Spätestens mit ihrem letzten Album In The Absence of Truth sind Isis im (Post-)Rock-Olymp angekommen. Wie wenige andere noch aktiven Bands werden sie von einer nicht mehr kleinen Schar von Fans geradezu kultisch verehrt. In einem Genre in dem es viele sehr ähnlich klingende Bands gibt ist das schon einiges: was ist es, was Isis unvergleichlich macht? Es ist die Mischung aus technisch und atmosphärisch perfekten Momenten, Riffs, Soundtexturen, gepaart mit mehr als den Genre-typischen textlichen Undeutlichkeiten, nämlich einer politischen und trotzdem spirituellen Botschaft, gepaart mit dem Mut für Experimente. Ihr Remix-Album zum Oceanic-Album etwa, ihre frühen Splits, Touren mit Bands auch abseits gewisser Genre-Grenzen: auf Isis kommen alle klar, der Metal-Head, das Hardcore-Kid, der Electro-Avant-gardist, der Postrock-Connaisseur. Ihr neues, mittlerweile fünftes Album Wavering Radiant geht den Weg weiter, auf dem Isis seit ihrer ersten Veröffentlichung sind: sie werden immer cleaner, behutsam allerdings, immer breitflächiger, melodiöser und variabler, bleiben aber immer homogen in ihrem Sound, atmosphärisch-psychedelisch in ihrer Wirkung und Isis in ihrer Authentizität. Häufiger noch als früher wechseln sich ab der Urgeschrei, der zum Primat in uns sich richtet, und der saubere, beschwörende Gesang, der sich an den vernünftigen Gesellschaftsmenschen wendet. Dazu passend: die dröhnenden Metal-Riffs und die Ambient-Melodien. Dass Isis trotzdem nicht scheinbare Widersprüche einfach nur nebeneinander setzen, sondern auflösen und miteinander vereinbaren ist einer ihrer Verdienste. So lange wie für Wavering Radiant haben sich Isis noch nie Zeit gelassen und das merkt man: kompositorisch ist es nicht weniger als perfekt, atmosphärisch trotz allem Jam-Charakter so ausgefeilt wie lange nicht mehr. Das beste Isis-Album nach Oceanic ist ihnen damit gelungen. Die Keyboard-Linien, in manchen Momenten eine Mischung aus Pink Floyd, den Doors und Brian Eno und doch ganz anders, addieren zum bisherigen Sound eine helle, ätherische Note. Wie viele Stimmungen sich in einem Song wie Threshold of Transformation abwechseln! Das ganze archaische in uns, alles melancholische und verzweifelte, alles mächtige, philosophische, spirituelle von Ewigkeit träumende und Kleinlichkeit lebende, all das kann man in diese Musik projizieren. Es lässt den Hörer Platz: vielleicht ist es das, was Isis unvergleichlich macht. Nicht mehr Matt Bayles hat das Album produziert, sondern Joe Barresi, der schon bei Tool oder den Queens of the Stone Age hinter den Reglern saß. Genau in diese Reihe sortieren sich Isis mit spätestens diesem Album ein und erspielen sich damit die Verantwortung eine der wichtigsten aktiven Bands moderner metallischer Musik zu sein.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.