Die Zwillingsfestivals Hurricane und Southside darf man wohl getrost als die Aufsteiger der letzten Jahre bezeichnen. Während Veranstaltungen wie Rock Am Ring schon immer durch Gigantismus auffielen, sind die Macher von FKP Scorpio immer ihrem Konzept treu geblieben und haben ihre Festivals zunächst zaghaft mit immer bekannteren Acts bestückt, um nun konstant mit großen Headlinern aufzuwarten. So kommt es, dass nun auch die Zwillinge in diesem Jahr zusammen 120.000 Besucher verzeichneten, von denen 70.000 in den Norden pilgerten. Uns hingegen zog es mit den 50.000 Übrigen zum Southside Festival nach Neuhausen ob Eck, welches eine Stunde südlich von Stuttgart und schon fast am Bodensee liegt. Trotz Anreisezeit am Freitagnachmittag hatten wir bei schon fast 30°C im Auto kaum nennenswerte Wartezeiten. Die bei einer solchen Massenveranstaltung ja schon obligatorische Polizeikontrolle und halbstündiges Anstehen, um zum Ticketschalter zu gelangen, sind nun wirklich kaum der Rede wert, hat man doch auf kleineren Festivals schon oft länger gestanden, um endlich das Gelände zu erreichen.
Nach schnellem Zeltaufbau und der ersten Mahlzeit schnappten wir dann zum Auftakt ein paar Minuten der Donots auf, von denen es auch trotz neuer Platte nicht viel Positives zu berichten gibt. Nachwievor heißen die einzigen beiden guten Songs Room With A View und Today. Der Rest war leider genauso belanglos, wie das abschließende We're Not Gonna Take It, bei dem tatsächlich immer noch ein paar Leute mitsangen. Wie lange machen die diese Nummer jetzt eigentlich schon?
Wie man wirklich für erste Festival-Stimmung sorgt, zeigten danach Flogging Molly, denen es als erster Band auf dem Southside gelang, wirklich alle Leute zum Tanzen zu bewegen. Ihre Mischung aus Irish-Folk und Punkrock war im Sonnenuntergang genau das Richtige und auch die neuen Songs, des hervorragenden Albums Float wurden schon ordentlich abgefeiert. Danach musste die Musik erstmal für zwei Stunden dem Fußball weichen. Beim EM-Viertelfinalspiel Kroatien – Türkei wurde nämlich immerhin der Gegner der deutschen Nationalelf gesucht. Das versprach Spannung. Und die gab es. Zwei späte Tore. 1:1. Verlängerung. Elfmeterschießen. Halbfinale: Deutschland – Türkei. Yeah.
Runterkommen bei Radiohead. Fast das gesamte Festivalpublikum schien sich für die Briten begeistern zu können und entsprechend voll war es vor der grünen Hauptbühne. Mit In Rainbows haben die Mannen um Thom Yorke ihre Diskografie vor Kurzem um ein weiteres Meisterwerk erweitert und entsprechend lag auch der Schwerpunkt des Konzerts auf dem aktuellen Album. Eine beeindruckende Lightshow sorgte dafür, dass der Begriff der Kopfmusik an diesem Abend eine weitere neue Bedeutung erlangte.
Zu The Kooks gibt es danach eigentlich nicht viel zu erwähnen. Klar, nach Radiohead spielen zu müssen ist bestimmt hart und entsprechend schwer hatten die Jungens es dann auch zu gefallen. Bestimmt keine schlechte Show, doch wem das neue Album Konk auch eh schon nicht mehr so wirklich zusagte, konnte getrost zum Gin Tonic übergehen. Danach ab ins riesige Discozelt und bis zum Morgengrauen durchtanzen.
Kater. So heißt das Wort, dass es nach drei Stunden Schlaf, 30°C Hitze und Heuschnupfen aus den Köpfen zu vertreiben gilt. Und Jaguar Love, um den schrillen Johnny Whitney, sind verdammt nochmal genau das richtige Rezept dafür. Die großartige melodische Ausgabe und Halbnachfolger der Blood Brothers veröffentlicht übrigens am 19. August ihr Album Take Me To The Sea und man wird definitiv noch von ihnen hören.
Jennifer Rostock zeigt danach viel Bein und schlechte Tattoos. Wir verschwinden schnell wieder in Richtung Turbostaat. Hach, Jungs. Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, euch einmal hier auf der Hauptbühne zu sehen. Das Überraschende daran ist auch noch, dass davor die Hölle los ist und die Kids jeden Song des neuen Albums mitbrüllen und abfeiern. Zum Ende darf sogar einer auf die Bühne und sich eine Gitarre umhängen. Wow, das haben Green Day vor ein paar Jahren auch schon mal gemacht. Und die Beatsteaks. Achja, am Ende gibt es immerhin Blau An Der Küste.
Spätestens jetzt ist der Kater weg, doch Enter Shikari sind tatsächlich so schlecht, dass zu befürchten steht, er könnte auf schnellstem Wege wiederkommen. Es kann wohl behauptet werden, dass diese Band niemals so populär wäre, wenn sie ihren schlechten Metalcore nicht mit ein paar Elektrosounds aufpeppen würde. Das ganze dann als “Trancecore“ zu bezeichnen ist eh der größte Witz. Was solls, die Kids feiern.
Die Hamburger von Kettcar haben ihre besten Zeiten auch allmählich hinter sich. Das neue Album Sylt gefiel zwar kurz, verschwand dann aber viel zu schnell in den Niederungen des Plattenschranks. Die Hits von Du Und Wieviel Von Deinen Freunden wissen dagegen immer noch zu begeistern. Wer schon einmal in der Sonne zu Landungsbrücken Raus auf einer Flugbahn im Takt gesprungen ist, weiß worum es hier geht.
Dass man nicht immer nur die alten Songs gut finden muss, stellen die Herren von Tocotronic mit jedem neuen Album unter Beweis. Kapitulation ist ein echtes Meisterwerk und garniert mit einigen wenigen alten Nummern, sorgen Imitationen, Verschwör Dich Gegen Dich und Explosion für einen wunderschönen Sommernachmittag. Bleibt nur die Frage, ob Dirk tatsächlich schon graue Haare bekommt?
Bei The Notwist ist es leider so brechend voll im und um das Zelt, dass wir keine Chance haben etwas zu sehen. Auf dem Campingplatz gibt es Trost bei Nudeln und Apfelkorn-Eistee, der perfekten Vorbereitung auf NOFX. Für die verzichtet man sogar auf Tegan And Sara und hört sich lieber die derben Publikumsbeschimpfungen eines völlig betrunkenen Fat Mike an. Dazu gibt es ein wüstes Hitfeuerwerk von allen Platten: Perfect Government, Don't Call Me White, The Brews, Linoleum, Bob. Punkrock-Herz was willst du mehr?
Danach ist es bei den Weakerthans im Zelt angenehm gefüllt. Die Meute wartet draußen auf ihre Beatbuletten. Drinnen schaffen John K. Samson und seine Band diese wunderbare Atmosphäre, für die die Kanadier so geliebt werden. Die Songs von Left And Leaving, Reconstruction Site und Reunion Tour zaubern den Leuten immer wieder dieses entrückte Lächeln und auch die ein oder andere Träne ins Gesicht. “I know you might roll your eyes at this, but I'm so glad that you exist“. Definitiv der schönste Moment auf diesem Festival.
Das können weder die Beatsteaks, noch die Chemical Brothers toppen.
Stattdessen gibt es wieder Gin Tonic. Eine weitere Partynacht und am nächsten Morgen wieder das gleiche Spiel. Diesmal sind es jedoch Does It Offend You, Yeah, die uns vorm Hangover retten. Und wie. Denn wer hätte schon gedacht, dass um 12 Uhr mittags schon sämtliche Indietronic-Kids aus ihren Zelten gekrochen kommen, um die Briten abzufeiern. Die Ausmaße des Elektrobooms bescheren der Band ein gerammelt volles Zelt und dieses der Band eine gigantische Party. Das ganze Set über wird durchgefeiert und zu den Beats getanzt. Beim grandiosen We Are Rockstars kennt das Gekreische keine Grenzen mehr, als Morgan Quaintance einen der Zeltmasten empor klettert. Eines ist hier ganz sicher: die neuen Justice stehen bereits in den Startlöchern.
Nach kurzer Entspannung in der Sonne wird es dann Zeit für die nächste Entdeckung dieses Festivals. Was für eine fantastische Band sind denn eigentlich The Wombats? Let's Dance To Joy Division kam ja schon genau richtig zur Ian Curtis-Welle, doch was für ein super Album Proudly Present A Guide To Love, Loss And Desperation wirklich ist, wurde hier am frühen Nachmittag unter Beweis gestellt. Die Briten reihten Hit an Hit und die Entscheidung nach Patricia The Stripper zur anderen Bühne zu wechseln sollte sich als grober Fehler herausstellen.
Millencolin haben zwar nämlich mit Machine 15 gerade ein klasse Album veröffentlicht, doch live ließen die Schweden so einiges zu wünschen übrig. Jeglicher Elan aus früheren Skatepunk-Tagen scheint den alten Männern nun endgültig abhanden gekommen zu sein und so konnten noch nicht mal alte Nummern, wie Mr. Clean die sehr überschaubare Masse vor der Bühne in Bewegung versetzen. Schade.
Dass es auch anders geht zeigten direkt im Anschluss Rise Against. Zwar verzichteten die Revoluzzer auch weitgehend auf ihre alten Hits, doch allein die letzten zwei Alben bieten eine derartige Hitdichte, dass eigentlich ständig alle Fäuste in der Luft waren. Melodic Hardcore in Perfektion. Vorgetragen vor 20.000 Menschen. Als zu Prayer Of The Refugee dann auch noch ein Feuerwehrauto neben der Bühne vorfuhr und kühles Wasser in die aufgehitzte Masse schoss, gab es kein Halten mehr. Fast wäre dabei untergegangen, dass auch noch Billy Talent-Sänger Ben beim Refrain und der letzten Strophe das Mikro enterte, um seinen Kumpels gesangliche Unterstützung zu geben.
Nach kurzen Abstechern zu überzeugenden Biffy Clyro, langweilenden Kaiser Chiefs und unglaublich abgefeierten Madsen, gab es noch ein schönes Set von Panic At The Disco, die die Partysmasher ihrer ersten Scheibe mit dem neuen Material ihrer Fast-Avantgarde-Rockscheibe Pretty Odd. kombinierten. Heraus kam dabei eine bunte Mischung, die vielen Leuten wohl etwas zu behäbig schien. Zum Festivalabschluss war es jedoch genau das Richtige.
Getoppt am Ende nur noch von Maxïmo Park, denen es nach langer Zeit mal wieder gelang vollends zu überzeugen. Graffiti, Going Missing, Books From Boxes und endlich mal wieder The Coast Is Always Changing. Ein wunderbares Konzert, das leider etwas darunter litt, dass parallel die Foo Fighters begannen und es zu einer wahren Massenabwanderung kam. Bei Apply Some Pressure zum Abschluss standen vielleicht noch 1.500 Leute vor der Bühne, von Anfangs ungefähr Zehnmal so vielen. Die Jungs aus Newcastle nahmen es aber mit Humor. “We look out upon the see...“, you know?
Dave Grohl und seine Mannen hörten wir nur noch vom Parkplatz, bevor wir uns mit dem Auto auf unsere vierstündige Heimreise begaben und ein großartiges Wochenende hinter uns ließen. Das Line-Up, die Location und auch die Größe. Auf dem Southside stimmte in diesem Jahr mal wieder alles.
Im Radio gab es übrigens die Reportage des EM-Viertelfinales Spanien – Italien. Die Italiener schieden verdient aus. Es könnte ein Finale Deutschland – Spanien geben. Dürfte spannend werden.
Flogging Molly Paddy´s Lament Likes of you again Selfish man Whistles the wind Drunken Lullabies Requiem for a dying song Tobacco Island Float Devil´s Dancefloor Salty Dog Worls alive Lightning storm What´s left of the flag Seven deadly sins
Radiohead 15 Step The National Anthem Lucky All I Need There There Nude Arpeggi The Gloaming Optimistic Just Faust Arp Jigsaw Falling Into Place You And Whose Army? Videotape Everything In Its Right Place Idioteque Bodysnatchers ---------------------- Reckoner 2+2=5 Paranoid Android
Kettcar Deiche Kein Außen mehr 48 Stunden Landungsbrücken raus Graceland Balkon gegenüber Nullsummenspiel Money left to burn Agnostik für Anfänger Ich danke der Academy Im Taxi weinen Ausgetrunken Am Tisch -------------- Balu
Tocotronic Freiburg Ich bin viel zu lange mit euch mitgegangen Sie wollen uns erzählen Verschwör dich gegen dich Die Grenzen des guten Geschmack 2 Aber hier leben, Nein Danke Aus meiner Festung Kapitulation Imitationen Let there be Rock Sag alles ab Hi Freaks Explosion
NOFX Dinosaurs Will Die Fuck The Kids Seeing Double At The Triple Rock Perfect Government Stickin' In My Eye Franco Un-American Radio Don't Call Me White The Brews What Now My Love Murder The Government Pharmacists Daughter There's No Fun In Fundamentalism (New Song) Eat The Meek Leave It Alone Leaving Jesusland Champs Elysées Straight Edge Linoleum Bob Bottles To The Ground Kill All The White Men I Want To Be An Alcoholic
The Wombats Kill the director Lost in the post Party in a forest (Where's Laura) Here comes the anxiety Moving to New York Patricia the stripper Little Miss Pipedream Let's dance to Joy Division My first wedding Backfire at the disco
Rise Against Drones Give It All State Of The Union Ready To Fall Injection Like The Angel Chamber The Cartridge Last Chance Blueprint Bricks Dancing For Rain Behind Closed Doors The Good Left Undone Blood To Bleed Heaven Knows Survive Prayer Of The Refugee
Maxïmo Park Girls who plays guitars Graffiti A forthight's time Postcard of a painting Our velocity I want you to stay Karaoke plays By the monument Limassol Questing (neu) The coast is always changing The unshockable Going missing Books from boxes Apply some pressure