung und ein paar Pils im Blut: es gibt wohlkaum eine bessere Vorraussetzung für einen Konzertabend. Das sollte man zumindest meinen, aber lesen Sie selbst:
Als wir gegen fünf nach neun den Knaack betraten, spielten From First To Last zu meinem Erstaunen bereits. Ich dachte mir: Beginn war laut Veranstalter um neun, also konnte die Band ja noch nicht lange zugange sein und ich wunderte mich, dass sie das hier wohl bekannteste Lied Ride The Wings of Pestilence gleich zu Beginn zum Besten gaben. Doch prompt folgte die Enttäuschung: die nur zu viert angereiste Band (Frontmann Sonny blieb aus gesundheitlichen Gründen der Tour fern) verließen nachdem ich geschätzte zwei Minuten in den Genuss ihrer Live-Perfomance kam die Bühne und mir wurde bewusst, dass sie wohl doch schon völlig unbegründet bedeutend früher mit ihrem Set angefangen haben mussten. Der Rest des Abends wurde dementsprechend von Frust dominiert, da ich die Band, wegen der ich eigentlich gekommen war und bezahlt hatte praktisch komplett verpasst hatte. So konnte ich auch die nachfolgenden Bands nicht wirklich genießen und gab mir lieber die Kante an der Bar. Wen brennend ein FFTL Live-Review interessiert, der wende sich vertrauensvoll an Katharina oder Steffen.
Nach etwa zwanzigminütiger Umbaupause folgten die Twelve Tribes aus Ohio, die man ja bereits kürzlich auf drei Konzerten von Killswitch Engage in Nordrhein-Westfalen zu sehen bekam, weshalb sie wohl auch aufgrund des nach Meinung des Veranstalters offensichtlich folgenden vermeintlich höheren Bekanntheitsgrades den zweiten Slot des Abends bestreiten durften. Als Frontmann Adam mit gesäßlangen Dreads die Bühne betrat kamen mir gleich Assoziationen à la Chimaira-'Metalmoses' schwängert God Forbid-Brüllkopp in den Sinn. Nicht zu unrecht, wie sich herausstellen sollte. Ich kenne ihr Album zwar nicht, welches man einigen Rezensionen zufolge angeblich nicht in irgendeine Schublade zu stecken vermag, was man jedoch an diesem Abend geboten bekam, konnte man nicht wirklich als innovativ bezeichnen, sondern hörte sich für mich schlichtweg nach ziemlich durchschnittlichen NuMetal an, von welchem man sich ja imgrunde auch nicht wirklich neue Einflüsse erwartet. So wurde das Set dominiert von Sprechgesang und Geschreieinlagen, wobei man stellenweise wiederrum sehr nach Killswitch Engage klang, vor allem was die allerdings bei ihnen relativ spärlich gesähten Gesangsparts anging. Irgendwann verließen sie die Bühne und ich war nicht unbedingt unglücklich darüber, auch wenn sich beim späteren an-der-Bar-herumlungern herausstellen sollte, dass Adam Jackson eigentlich ein sehr netter Kerl ist. Ja, es gibt anscheinend tatsächlich auch gute Menschen unter Neumetallern. Die Musik macht allerdings auch nicht besser, aber der ein oder andere wird sicherlich Gefallen an dem rein objektiv gesehen doch sehr soliden Set gefunden haben.
Nach weiteren 20-30 Minuten Pause betraten die Roadrunner-Schergen um die 36 Crazyfists die Bühne und legten auch gleich einmal mit At The End of August los. Die schon nach dem Set von From First To Last herrschenden 30 Grad im Club dürften dann nochmal um gute zehn weitere angestiegen sein - bei gleichzeitigen 100% Luftfeuchtigkeit ist da selbst so mancher fernab von der Teufelsküche vor der Bühne passiv agierende Zuschauer dem Kreislaufkollaps nahe. Soweit ich das beurteilen konnte (wirklich intensiv hineingehört habe ich mich nie in die Materie der 36 Crazyfists, was hauptsächlich an der mich nervenden Stimme von Frontmann Brock Lindow liegt), wurden alle Hits gespielt, sofern man bei einer derartigen Band denn von solchen Sprechen kann. Der Knaack gleichte einem Hexenkessel und spätestens beim wohl bekanntesten Song Slit Wrist Theory brüllte der Großteil des Berliner Publikums dann auch fleißig mit. Eine Zugabe gab's auch (wenn sie dies nicht sogar gewesen ist - mein Erinnerungsvermögen auf derartigen Veranstaltungen erweist sich immer wieder als dürftig). Wie lange genau die vier eigentlich die Bühne zerhackten ist für mich im Nachhinein schwer abschätzbar, denn der Frust, From First To Last verpasst zu haben blendete sämtliche anderen Tatsachen an diesem Abend aus, aber es mochte eine Stunde gewesen sein. Vielleicht etwas mehr, vielleicht aber auch weniger.
Viele gingen nach dem Konzert zufrieden, nicht wenige aber auch unzufrieden nach Hause oder blieben noch eine weile und verweilten im Club bis zum Morgengrauen oder bis übermäßiger Alkoholgenuss ihnen einen Strich durch die Rechnung machte oder sie schlicht und ergreifend die Lust verloren.
Ich für meinen Teil hoffe jedenfalls, dass From First To Last bald wieder einmal die hiesigen Bühnen unsicher machen (dann sicherlich inklusive Bandvorsteher-Spargel), auch wenn der Mann hinter dem Mischpult dieses mal nicht gerade die beste Arbeit geleistet hatte, gefiel mir, wie sie ihr Material live präsentierten.
naja, imgrunde machen sonst der frontmann und gitarrist matt die größte vocal-arbeit, während alle anderen hin und wieder ein paar scream-parts einlegen - stimmen sind also zu genüge vorhanden. die zwei gitarristen haben somit dieses mal den job des sängers übernommen. das haben sie wirklich gut gemacht, denn zumindest ich merkte zunächst gar nicht, dass dieser überhaupt fehlte. da haben sich die beiden ein lob verdient.
fftl waren sichtlich vom berliner publikum angepisst, dass sich vor den hauptacts mal wieder kaum zum bewegen durchringen konnte. naja, verwöhntes pack halt.
-------------- Is there something wrong with these songs? Maybe there's something wrong with the audience - Manipulation in rock music.
ja waren aufgrund der anderen beiden acts mehr numetal-fans am start, als emocore-anhänger. hätten sie support für taking back sunday oder eine ähnliche band gespielt, hätte das sicher anders ausgesehen.