Seltsam meisterliches Album, das für die einen daneben ist und für Freunde von verrückten Tönen eine Offenbarung. Die Musikerinnen hinter CocoRosie spinnen mystische Legenden um ihre eigenen Personen. Man weiß nicht was man glauben soll – nach der Geburt getrennt worden sollen sie sein und dann nach Jahrzehnten soll das Schicksal sie wieder zusammengeführt haben auf dass sie fortan gemeinsam die Welt bereisen und erfolgreich Musik fabrizieren. Hört sich an wie ein Märchen? Eben, und genau so klingt die CocoRosie’sche Musik eben auch. Kein wirklich schönes Märchen ist es außerdem und auf die gleiche Weise entpuppt sich so manches, was auf ihrem zweiten Album Noah’s Ark erst mal als zartes Kindergeplärre daher kommt als schrecklicher Abgesang auf Kindesmissbrauch, Drogenabhängigkeit und Kriminalität. Das alles wird zögerlich vorgetragen, genauso spärlich begleitet von disharmonischen Sounds, die aus interessanter Instrumentierung zwischen Glockenspiel und Tierspielzeug stammen, und einer gewollt surrealen Lo-Fi-Atmosphäre wie auf ihrem Debütalbum La Maison De Mon Reve und ist (fast) ebenso überzeugend. Besonders die Songs mit Gastsängern – dem Indierocker Devedra Banhart und der androgyne Antony Hegarty von Antony And The Johnson sind die bekanntesten – wissen zu überzeugen. Wer bei Musik Perfektion und Annehmlichkeiten braucht, für den ist natürlich Noah’s ungemütliche und an einigen Stellen dreckige Arche nichts. Für Hintergrundmusik ist es zu langatmig und das muss für alle erwähnt werden. Die Längen lassen die Stärken aber noch heller strahlen und so ist Cocorosie abermals ein funkelndes, schwer durchschaubares, und in den besten Momenten magisches Album gelungen ohne dass die Musikwelt ein Stück ärmer wäre. Und jetzt seid fruchtbar und mehret euch...
-------------- The artist formerly known as Ulrich.