Zugegebenermaßen war ich von der Debüt-EP Observing Life Trough Rose Coloured Glass nicht so angetan, wie ich nach diesbezüglichen Reviews gewesen sein müsste. Das ist aber Schnee von gestern, jetzt geht es um das Debütalbum The Grand Theft und damit um Emotionen. Im Pressetext wird darauf hingewiesen Abstand zu nehmen von der Bezeichnung "Emo" - aber warum? Sicher, viele Bands wurden in den letzten beiden Jahren Emo genannt auch wenn sie es nicht waren und das hat dem Ruf des Genres sicher nicht gerade gut getan. Aber wer beim Hören von That Very Time I Saw... nicht an Emo denkt, für den ist Quicksand nur ein Wort und Samiam nur die Bezeichnung für den amerikanischen Durchschnittstypen. Auch wenn TVTIS nicht ganz an diese Vorbilder heranreichen können, machen die Jungs aus Haan auf ihrem Full-Length Debüt doch (fast) alles richtig: 13 wunderbare, meist poppige Songs mit einprägsamen Refrains, hin und wieder überzeugendem 2-Stimm-Gesang (der teilweise an den von Taking Back Sunday erinnert) und schönen Melodien. Thematisch sprechen die Redfield-Records Gründer dabei erwartungsgemäß hauptsächlich Beziehungen zu anderen Menschen an, kleiden die üblichen Themen aber gelungen in ihre eigenen Worte, so dass der zweifelsohne vorhandene Pathos nicht aufgesetzt wirkt. Highlight des Albums sind das einprägsamste Lied Risking The Mission, der Song der noch am ehesten die Nachsilbe “core“ verdient Maybe We’ll Go To Rio und die Liebeserklärung an die Musik For The Love of The Game, die nahtlos in den Instrumentaltrack (heartfirst) übergeht. Weniger gut weil arg klischee-triefend ist dagegen die Akkustikgitarren-Ballade Home By Train. Fazit: Gelungene Platte, mit der sich That Very Time I Saw wohl einen festen Platz in der deutschen Emorockszene (noch) hinter Pale (mit dem sie sich den Produzenten Kai Blankenberg teilen) erkämpfen können. Noch ein Tick mehr Eigenständigkeit beim nächsten Mal und ich werde die Frage: Would I Be Recognized Tomorrow, Recognized At All (aus “acting&drama“) bedenkenlos mit JA beantworten.